Das Bildnis des Dorian Gray Hot
Hörspiel
Rückentext
Folge 36: "Das Bildnis des Dorian Gray, Teil 1"London in den 1890er Jahren: Basil Hallward, ein talentierter Maler, verliebt sich in den jungen Dorian Gray und will seine faszinierende Jugend und Schönheit in einem Portrait festhalten. Dorian, durch den Anblick seiner selbst hingerissen, äußert den kühnen Wunsch, dass er nie altern, sondern das Bild dieses Schicksal auf sich nehmen solle. Dafür wäre er sogar bereit, seine Seele zu opfern…
Folge 37: "Das Bildnis des Dorian Gray, Teil 2"
London in den 1890er Jahren: Dorian Gray gibt sich, verführt durch den charismatischen Lord Henry Wotton, ganz den sinnlichen Gelüsten eines zügellosen Lebens hin und verfällt in einen Strudel der Leidenschaften. Doch weder die Zeit noch die Exzesse zeigen Spuren auf seinem jugendlichen Antlitz. Einzig sein Portrait verändert sich auf eigentümliche Weise…
Hörspiegel-Meinung
Es ist das Ende des 19. Jahrhunderts. Oscar Wildes Geschichte „Das Bildnis des Dorian Gray“ führt uns in die High Society Londons. Es war ein massenwirksamer Roman, als Wilde ihn veröffentlichte. Klare homosexuelle Fantasien spielten darin eine tragende Rolle. Und diese waren letzten Endes der Anfang vom Ende seiner schriftstellerischen Karriere, da er der Unzucht angeklagt und verurteilt wurde. Doch was 1890 als anrüchig und unzüchtig galt, treibt in der heutigen Zeit niemanden mehr auch nur eine leichte Schamesröte ins gesicht.
Das vorliegende Hörspiel von Titania Medien schafft es nicht, die Skandalträchtigkeit des Buches in ein modernes – auch nach heutigen Maßstäben aufrüttelndes – Hörspiel zu transponieren. Statt dessen konzentrieren sich Marc Gruppe und Stephan Bosenius darauf, die Sprache möglichst originalgetreu wiederzugeben und das phantastische Element des Buches in den Vordergrund zu rücken. Das Ergebnis ist jedoch ernüchternd: Die Sprache wirkt gestelzt und die Phantastik kommt erst zur Mitte des zweiten Teils der Doppelfolge so richtig zur Geltung. Hört man die erste CD für sich allein (sie wird auch separat im Handel vertrieben), so muss man zwangsläufig zu der Erkenntnis kommen: Für ein „Gruselkabinett“ ist das Thema klar verfehlt. Das ist schade, denn die Sprecher und die Produktion sind so hochwertig, wie man es von Titania gewohnt ist, doch gerade die Sprecher leiden unter der hochtrabenden Sprache.
Hasso Zorn ist ein hervorragender Erzähler, doch David Turba in der tragischen Hauptrolle des Dorian Gray wirkt distanziert und kalt, was zwar zum Ende der Geschichte hervorragend passt, jedoch gerade zu Beginn keine Beziehung zum Hörer aufkommen lässt. Tom Vogt als Lord Henry mimt den „schlimmen Finger“ ganz gut, Axel Malzacher hingegen wirkt über lange Strecken hinweg schwach und blass in der Rolle des emotional aufgewühlten Malers Basil Hallward, und kommt erst kurz vor seiner letzten Szene so richtig in Schwung. Kurze Gastauftritte von namhaften Sprechern wie Lutz Mackensy, Dagmar von Kurmin oder Simon Jäger sind gut, aber helfen der Story nicht auf die Beine.
Fazit: „Das Bildnis des Dorian Gray“ ist keine gute Wahl für das Gruselkabinett, zumindest nicht in dieser langen Ausführung. Dafür kommt das Gruselelement einfach zu kurz und zu spät. Ihr technisches Handwerk verstehen die Hörspielmacher von Titania jedoch auch hier wieder hervorragend.