The Pineapple Thief: It Leads To This Tour 2025

The Pineapple Thief: It Leads To This Tour 2025 Neu

Alina Jensch   29. März 2025  
The Pineapple Thief: It Leads To This Tour 2025

Bericht

Veranstaltungsort
Veranstaltungsdatum
23. März 2025

Hörspiegel-Bericht

 
Ziemlich genau ein Jahr nach ihrer Europatour zum Album „It Leads To This“ gastierten THE PINEAPPLE THIEF im Zuge ihrer „It Leads To This Tour 2025“ wieder auf den deutschen Bühnen. Moment mal, die Tour war doch schon letztes Jahr anlässlich der Albumveröffentlichung und ich im Kölner Carlswerk Victoria live dabei? [Hier der Bericht
Tatsächlich war die Resonanz auf die Tour so gut, dass die Briten in diesem Frühjahr nachträglich noch 22 weitere Konzerte in anderen Städten dran gehängt haben. Wer kann, der kann – und es lohnt sich wirklich! 

Um etwas Abwechslung in die Sache zu bringen, wurde aber eine wichtige Änderung vorgenommen: Diesen Tourteil spielten (und spielen auch aktuell noch) die sympathischen Prog Rocker ohne Support Act, um nach eigener Aussage mehr Zeit für ein längeres Set zu haben. Da dürfte so manch ein Fanherz direkt höhergeschlagen haben und es ist nicht verwunderlich, dass auch die diesjährigen Tourtermine wieder entweder ausverkauft oder zumindest sehr gut besucht sind. 
So auch an diesem bewölkten Sonntag in Oberhausen: Gut zwanzig Minuten vor Beginn war die doch recht großzügige Turbinenhalle 2 bereits rappelvoll, und den Sprachen im Publikum nach waren viele aus der niederländischen und/oder belgischen Nachbarschaft angereist. 
Auch wenn THE PINEAPPLE THIEF in den letzten Jahren ihre NRW-Stopps in Köln einlegten, so gibt es doch eine besondere Verbindung zu Oberhausen: 2014 spielten sie zunächst ein spärlich besuchtes Konzert in der kleinen Schlosserei des Zentrum Altenbergs, und arbeiteten sich drei Jahre später in das knapp doppelt so große Eisenlager des Zentrum Altenbergs hoch [das war sogar ausverkauft – Bericht hier]. Und heutzutage sieht man sie nur noch in den großen Hallen mit beeindruckender Technik und Lichtshow, weil mittlerweile eben auch tausend und mehr Leute kommen. Spannend, wenn man bedenkt, dass die Band vor einigen Jahren noch drauf und dran war, das Touren ganz an den Nagel zu hängen, weil es finanziell nur Verluste brachte [siehe mein Interview mit Bruce Soord 2017]. 
Los ging das Konzert genau wie im ersten Teil der Tour mit „The Frost“. Die Musiker wirkten frisch und gut gelaunt, und der Sound war erfreulicherweise direkt von Anfang an fast perfekt und musste kaum noch angepasst werden. Schon nach diesem ersten Song war der Applaus so ausgiebig, dass Sänger und Gitarrist Bruce Soord sich sichtlich berührt für die Anerkennung bedankte. Musikalisch ging es im Prinzip, mit nur wenigen Umstellungen der Reihenfolge, genau wie im Vorjahr weiter. Das fand ich ehrlich gesagt überraschend und hatte eine etwas andere Songauswahl für diesen Teil der Tour erwartet. Insbesondere, weil Ende letzten Jahres mit „Last to Run“ noch eine neue, fünf Songs starke EP herausgebracht wurde. Die Erwartung, live dann auch diese neuen Songs zu hören, lag also nahe. Tatsächlich wurde aber kein Song der EP und stattdessen weiterhin das komplette Album „It Leads To This“ plus ausgewählte (Fan-)Favoriten älterer Alben gespielt. 

Die loyale Gefolgschaft, die letztes Jahr schon dabei war, bekam aber trotzdem noch ein ganz besonderes Schmankerl serviert: Zur Mitte des Abends wurden Stühle auf der Bühne aufgebaut und die vier Mitglieder von THE PINEAPPLE THIEF – minus Beren Matthews, der auch auf dieser Tour wieder als Gast ziemlich beeindruckend Gitarre spielt – nahmen für drei halb-akustische Song-Interpretationen Platz. Mit „Threatening War“, „Barely Breathing“ und „Snowdrops“ hatte man sich drei beliebte Klassiker dafür ausgesucht und diese sehr reduzierte, akustische Version gelang wirklich gut! Schlagzeug-Star Gavin Harrison glänzte auch ohne sein großes Drumkit und brachte ein ganz neues Percussion-Feeling in die Songs. Apropos Percussion: Das Publikum wurde für den Rhythmus-Teil erfolgreich mit eingebunden und schaffte es zumindest in Oberhausen den durchaus anspruchsvollen Takt korrekt mitzuklatschen. Und dann wäre da noch Bassist Jon Sykes niedlicher Shaker in Form einer Ananas, den ich einfach einmal würdigen möchte. 

Vor allem, aber nicht nur, während dieser Akustik-Einlage wurde auf der Bühne gelacht, gescherzt und eine wohlig-warme Atmosphäre geschaffen, die sich durchaus auch im bunt gemischten Publikum widerspiegelte. Wie eine Platte mit Sprung kann ich nur immer wieder hervorheben, wie auffallend angenehm und freundlich das Publikum auf The Pineapple Thief Konzerten ist. In den leisen Song-Passagen kann man stets eine Stecknadel fallen hören, der Applaus nach den Songs ist immer lang und motiviert und würden die Leute nicht schon stehen, gäbe es wahrscheinlich eine Standing Ovation. Wohlgemerkt nach jedem Song. Ein ums andere Mal konnte Bruce die Warmherzigkeit und Begeisterung kaum fassen und packte zum Dank seine limitierten Deutschkenntnisse aus. 

Nach dem akustischen Intermezzo ging es mit dem schnellen „Rubicon“ vom aktuellen Album verhältnismäßig hart weiter, und vor der zu erwartenden Zugabe wurde sich nochmal eine kurze Pause gegönnt. Den Abend beendete schließlich „The Final Thing on My Mind“ nach über zwei Stunden Spielzeit. Sehr zu meiner Irritation, denn das Konzert fühlte sich zu dem Zeitpunkt höchstens wie 90 und keinesfalls 130 Minuten an! 
Ein besseres Zeugnis für die Qualität und den Unterhaltungsfaktor dieser Band kann es eigentlich nicht geben. Technisch auf einem schwindelerregend hohen Niveau sitzt bei diesen Herren jeder Handgriff, die Setlist ist so strukturiert, dass die Zuhörer in einem durchgängigen Fluss mitgenommen werden, und die bodenständige, freundliche Art der Musiker vermittelt ein Gefühl von Verbundenheit – all das sorgt dafür, dass keine Langeweile oder Langatmigkeit aufkommt. Fans des alten Materials der Band werden vermutlich etwas widersprechen, und einige der Anwesenden schienen in der Tat wenig vertraut mit den Alben der letzten Jahre – der Großteil ist aber unbestreitbar erst in den letzten Jahre, nach Beitritt Gavin Harrisons auf die Band aufmerksam geworden, und dementsprechend ist es verständlich, dass der Fokus auf neuen Songs liegt, an deren Gestaltung Gavin auch maßgeblich beteiligt war.  

Und so ging wieder einmal ein ganz fantastischer Abend mit Bruce Soord (Gesang, Gitarre), Gavin Harrison (Schlagzeug), Steve Kitch (Keyboard), Jon Sykes (Bass, Gesang) und Beren Matthews (Gitarre, Gesang) zu Ende.  

Die muss man wirklich einmal live gesehen haben! Eine unbeschreibliche Stimmung und Atmosphäre, die einfach nur Freude und das Gefühl, Zeuge von etwas Besonderem geworden zu sein, hinterlässt! 
In einem kurzen Aftershow-Plausch verriet Bruce mir noch, dass er bereits am Songwriting für ein neues Album säße. Die Tour dazu kann ich schon jetzt kaum erwarten! 


SETLIST

The Frost 
In Exile 
Demons 
Put It Right 
Our Mire 
Versions of the Truth 
Every Trace of Us 
White Mist 
All That's Left 
Now It's Yours 
Threatening War (Akustisch) 
Barely Breathing (Akustisch) 
Snowdrops (Akustisch) 
Rubicon 
To Forget 
It Leads to This 
Give it Back 

Fend for Yourself 
Alone at Sea 
The Final Thing on My Mind 

Weblink

https://www.pineapplethief.com/

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