Im Zeichen der Mistel

Im Zeichen der Mistel Hot

Nico Steckelberg   20. Juli 2014  
Im Zeichen der Mistel

Rückentext

Ein Comic aus einer Online-Auktion in ihm scheint ein uraltes Geheimnis verborgen, wie sich einst die unterlegenen Kelten (Gallier) an den angeblich siegreichen Römern letztlich doch noch grausam rächten und entscheidend zum Untergang des Imperiums beitrugen. Doch Hacker T-Rex entdeckt auch, dass der grausame Fluch noch immer wirkt. Und von dem alten, fremden Volk im neuen Gewand wieder eingesetzt wird, um abermals in gewaltigen Dimensionen in den Lauf der Geschichte einzugreifen.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
7,0
Atmosphäre 
 
7,0
Sprecher 
 
9,0
Soundtrack 
 
10,0
Aufmachung 
 
8,0
Gesamtwertung 
 
8,2

Ja, der Mistelzweig über dem Türrahmen hat schon so manche unfreiwillige Romanze beginnen lassen. Was genau es damit auf sich hat, und dass die Mistel tatsächlich ein eindeutig zweideutiges Symbol ist, stellt Jan Gaspard in seiner „Offenbarung 23“-Folge Nr. 49 heraus. Denn die Mistel beinhaltet empfängnisverhütende Mittel. Über die Keltenzeit schlägt er den Bogen zur heutigen Industriegesellschaft, in der im großen Stil die Fruchtbarkeit der Menschen auf lange Sicht deutlich beeinträchtigt wird. Die Machart macht dieses Hörspiel speziell. Denn den Einstieg – die „Tron'sche Chiffre“ ist diesmal ein Comic à la Asterix und Obelix (mit aus rechtlichen Gründen abgewandelten Namen), der als Minihörspiel immer mal wieder in die eigentliche Hörspielhandlung eingeflochten wird. Witzig gemacht. Wer mal Uve Teschner als Asterix- und Lutz Riedel als Obelix-Ersatzstimme hören möchte, sollte unbedingt mal in dieses Hörspiel reinhören.

Der „eigentliche“ Storystrang wird entsprechend etwas zurück gefahren. Etwas sauer aufgestoßen ist mir die Unterhaltung zwischen T-Rex und Margo, die auf einer sehr „abgedrehten“ Ebene stattfindet und sich direkt an die „alten Männer“ (die „Strippenzieher“ im Hintergrund) wenden. Zwischendurch gibt es noch ein paar ungläubige „Einschübe“ des Erzählers Helmut Krauss in seiner Rolle als Nat Mickler. Das fand ich persönlich inhaltlich too much.

(!!Achtung, Spoiler im nächsten Absatz!!)
Und die Haupttheorie dieser Folge („gezielte Empfängnisverhütung durch Weichmacher in Kunststoffen“) erscheint mir wenig durchdacht. Denn gerade in den hoch entwickelten westlichen Industrienationen hat man eher mit den Folgen des Bevölkerungsrückgangs zu kämpfen. Soziale Systeme werden in den kommenden Generationen gänzlich neu überdacht werden müssen und teilweise zum Erliegen kommen. Die Rohstoffe sind nicht mehr ausreichend, wenn man sich jedoch einmal beispielsweise den Wasserverbrauch der Länder anschaut, so sind Indien, China und die USA an vorderster Stelle der Ressourcenfresser. Eine weltweite Maßnahme wie „Massenunfruchtbarkeit“ wäre somit absolut nicht zielgerichtet. Im Gegenteil, sie steht dem „elitären“ Denken der vermeintlichen „Drahtzieher“ eher entgegen, da die vermeintlich wertschöpfenden Nationen ebenso durch diese radikale Maßnahme betroffen wären wie die Entwicklungsländer.

Die Sprecher, der Sound und auch die musikalische Umsetzung passen. Alles auf hohem Niveau. Vor allem der Rollenwechsel (Comic/Realität) gefällt mir gut. Hier darf Dominik Pobot sich als Barde mal so richtig austoben und nerven, was das Zeug hält. Auch das Coverbild ist gut gewählt.

Fazit: Das 50. Jubiläum der Serie wird nicht an die große Glocke gehängt. Der „Hinhörer“ dieser Folge ist zweifelsfrei die akustische Comicadaption, die man so schnell vermutlich nicht vergisst.

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