Berge des Wahnsinns (Teil 1 & 2) Hot
Hörspiel
Rückentext
Folge 44: New England 1930Der Geologe William Dyer, ein Professor an der Miskatonic University, ist der Kopf einer großangelegten Expedition in die Antarktis. Gemeinsam mit seinem Assistenten Larry Danforth, seiner Kollegin Dr. Leni Lake, deren Assistentin Leslie Carroll, dem Ingenieur Prof. Frank H. Pabodie, dem Physiker und Meteorologen Prof. Atwood und diversen Hilfskräften bricht Dyer auf, den unwirtlichen Kontinent der Erde zu erkunden. Ein sehr gefährliches Unterfangen, wie sich herausstellt...
Folge 45: In den Weiten der Antarktis 1931
Die Professoren Dyer und Pabodie fliegen gemeinsam mit Larry Danforth und einem kleinen Team mit dem letzten verbliebenen Flugzeug in Richtung der neu entdeckten Bergkette. Was wird sie dort nach dem dramatischen letzten Funkspruch, den die Kollegen gesendet haben, erwarten...?
Hörspiegel-Meinung
Im Jahre 1931 schrieb der Horror-Altmeister H.P. Lovecraft seine Erzählung „Berge des Wahnsinns“. Es ist eine klassische Lovecraft-Story: Geschrieben im Genre eines wissenschaftlichen Berichtes, mit vielen atmosphärischen Detailbeschreibungen der Charaktere und Orte. Wenn es aber ans Eingemachte geht, setzt Lovecraft seine wichtigste Waffe ein: Die Angst und die Vorstellungskraft seiner Leser. Lovecraft beschreibt seine Schrecken nur schemenhaft und überlässt den Rest der Fantasie. Und das macht den großen Gänsehaut-Faktor seiner Geschichten aus: Wissenschaftlich dargestellter Realismus trifft auf das Spiel mit den Urängsten des Lesers.
Titania Medien hat die „Berge des Wahnsinns“ für die Doppelfolge 44/45 ihrer Hörspielserie „Gruselkabinett“ adaptiert. Dabei fällt auf, dass das gesamte Hörspiel mit nur 6 Sprecherinnen und Sprechern auskommt. Und man hat zu keiner Zeit den Eindruck weitere Sprecher zu vermissen.
Wer das Buch kennt, wird sich fragen: „SprecherINNEN?“ Ja, denn wo H.P. Lovecraft eine reine „Männergeschichte“ schreibt, erhielten zwei Charaktere beim Hörspiel ein anderes Geschlecht um somit die Möglichkeit eines romantischen Elements einzuflechten. Das passt sehr gut zur Gruselkabinett-Serie, allerdings werden Lovecraft-Fans eher verstört reagieren. Insbesondere die übertriebenen „Geschlechterkampf“-Szenen wirken platt und unpassend zu Lovecraft und machen einiges an Atmosphäre kaputt. Stattdessen wird auf wichtige skurrile Elemente von Lovecrafts Original-Erzählung verzichtet (die Pinguine).
Die beiden Cover von Firuz Askin passen gut. Der Soundtrack wirkt nicht immer stimmig zur dunklen Atmosphäre. Achtet man auf die Hintergrundmusik zur Obduktionsszene, wird man feststellen müssen, dass die beschwingte Art nicht so recht passen mag. Die Sprecher hingegen können weitestgehend überzeugen. Reiner Schöne ist prima, muss nur leider sehr aufdringlich-chauvinistische Textpassagen spielen, was seinen Charakter eher hinterwäldlerisch-komisch als väterlich-vertrauensvoll wirken lässt. Jan Panczak wirkt etwas blass. Eckart Dux kann auf ganzer Linie überzeugen, ebenso wie Bettina Weiß als weiblicher Dr. Lake.
Es ist nicht leicht, eine Lovecraft-Story zu vertonen oder zu verfilmen. Sobald man das Grauen „zeigt“ oder „in Geräusche gießt“, ist es „stofflich“, und genau das ist es, was Lovecraft selbst gern vermeidet. Das Titania-Hörspiel „Der Tempel“ ist in dieser Hinsicht um Längen besser geworden und ganz klar das bessere Lovecraft-Hörspiel.
Fazit: Die „Berge des Wahnsinns“ sind eine ganz ordentliche Folge der Serie „Gruselkabinett“, solange man die Originalgeschichte von H. P. Lovecraft nicht vergleichend gegenüber stellt. Die hervorragende, atmosphärisch dichte Vorlage wurde stellenweise umgeschrieben, und das nicht zum Vorteil des Originals. Lovecraft-Fans werden daher eher enttäuscht sein.