Nebel im August

Nebel im August Hot

Michael Brinkschulte   21. April 2017  
Nebel im August

Hörbuch

Untertitel
Die Lebensgeschichte des Ernst Lossa
Autor(en) oder Hrsg.
Erscheinungsjahr
Format
CD
Anzahl Medien
6

Rückentext

Wer misst den Wert von Leben?
 
Deutschland, 1933: ernst Lossa stammt aus einer Familie von Jenischen, „Zigeuner“, wie man damals sagte. Er gilt als schwieriges Kind, wird von Heim zu Heim geschoben, bis er schließlich in die psychiatrische Anstalt in Kaufbeuren eingewiesen wird. Obgleich geistig völlig gesund, wird er mit dem Stempel „asozialer Psychopath“ als unwertes Leben gekennzeichnet.
 
Eine wahre Geschichte über ein weniger bekanntes Kapitel der NS-Vergangenheit – zutiefst aufrüttelnd, gründlich recherchiert, einzigartig berührend erzählt.
 
Ein ergreifendes Hörbuch über „Euthanasie“ im Dritten Reich

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
10,0
Atmosphäre 
 
10,0
Sprecher 
 
7,0
Aufmachung 
 
7,0
Gesamtwertung 
 
8,5

Wie ist das Hörbuch umgesetzt?
 
Eine bearbeitete gekürzte Hörbuchfassung des Buches von Robert Domes aus dem Jahr 2008, das als Vorlage für den gleichnamigen Kinofilm dient, hat es auf die sechs CDs des Hörbuches geschafft. Gelesen wird von Julian Horeyseck, der unter dem Rückentext als ideale Besetzung gelobt wird, da er mit seiner jungen Stimme zur Geschichte Ernst Lossas passe. Horeyseck liest grundsätzlich gut. Gut betont, mit angemessenem Tempo. Doch leider wirkt die geschaffene Atmosphäre durch die Stimmführung weniger dramatisch als die Geschichte es verlangt. 
 
Das Cover des Digipacks, in dem die CDs stecken und in dem auch Informationen zu Autor und Sprecher nachzulesen sind, ziert ein Bild des Kinofilms. Nähere Informationen zu Ernst Lossa sind leider nicht abgedruckt.
 
 
Resümee:
 
Ernst Lossa ist ein glücklicher Junge, der gern mit seinen Eltern und Geschwistern auf der Straße unterwegs ist. Als er mit der ganzen Familie zurück nach Augsburg kommt, wo seine Mutter das nächste Kind zur Welt bringen soll, wird die Familie vom Vermieter abgewiesen. Dies ist das deutlichste Anzeichen der Anfeindungen, denen sich die der Gruppe der Jenischen angehörenden Familie entgegen schlagen. Doch dabei bleibt es nicht. Nachdem das jüngste Geschwisterkind bei Verwandten geboren wurde, eine neue Wohnung gefunden ist, geht der Vater wieder seinen Geschäften nach, als plötzlich ein Mann vom Amt und eine Fürsorgerin vor der Tür stehen und die Kinder aus den Händen der erkrankten Mutter reißen. Verteilt auf unterschiedliche Heime, „… nur für kurze Zeit…“. 
Ernst kann sich mit den unterschiedlichen Heimen und den von ihm verlangten und ihm aufgezwungenen neuen Lebensumständen nicht anfreunden. Daher wird er immer weiter abgeschoben, bis er schließlich in einer Psychiatrie untergebracht wird.
 
Die Geschichte des Ernst Lossa steht als Beispiel für eines der Schicksale in der NS-Zeit und zeichnet unter Einbezug gut recherchierter Tatsachen ein schockierendes Bild. Der Text und die darin geschilderten Ereignisse schockieren, wenn zum Beispiel von immer durchsichtiger werdenden Kindern gesprochen wird, die irgendwann verschwinden und deren Betten mit neuen Kindern besetzt werden. 
Gegensätzlich dazu erweist sich an solchen Stellen die Art des Vortrags durch Julian Horeyseck, der die bedrückende Stimmung des Textes nicht ausreichend stützt.
 
Ein Hörbuch, dessen Inhalt erschüttert und das Thema ‚Euthanasie‘ im Dritten Reich anhand einer wahren Lebensgeschichte zurück ins Blickfeld rückt.
 
Wer weitere Informationen zu Ernst Lossa sucht, wird u.a. bei Wikipedia fündig, wo unter anderem auch ein Foto des Stolpersteins zu sehen ist, der am Kloster Irsee verlegt wurde.

© 2002 - 2024 Der Hörspiegel - Lesen, was hörenswert ist. --- IMPRESSUM --- DATENSCHUTZ