Feast of Friends

Feast of Friends Hot

Sören Wolf   03. November 2014  
Feast of Friends

Musik

Interpret/Band
Unter-Genre
Veröffentlichungs- Datum
07. November 2014
Format
  • DVD
  • Blu-ray Disc
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
8,0

Die Doors in der Limousine, in der Hochbahn, im Flugzeug und auf dem Segelboot. Dazu die Studioversionen ihrer bekannten Songs wie Moonlight Drive, Strange Days, Five to One und der bekannte Livemitschnitt aus der Hollywood Bowl von "The End".

So ähnlich kann man wohl die Musikdokumentation "Feast of Friends", von den Doors über die Doors im Jahre 1968 produziert, und bisher nie in der konzipierten Form veröffentlicht, kurz zusammenfassen.

Lange geisterte der Titel durch die Welt der Doors Gemeinde, nun dürfte endlich der letzte Vorhang gefallen, und wirklich jedes noch existierende Ton- und Bilddokument der Gruppe veröffentlicht worden sein. Viel Neues bekommt der Betrachter nicht zu sehen; in der formidablen Dokumentation "When you are Strange" von Tom DiCillo aus dem Jahr 2009 sind bereits die besten Sequenzen zu sehen gewesen und in eine tolle Dramaturgie eingearbeitet worden. Auch in früheren Dokumentationen tauchten die meisten Bilddokumente immer wieder mal auf.

Doors-Komplettisten wird es trotzdem nicht vom Kauf der DVD oder Blu-ray abbringen. Der original konzipierte Film aus dem Jahr 1968 ist verglichen mit der neu geschnittenen "Encore" Version von Feast of Friends ein eher laues Lüftchen. Die Schnitte sind nicht besonders gelungen, das Halbplayback wirkt fast an allen Stellen unnötig und gewollt aber nicht gekonnt, die Songs sind auch nicht besonders liebevoll ausgewählt und zusammengestellt. Jedoch muss man sich vor Augen halten das dieser Film vor einer halben Ewigkeit (1968) zusammengeschnitten worden ist und daher durchaus für damalige Zeiten innovative Schnitttechniken aufweist. Diese Scharte wurde jedoch in der Encore-Version ausgemerzt. Dort sind auch die interessanteren und rareren Filmszenen verarbeitet worden, garniert mit einigen Doors Songs die noch nicht zu Tode gedudelt worden sind wie Peace Frog, Summer's Almost Gone, Wishful Sinful und Wild Child während der Originalaufnahme 1969 im Studio. Hier sind die Szenen nicht so sehr aus dem Zusammenhang gerissen worden. So wird man Zeuge wie Robby, Ray und Jim zusammensitzen und Poker spielen und dabei einen sehr liebevollen und harmonisch Eindruck hinterlassen. In Richard Avedon's Fotostudio durfte die Filmcrew allerdings nicht filmen, und wurde barsch vom großen Fotografen hinausgeworfen. Im Booklet des Videos hat der Kameramann und Fotograf Paul Ferrera das Vorwort geschrieben, Frank Lisicandro hat das editieren der Szenen übernommen und Babe Hill den Tonmann gemimt. Allesamt Leute aus dem näheren Umfeld der Doors.

Als Zusatz zu "Feast of Friends" gibt es mit "The Doors are Open" auch noch die auf dem Konzert in London 1968 mitgeschnittenen Schwarz-Weiß-Liveauftritt aus London zu sehen. Herrlich wie durch verschiedene schnelle Schnitte von politischen Ereignissen, Einblendungen von berühmten Zeitgenossen, der Auftritt und die Aussagen der Doors mit Gewalt in einen politischen Kontext gestellt worden sind. Es wundert nicht, dass immer mehr Leute die heutzutage in der Öffentlichkeit stehen, ihre Außendarstellung so gut wie möglich zu kontrollieren versuchen, wenn man sieht welche Blüten ein vorgefertigtes Bild so treiben kann. Als letzte Zugabe findet sich eine Studioversion von "The End" mitgeschnitten 1967 in einem Filmstudio in Toronto für eine kanadische Fernsehsendung und in Farbe zu sehen. Der erste Mitschnitt der Doors im Fernsehen überhaupt, noch bevor die Band mit "Light my fire" einen Hit landen konnte. Eine wirklich eindringliche Version der Ode an den Abschied. Das Publikum ist auch mehr als einen Blick wert, vor allen der am linken Bühnenrand exzessiv tanzende Geselle, der eine Mischung aus Expressivtanz und Schattenboxen zur Schau stellt. Manch ein verstörender Blick ist auch hier und da eingefangen worden.

Ein guter Abschluss der DVD mit der Gewissheit, dass nun wahrscheinlich nichts mehr aus dem Archiv veröffentlicht werden kann.

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