Nostalgic Vision

Nostalgic Vision Hot

Nico Steckelberg   12. Juni 2011  
Nostalgic Vision

Musik

Interpret/Band
Label
Format
CD
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
7,0

Kennen Sie Bruno Böhmer Camacho? Nein? Dann dürfen wir seinen Lebenslauf kurz skizzieren:
„Bruno Böhmer Camacho wuchs in Barranquilla auf, einer Millionenstadt an der kolumbianischen Karibikküste. Sein Großvater mütterlicherseits war Ángel María Camacho y Cano, ein international bekannter Musiker, Komponist und Förderer der karibischen Musik.

Von seiner Mutter, der Konzertpianistin Lyra Mercedes Camacho, lernte Bruno Klavier spielen. Der deutsche Pianist Günther Renz unterrichtete ihn in Harmonielehre, Komposition und Arrangement, und bereits mit neun Jahren gründete er das Jazz-Ensemble Latin Sampling, das auf diversen Jazzfestivals in Südamerika zu einer jugendlichen Jazzgröße avancierte.

Mit 16 gewann Bruno den ersten Preis beim Nachwuchs-wettbewerb „Jugend jazzt“ in Bonn, ein Jahr später begann er als Stipendiat an der Folkwangschule in Essen. Im Mai 2006 wurde er mit dem Folkwang-Preis als bester Jazz-Student ausgezeichnet und 2008 erhielt er mit seinem Trio den Preis für das Beste Ensemble.

Im Anschluss bekam er ein Stipendium für die Berklee School of Music in Boston, wo er von dem Vibraphonisten Victor Mendoza in die Berklee All Star Band aufgenommen wurde.“ (Quelle: http://www.brunoboehmercamacho.de/bio.html)

Nun erscheint mit „Nostalgic Vision“ Bruno Böhmer Camachos zweites Soloalbum. Die Songs ertönen weitestgehend im klassischen Jazz-Trio-Sound. Neben ihm (Piano) spielen seine Bandkollegen Juan Camilo Villa (E-Bass) und Rodrigo Villalon (Drums). Aber das Album hat auch einige musikalische Gäste zu bieten, wenn es um den Gesang oder die orchestralen Passagen geht.

Für ein Jazz-Album ist „Nostalgic Vision“ überraschend melodiös und offen für diverse Spielrichtungen. Da erklingen minimalistische Stückchen, bei denen man sich einen Spaziergang durch eine nächtliche Großstadt gut vorstellen kann („Static Motion“), tiefmelancholische Piano-Balladen, die wie der Soundtrack zu einem imaginären Kino-Drama klingen („Volcanic Ashes“), großartige emotionale und tiefgründige Jazz-Pop-Songs („Quiero Olvidar“) und noch so manch andere Facette.

Während die meisten Stücke Eigenkompositionen sind, wagt sich Böhmer Camacho auch zwei Cover-Stücke heran: „Fragile“ von Sting und „Poinciana“ von Nat Simon & Buddy Bernier.

„Nostalgic Vision“ ist eher ein Jazz-Album für alle, die sich an dieses Genre neu heran wagen. Es ist eingängig, gefällig, nicht kantig sondern samtweich, insbesondere wenn das hervorragende Streicherensemble sanft erschallt. Ebenso, dass man auch dann Gefallen daran finden dürfte, wenn man ansonsten mit Jazz nicht so viel am Hut hat. Stellenweise ist es mir persönlich jedoch zu schmachtend und sehnsüchtig. Aber das ist eine reine Geschmacksfrage.

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