A de Grenz - Hörspielmonolog Hot
Hörspiel
Rückentext
Ein Busfahrer, der im südbadischen Grenzland unterwegs ist, erzählt, was ihn an die Grenze treibt. Bis er die Grenze schließlich überschreitet.Hörspiegel-Meinung
„Ins Alemannische übertragen von Volkmar Straub“ – das war das erste, was meine Aufmerksamkeit bei diesem Hörspiel des SWR weckte. Dann der Titel: „A de Grenz“. Klingt fremdartig und doch ein bisschen verständlich.
Okay, fangen wir vorn an. Alemannisch – wer weiß, was das ist? Wikipedia natürlich.
„Als alemannische Dialekte, oder exakter westoberdeutsche Dialekte, werden in der germanistischen Linguistik aufgrund gemeinsamer Sprachmerkmale diverse im Südwesten des deutschen Sprachraums gesprochene Dialekte bezeichnet.“ (Quelle: Wikipedia.de)
Aha! Wir haben es hier also mit einem Hörspiel im Dialekt des Grenzgebiets zwischen Schweiz und Baden-Württemberg zu tun. Cool, da war ich neulich im Urlaub. Dann dürfte es mir gar nicht schwer fallen, das zu verstehen! Dachte ich. Zugegeben: Es ist nicht ganz leicht für einen Sauerländer wie mich, diesen Dialekt auf Anhieb zu verstehen. Aber nach ca. 5 Minuten ist man „drin“ und versteht 90% der Handlung auch ohne Zurückspulen.
Und das, was man da hört ist ein psychologisch hoch interessanter Gedankenmonolog eines Busfahrers, der – so scheint es – mit sich, und seinem Leben zufrieden ist. Wenn da nicht die anderen Menschen wären. Er regt sich über viele Dinge auf, überzeichnet sie, wird von seinem Umfeld als Choleriker betrachtet, hat Gewaltfantasien. Als ihn ein Fahrgast bedroht, muss er handeln. Am Ende jedoch steht er selbst als der Täter dar. Der Hörer selbst kann nicht mehr unterscheiden: Was ist real, was ist Einbildung?
Hugo Rendler hat bereits Tatort-Hörspiele geschrieben. Mit „A de Grenz“ begibt er sich nicht nur in das Deutsch-Schweizerische Grenzgebiet, sondern – wie der Titel schon suggeriert – vielmehr in eine Grenzsituation. Psychologisch und soziologisch hoch interessant und toll gespielt vom „Übersetzer“ Volkmar Straub. Das akustische Drumherum ist Regisseur Reto Ott mit der Musik von Martin Bezzola ebenfalls gut gelungen. Außergewöhnlich komplex, sperrig und progressiv – aber eben deshalb innovativ für eine Radioproduktion.
Sicherlich kein Hörspiel für jedermann. Doch wer sich auf den Ausflug in die alemannische Sprachwelt und das „Falling Down“-Erlebnis eines gereizten Busfahrers einlässt, wird mit „A de Grenz“ belohnt.
Interessanterweise gibt es auch Übersetzungen in andere deutschsprachige Dialekte. Die liegen mir derzeit nicht vor, die Tatsache an sich klingt aber spannend.