Frankfurter Buchmesse vom 10. bis zum 14. Oktober 2012 Hot
Michael Brinkschulte
29. Oktober 2012
Bericht
Künstler
Veranstaltungsort
Location
Veranstaltungsdatum
10. Oktober 2012
Hörspiegel-Bericht
Auf die Frankfurter Buchmesse 2011 folgte die Leipziger Buchmesse und wieder die Frankfurter Buchmesse 2012. Alles in schöner Reihenfolge chronologisch geordnet. Auch wir von Hörspiegel sind chronologisch geordnet mit zwei Redakteuren, Christine Rubel am Mittwoch und Michael Brinkschulte am Donnerstag, zur Buchmesse nach Frankfurt gefahren. Doch um die stetige Einheitlichkeit zu durchbrechen hier unsere Erlebnisse mal in anderer Reihenfolge, begonnen mit dem Donnerstag:Auf der Frankfurter Buchmesse Donnerstag 11.10.12
Der Messe-Donnerstag. Von Michael Brinkschulte.
Nach einer fast reibungslosen Anreise zur Buchmesse (ohne die üblichen Staus) und dem schnellen Transport per Bus zur Galleria geht mein Rundgang über die Frankfurter Buchmesse los.
Zu Beginn will ich in diesem Jahr die Präsentation unter dem Titel „Bevor es bei Euch hell wird“ des diesjährigen Ehrengastes Neuseeland in Augenschein nehmen. Somit führt der Weg zielstrebig zum Forum 1. Unter diesem ist die ARD mit großer Fläche inklusive Studio vertreten und berichtet live vom Geschehen vor Ort.
Doch schon auf dem vor dem Gebäude liegenden Platz ist Neuseeland mit schaffenden Künstlern vertreten, die traditionelle Hausbauten und Holzarbeiten zeigten. Menschen fotografieren und wer möchte hat die Gelegenheit zu Gesprächen.
Im Forum 1 angekommen ergibt sich ein besonderes Bild. Schon beim Eintritt in den Raum wird der Besucher von freundlichen Damen darauf hingewiesen, nicht ins Wasser zu treten. Dies ist, wie ich später erfahre, ein aus Erfahrungswerten entstandener Warnhinweis. Im dunkel gehaltenen Raum ist eine, meiner Meinung nach gut sichtbare, Wasserfläche installiert, die von Wegen umgeben und von Brücken durchzogen wird. In der Mitte liegt auf einer Insel eine Leinwandinstallation, auf der in regelmäßigen Abständen eine Videopräsentation läuft, die durch aktiv handelnde Personen unterstützt wird. Diese Darbietung beschreiben zu wollen, wäre vermessen. Teilaspekte der Projektionen sind Land, Menschen, Geschichte und natürlich auch Literatur.
Die emotionale Umsetzung ist beeindruckend. Störend ist, und hier wird wieder einmal die hektische heutige Gesellschaft deutlich, dass viele Gäste sich nicht auf das Geschehen und die Präsentation einlassen können oder wollten und somit andere durch ihr ständiges Kommen und Gehen oder Telefonieren vom ungetrübten Betrachten der Darbietung abhalten.
Nach dem beeindruckenden Start beim Ehrengast führt mich mein Weg zur Halle 3, in der neben Literatur und Sachbüchern auch Kinder- und Jugendmedien sowie Comics, Religion und Touristik zu finden sind. Gerade der Comic-Sektor ist durch viele internationale Verlage vertreten, von Manga bis Fantasy oder Science Fiction findet sich jede Menge Lesestoff.
Auch im Kinder- und Jugendbuch Bereich zeigt sich die aktuelle Entwicklung in Richtung technischer Medien als Buchersatz. E-Books für Kinder und Jugendliche stellen für die Verlage ein Startpotential dar, auf das in Zukunft zurückgegriffen werden kann. Die jungen Leser von heute sind die Käufer von Morgen, und wer sich bereits in jungen Jahren mit E-Books vertraut gemacht hat, der greift hier später schneller zu, als der auf Papier fixierte „Altleser“.
Gerade E-Books machen einen großen Teil der Veröffentlichungen aus, die auf der Messe betrachtet und vorgestellt werden. Dies wird auch in der Halle 4.0 deutlich, in der sich neben Dienstleistungen für Verlage und Buchhandel auch „Media & Entertainment: StoryDrive“ befinden. Gerade die Vermarktungsmöglichkeiten von Literatur als E-Book oder „Book on demand“ stehen in der Halle 4 stark im Fokus.
Wer über die Rolltreppen den Weg in die Hallen 4.1 und 4.2 findet, der kann sich gezielt in den Bereichen Kunst, Wissenschaft und Fachinformation, sowie Bildung informieren. Die Vielfalt der Aussteller und der dort gezeigten nicht nur auch Bücher beschränkten, sondern auch auf multimediale Medien ausgeweiteten Produkte ziehen ein breites Interesse auf sich.
Nach einem kurzen Streifzug durch die Halle 5, in der internationale Verlage ihre Veröffentlichungen vorstellen und in der auch Organisationen ausgewählter Kulturpolitik ihren Standplatz haben, führt mich mein Weg in die Halle 6. Hier setzt sich in 6.1 der internationale Verlagsbereich fort. In der darunter liegenden Ebene ist ein kleiner Bereich für die Frankfurter Antiquariatsmesse abgeteilt, vor deren Betreten der Besucher sämtliche Taschen etc. an der Garderobe abgeben muss. Dies geschieht sicherlich nicht allein aus Diebstahlsicherungsgründen, sondern auch, um den engen Raum nicht durch Gepäck zu füllen. Den Großteil dieser Halle füllt jedoch der Bereich für „Literary Agents & Scouts Centre (LitAG)“. Die Suche nach neuen Autoren scheint, auf welchen Veröffentlichungsfeldern auch immer, einen deutlich größeren Stellenwert als in den vergangenen Jahren zu erhalten.
Ziel beim Rundgang durch die Hallen sind natürlich, wie sollte es als Hörspiegel-Redakteur auch anders sein, auch Hörbuch- und Hörspielveröffentlichungen. Diesbezüglich hat die Messe eine Menge zu bieten, es scheint mir jedoch im Gegensatz zum vergangenen Jahr etwas weniger in dieser Richtung zu sein. Vor allem die Gemeinschaftspräsentation der Hörbuchverlage erweist sich als recht klein, da bei weitem nicht alle diesbezüglichen Verlage dort vertreten sind. Vielmehr verteilt sich das Feld der Hörbuchschaffenden auf viele Stände und mehrere Hallen. Auch international sind Hörbücher ein häufig anzutreffendes Medium.
Mein Weg führt mich unter anderem an den Stand vom Zeitbrücke-Verlag, dessen Hörfeatures ich in letzter Zeit sehr zu schätzen gelernt habe. Das Feature zu Karl May erhielt unser „Prädikat: Hörenswert“. Mein Ziel ist es die Macher hinter den Features kennen zu lernen und ich habe Glück, dass ich Jens und Jörg G. Fieback noch angetroffen habe. Terminbedingt blieb es bei einem kurzen aber sehr informativen Austausch, bei dem auch ein Foto entsteht. Ich erfahre, dass es für den Verlag die erste Präsenz auf der Frankfurter Buchmesse ist und erhalte Einblick in die zukünftigen Veröffentlichungsvorhaben. So wird die Reihe der historischen Features mit einer Folge zu „Napoleon und die Völkerschlacht“ sowie zu „Spartacus“ fortgesetzt.
Nach dem Abschied vom Zeitbrücke-Verlag finde ich direkt gegenüber bei Digital Publishing die nächsten Gesprächspartnerinnen. Dort treffe ich unter anderem Frau Brandecker, die für die Produktion der erfolgreichen „The Grooves“-Sprachlern-Hörbucher verantwortlich zeichnet. Ich erfahre von einem neuen The Grooves-Band, dem inzwischen 31sten, der sich den „Groovy-Verbs“ widmet. Eine erste Hörprobe am Stand zeigt eine musikalische Veränderung. Es wird auf dieser CD im Gegensatz zum sonst starken Jazz-Anteil verstärkt mit Rap gearbeitet, um, wie ich erfahre, auch dem jungen Publikum das Sprachenlernen auf eigenem musikalischem Terrain näher zu bringen.
Ein weiteres Thema bei Digital Publishing sind internationale Weihnachts-Sprach-Hörbücher, bei denen Bestsellerautoren wie John Updike, Paul Auster etc., geboten werden.
Im weiteren Verlauf des Tages treffe ich an verschiedenen Ständen auf interessante Neuveröffentlichungen von Hörbüchern und Ankündigungen zu solchen. Die Eindrücke werden mehr, die Übersicht über das Ganze schwindet immer mehr. Eine Pause muss her!
Nach dieser starte ich erneut in die Hallen und treffe am Stand vom Kuebler Verlag Herrn Kübler an, mit dem ich schon im vergangenen Jahr ein aufschlussreiches und langes Gespräch führen durfte.
Auch in diesem Jahr verweile ich einige Zeit am Stand und erfahre, dass von der aus der Feder von Bernard Cornwell stammenden „Sharpe-Serie“ ein Hörbuch mit dem Titel „Sharpes Weihnacht“ auf 2 CDs erscheinen wird. Zudem berichtete Herr Kübler darüber, dass der Kuebler Verlag die Printrechte für Bestseller-Autors Mika Waltari bekommen hat und dessen Werke demnächst neu veröffentlicht. Die Sensation für die Liebhaber historischer Romane: Es hat sich herausgestellt, dass die in Deutschland bisher veröffentlichen Romane Waltaris nicht immer vollständig sind. Dies soll sich nun ändern.
Beim von Herrn Kübler benannten Roman „Michael der Finne“ stellte sich heraus, dass es sich bei der deutschen Veröffentlichung nicht einmal um die direkte Übersetzung aus dem finnischen handelte, sondern um eine über andere Sprachen übersetzte Fassung. Zudem sind komplette Kapitel gekürzt worden, sodass die nun bei Kuebler neu erscheinende und neu übersetzte Fassung sage und schreibe 40 Prozent mehr Umfang hat. Weitere Romane Waltaris werden derzeit neu übersetzt und die Fans historischer Romane dürfen gespannt sein.
Nach einem abschließenden Foto am Stand vom Kuebler Verlag, mit dem der Verlag auf seiner Homepage die Gäste während der Messe dokumentiert, verabschiede ich mich. Mein Weg führt mich durch die bereits einmal durchstreiften Hallen und ich finde immer neue interessante Betrachtungspunkte.
Nach einem Zwischenstopp bei Headroom, an deren Stand ich neben dem dortigen Mitarbeiter auch mit einigen Besuchern ins Gespräch komme, die die Veröffentlichungen für eine Stadtbücherei in Betracht ziehen, strebe ich nochmals die frische Luft im Außenbereich an. Dort finden sich plötzlich Stände, die ich auf einer Buchmesse so nicht erwartet hätte, sondern eher auf einem Musikfestival. Von Schmuck bis T-Shirts wird hier alles angeboten.
Zurück in den Hallen streife ich noch einmal herum, um dann festzustellen, dass die Zeit wie im Flug vergangen ist. In Kürze schließt die Messe. Der Weg ins Parkhaus steht an, und so geht es ab in den Bus und mit diesem zum Parkhaus „Rebstock“.
Ein von intensiven Eindrücken geprägter Tag geht zu Ende und es steht nur noch die Rückfahrt von rund 3 Stunden an.
Der Messe-Mittwoch. Von Christine Rubel.
Einen Tag früher als Michael, also am ersten Tag der Messe, fuhr ich nach Frankfurt.
Um halb sieben war die Welt noch in Ordnung. Pünktlich wach geworden, kein Stau gemeldet – alles gut. Doch dank meines Navis fuhr ich um kurz vor neun seit einer geschlagenen Stunde durch ein Waldgebiet. Super. Eigentlich wollte ich doch dorthin, wo das Endprodukt in Mengen auf mich wartete, zur Frankfurter Buchmesse.
Doch gegen halb zehn war es dann soweit, Bücher und Hörbücher ohne Ende. Glücklicherweise war die Aufteilung der Stände ähnlich wie im letzten Jahr, so dass die Orientierung leicht fiel. Als erstes besuchte ich den Stand von Hörbuch Hamburg, wo ich von Ines Hansla herzlich begrüßt wurde. Ein breites Spektrum an Hörbüchern, von Liebesromanen wie „Eines Abends in Paris“ von Nicholas Barreau bis zum neuesten Krimi „Böser Wolf“ von Nele Neuhaus, aber auch der „Fussballgipfel“ mit Manni Breuckmann, Harald Schmidt, Uli Hoeneß und Claudia Roth erwarteten mich. Auch veröffentlich Hörbuch Hamburg demnächst eine Auswahl an MP3-Hörbüchern, die meist eine günstigere Alternative zu den normalen CDs sind und platzsparender im Regal.
Ein sehr nettes Gespräch hatte ich auch am Stand des Hörverlages. So erfuhr ich, dass es für die Auswahl des Sprechers bestimmte Kriterien gibt, die von dem zu lesenden Buch abhängen. Manche Sprecher lesen alles von einem bestimmten Autor, wie Jan-Josef Liefers alles von T.C. Boyle liest und sich mit dem Autor durch die Lesungen angefreundet hat. So ist er auch mit dem fünften Fall von Dr. Siri bei der SAT.1 Hörbuch-Edition MORDSSTIMMEN dabei. Nach den Veröffentlichungen von Harry Potter erscheint auch das neueste Hörbuch von Joanne K. Rowling im Hörverlag. „Ein plötzlicher Todesfall“ wird auf 18 CDs oder 3 MP3-CDs von Christian Berkel gelesen, der mich schon in „Gut gegen Nordwind“ begeistert hat. Auch Agatha Christi und Henning Mankell sind unter andern Krimiautoren vertreten, sowie die aktuellen Bestseller „Shades of Grey“ von E L James.
Radioropa, bekannt durch seine DAISY-MP3s für Hörgeschädigte, die sich aber auch als normale MP3-CDs abspielen lassen, hatte eine kleine aber feine Auswahl dabei. So gab es nicht nur regionale und internationale Krimis, Liebesromane und historische Romane, sondern auch „Die Patin“ von Gertrud Höhler, eine Abrechnung mit Angela Merkel oder „Klick mich“ von Julia Schramm, eine Geschichte über die Möglichkeiten und Gefahren des Internets.
Bei Random House Audio hat auch die Verbrechensaufklärung Einzug gehalten: während im Fernsehen an fast allen Abenden CSI geboten wird, sind Christoph Maria Herbst und Tanja Geke mit „CSI:Märchen“ den wirklich fiesesten Verbrechen auf der Spur! Auch gibt es ein Wiederhören mit Andrea Sawatzki und dem vierten Fall von Flavia de Luce. Leider ist der dritte Fall der naseweisen Flavia durch den Verlagswechsel zu Random House nicht als Hörbuch gesprochen worden, aber vielleicht kommt er noch. Neu ist auch die Fortsetzung von Jan-Philipp Sendkers Herzhören, „Herzenstimmen“. Die Lebensgeschichte von Mark Twain, die erst 100 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden durfte, ist sicherlich ein weiteres Highlight.
Der gemeinsame Stand der Hörverlage war kleiner, aber auch dort gab es Möglichkeiten zu sehr netten Gesprächen, so wie bei Zyx. Eigentlich ein Verlag für Musikalben, jedoch auch mit einer Auswahl an Hörbüchern. So haben wir schon das Hörbuch „Wer das Schweigen bricht“ von Mechthild Borrmann besprochen, das das „Prädikat: Hörenswert“ erhielt. Ein Hörbuch wurde mir besonders ans Herz gelegt, „Adressat unbekannt“, gelesen von Matthias Brandt und Stefan Schad. Eine Geschichte, die vor Jahrzehnten geschrieben wurde, ein Briefwechsel eines Deutschen und eines Juden zu Zeiten des 2. Weltkrieges. Ich bin sehr gespannt. Aber auch die „Rauchenden Colts“ erleben eine Wiedergeburt.
Bei Argon stieß ich auf weitere bekannte Hörbücher und Neuheiten, von denen ich zwei gerade frisch gehört und für den Hörspiegel rezensiert habe, „Die Akte Vaterland“ von Volker Kutscher und „Die eiskalte Jahreszeit der Liebe“ von A.D. Miller, die ich beide richtig gut fand.
Nach einem Stöberrundgang durch die ausgestellten Kalender und bei den Taschenbuchverlagen wie Grafit, KBV, Gmeiner, Aufbau, Diogenes, Piper, Lübbe und vielen mehr trat ich die Heimreise an, ohne Navi.
Rückblickend aufgefallen ist mir der hohe Sicherheitsaufwand, der sich durch die Ankunft Arnold Schwarzeneggers noch sehr verstärkte. Doch manchmal geht es auch ohne, dann schaut man nach rechts und sieht Elke Heidenreich neben einem stehen, ganz normal und ohne Anhang, oder man bekommt draußen beim Mittagessen ein Tütchen mit Blumensamen vom Bodensee in die Hand gedrückt. Es gibt sie, die netten Momente. Der Eindruck war positiv, es gibt viel Neues zum Hören und zum Lesen. Ich werde gerne wiederkommen.