The Pineapple Thief: It Leads to This Tour 2024

The Pineapple Thief: It Leads to This Tour 2024 Hot

Alina Jensch   02. April 2024  
The Pineapple Thief: It Leads to This Tour 2024

Bericht

Veranstaltungsort
Veranstaltungsdatum
15. März 2024

Hörspiegel-Bericht

Was gibt es Schöneres, als ein frisch veröffentlichtes Album auch live auf der Bühne genießen zu dürfen! Und so ging es an diesem reichlich verregneten Freitag nach Köln ins Carlswerk Victoria, um gemeinsam mit THE PINEAPPLE THIEF ihr neues Album „It Leads to This“ zu zelebrieren. 
Mein letztes Konzert dieser Briten fand ebenfalls im Carlswerk Victoria statt, vor gut zweieinhalb Jahren zur Tour des vorangegangenen Albums „Versions of the Truth“. Damals war es für mich ziemlich beeindruckend, die Band erstmals in einer größeren Halle (allerdings pandemiebedingt noch nicht mit voll ausgelasteter Kapazität) zu sehen; hatten sie doch wenige Jahre zuvor noch im vergleichsweise kuscheligen Zentrum Altenberg in Oberhausen (Live-Bericht 2017) vor ein paar Hundert Zuschauern gespielt. Mittlerweile ist alles größer und die Touren länger geworden. 

Mit seinem Platz für gut eineinhalbtausend Gäste hat das Carlswerk Victoria aber eine sehr angenehme Größe irgendwo zwischen noch greifbarer familiärer Atmosphäre und distanzierter Großveranstaltung. Genau richtig für diese Art von Musik. 

Den Auftakt machte zunächst aber Randy McStine – ein sympathischer amerikanischer Gitarrist und Singer-Songwriter mit zahlreichen Projekten und Kollaborationen auf dem Buckel. Seine sehr ruhige Ambientmusik präsentierte er allein, bewaffnet mit Gitarre, Looper und Effektgeräten. So einige der Anwesenden schienen mit seiner Musik bereits vertraut zu sein; der Rest hörte neugierig zu und spendete warmen Applaus. Musikalisch konnte Randy McStine meinen Nerv nicht ganz treffen, dennoch passte er gut ins Vorprogramm und legte grob die Grundstimmung für den Rest des Abends vor. 

Ziemlich genau um 20:20 Uhr war es dann Zeit für die Hauptattraktion des Abends. Kurz vor Betreten der Bühne bat eine Bandansage darum, Videoaufnahmen im Sinne der Band und der anderen Besucher zu unterlassen. Angesichts der Tatsache, dass gerade kleinere Besucher viele Konzerte mittlerweile fast nur noch über die Handybildschirme der Vorderleute verfolgen können, keine schlechte Idee. Hier und da wurden natürlich ein paar verstohlene Fotos gemacht (da schließe ich mich auch nicht aus), der Unterschied zur Menge an hochgehaltenen Mobiltelefonen und der Dauer dessen bei anderen Konzerten war aber immens! 

Ohne die unerwünschte Extrabeleuchtung im Miniaturformat ließ sich auch die sehr gelungene Lichtshow des Auftritts genießen. Überhaupt schafften THE PINEAPPLE THIEF mit ihrem kristallklaren Sound, den Lichteffekten, der Songauswahl und der Stimmung auf der Bühne ein rundum immersives Erlebnis. Mit ihrer eingängigen, groovigen Musik, der sympathisch nahbaren Art und dem offensichtlichen Spaß, den die Musiker selbst auf der Bühne haben, haben THE PINEAPPLE THIEF auch früher schon das Publikum mitgerissen. An diesem Abend war die Atmosphäre aber einfach noch greifbarer, alle Details noch perfekter und der Sound noch besser als bei allen bisher von mir besuchten TPT-Konzerten. Einen nicht unwesentlichen Anteil daran hatte die bereits angedeutete Songauswahl: An diesem Abend wurden tatsächlich alle acht Songs des neuen Albums „It Leads to This“ gespielt. Der Schwerpunkt lag also auf atmosphärischen und melancholischen Klängen. Durchmischt waren sie mit je drei Songs des direkten Vorgängers „Versions of the Truth“ und „Your Wilderness“, einem von „Magnolia“, und zweien von „Give It Back“ (für welches ältere Songs in einer neuen Version gemeinsam mit Gavin Harrison aufgenommen wurden). 

Apropos Gavin Harrison: Der Ausnahme-Schlagzeuger war gewohnt vertieft in sein Element und begeisterte spürbar die Schlagzeug-affine Prog-Gemeinde. Dass es mit dem Erfolg der Band seit seinem Beitritt steil aufwärts gegangen ist, lässt sich kaum bestreiten. Umso schöner, dass seine Fans mittlerweile auch die Band als solche in ihr Herz schließen konnten. Eigentlicher Star der Band bleibt für mich aber Bruce Soord, der an diesem Abend trotz der langen Tour gesanglich in absoluter Bestform war. (Also, an der Gitarre natürlich auch.) Während der ruhigen Passagen, in denen außer nachhallenden Gitarreneffekten nur seine warme, gefühlvolle Stimme zu hören war, dürften wohl alle Anwesenden Gänsehaut gehabt haben. Überhaupt hätte man in den ruhigen Momenten oder ganz stummen Breaks eine Stecknadel fallen hören können. Außerhalb des tosenden Applauses war das Publikum – trotz der doch etwas größeren Anzahl – komplett in der Musik versunken. Ein wirklich magisches und berührendes Erlebnis! 
Das schien auch der Band zuzusagen, denn Bruce bedankte sich im Laufe des Abends explizit für die Ruhe während der Songs. Da „It Leads to This“ auch ein eher ruhiges und atmosphärisches Album im Repertoire des Quartetts ist, schien das nur angemessen. 
Ansonsten seien natürlich auch die sonst etwas mehr im Hintergrund agierenden Mitmusiker einmal lobend erwähnt: Jon Sykes am Bass, Steve Kitch am Keyboard, und als Unterstützung an der Gitarre war Beren Matthews als Gast dabei. 

Nach gut 90 Minuten und 17 Songs, inklusive zweier Zugaben, war das Konzert dann gefühlt viel zu schnell vorbei. Dass es bereits das vorletzte Konzert der Tour und die Band zu diesem Zeitpunkt schon fast einen Monat unterwegs war, konnte man keine Sekunde spüren. 

Was den Zauber von THE PINEAPPLE THIEF live ausmacht, ist eine Mischung aus beeindruckender musikalischer Qualität, emotional ergreifender Musik und der netten, bodenständigen Art der Musiker – sowie der eigentlich immer vorhandenen respektvollen Wohlfühlstimmung im Publikum. 

Wer diese Band nicht live sieht, verpasst etwas. Versprochen! 


Setlist

The Frost 
Demons 
Put It Right 
Our Mire 
Versions of the Truth 
Every Trace of Us 
Dead in the Water 
All That's Left 
Now It's Yours 
Fend for Yourself 
Rubicon 
To Forget 
It Leads to This 
Give It Back 
The Final Thing on My Mind 

In Exile 
Alone at Sea 

Weblink

https://www.pineapplethief.com/

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