Karl May auf der Bühne IV Neu
Michael Brinkschulte
06. Juli 2025
Buch-Tipp
Autor(en)
Genre
Anzahl Seiten
400
Verlag
Erscheinungsjahr
Internetlink
Rückentext
"Jeder, der Karl Mays wunderbare Reiseschilderungen gelesen hat, wird mit Freude 'Karl May' auch auf der Bühne begrüßen." (Tagespost Graz, 15. Mai 1931)
Im vierten Band von "Karl May auf der Bühne" lassen Nicolas Finke und Reinhard Marheinecke die Karl-May-Bühnengeschichten der Festspiele in Mörschied, Pulwig, Twisteden oder Pullman City (Niederbayern) Revue passieren. Ebenso dokumentieren die Autoren zahlreiche Karl-May-Inszenierungen, die seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf internationalem Terrain zur Aufführung gelangten - ob in den Niederlanden, in Ungarn, Kroatien und Serbien, in der Schweiz und in Tschechien, wo die Karl-May-Begeisterung besonders groß und mit Freilichtspielen in Boskovice und Strázovice bis heute ungebrochen ist.
Beeindruckend und mindestens so spannend wie Karl Mays Wildwest-, Balkan- und Orientgeschichten gerieten darüber hinaus jene Stücke, die sich der facettenreichen Lebensgeschichte des sächsischen Schriftstellers widmeten, von frühen Inszenierungen in den 1930er-Jahren bis zu Tourneen von und mit prominenten Persönlichkeiten wie Dietmar Mues, Ilja Richter, Roger Willemsen und Armin Wolf.
Hörspiegel-Meinung
Michael Brinkschulte
Story/Inhalt
10,0
Atmosphäre
10,0
Aufmachung
10,0
Gesamtwertung
10,0
Der Abschluss der Reihe wird mit "Karl May auf der Bühne Band IV" gebildet. Wieder sind es 400 Seiten, die im Großformat 21,0 cm x 29,7 cm prall gefüllt mit unzähligen Informationen daher kommen. Der Untertitel der vorn im Buch abgedruckt ist lautet diesmal "Karl-May-Festspiele von Mörschied über Pluwig bis Pullman City, Winnetou auf internationalen Bühnen (von den Niederlanden bis Tschechien) sowie Theaterstücke zum Phänomen Karl May".
Hinter dem mit einer Collage gestalteten Buchdeckel, zu dem Informationen auf der Seite vor dem Inhaltsverzeichnis zu lesen sind, finden sich auch in diesem Band wieder verschiedene Kapitel, die mit den vorherigen Bänden verzahnt sind. Zahllose Städte, die im Rückentext erwähnten Spielorte stellen nur einen Bruchteil dar, werden näher beleuchtet. Dabei kommen auch Spielstätten in im Rückentext nicht erwähnten Ländern wie Belgien, Estland, Italien, Luxemburg und auch den USA zum Tragen.
Eingeleitet wird auch dieses Band durch ein Vorwort der Autoren, die hier auch noch einmal auf die zuvor als Trilogie geplante Auseinandersetzung mit Karl Mays Bühnenwelten eingehen, aus denen dann doch vier Bände wurden. Schön, dass es die Möglichkeit gab, diese Reihe zu erweitern und den vielen kleinen Details Raum zu geben.
Es folgt eine ausführliche Danksagung mit vielen Namen, bevor es dann inhaltlich los geht, wobei viele Fotos und Dokumente das dargestellte Sachwissen ergänzen. Zunächst widmet sich das Buch dem "Wilden Südwesten", wo zwischen 1985 und 2002 Inszenierungen in Katzweiler umgesetzt wurden. Auch die Geschichte, wie es ab 1990 in Mörschied zu Karl May Aufführungen kam, wird näher beschrieben. Und wie schon in vorherigen Bänden, wird auch hier einmal mehr deutlich, dass Elspe und Bad Segeberg Inspiration waren. Interessant auch kleine und große Fakten zu Rollenbesetzungen, humorige Situationen und mehr, alles gestützt durch viele Bilder der Inszenierungen.
Der Weg vom Hockweiler Steinbruch in den von Pluwig steht als nächstes auf dem Plan. Wieder gibt es zahlreiche Fakten, wie sich die Inszenierungen seit 2001 an alter und ab 2003 an neuem Spielort entwickelt haben. Einem Spielort, an dem auch Pierre Brice 2007 zu Besuch war, wie ein Foto belegt. Die Hintergründe werden natürlich im Buch erläutert.
Ein kleines aber überaus interessantes Aufführungsprojekt im Rahmen einer Ferienfreizeit für Kinder und Jugendliche, rundet dieses erste Kapitel ab.
Das folgende Kapitel widmet sich dem Thema "Jagdgründe im Bayrischen Wald" und setzt damit Entwicklungen in dieser Region in den Fokus. Die Geschichte von Pullman City mit Höhen und Tiefen, Besuch von Pierre Brice, besonderen tierischen Akteuren auf der Bühne und mehr stehen ausführlich im Blickfeld dieses Kapitels, bevor es im nächsten um die internationalen Bühnen geht.
Die Entwicklung der Bühnen im europäischen Raum bis über den großen Teich nach Kanada und in die USA wird geschichtlich am dem Jahr 1921 genauer betrachtet. Viele kurze Informationen zu unterschiedlichen Bühnen und Spielorten werden unterstützt von Bildern, Zeitungs- bzw. Zeitungsausschnitten, Plakaten, Flyern Besetzungslisten, Briefauszügen im Kontext der Geschichtlichen und politischen Entwicklungen beschrieben. Hinzu kommen wieder zahlreiche Fotos der Inszenierungen, die zum Teil auch Sequenzen mit Kanufahrten beinhalten. Es ist schon faszinierend, welche unterschiedlichen Gegebenheiten die Freilichttheater zu bieten haben.
Das nächste Kapitel widmet sich Theaterinszenierungen im Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland ab 1970, angefangen vom Schauspielhaus Hannover über Aufführungen in Mönchengladbach 1985/86, Kiel und Ulm 1998 und eine steigende Zahl von 2000 an von Göttingen über Chemnitz, Hohenstein-Ernstthal und vielen mehr. Bei diesen Aufführungen wird deutlich, dass es nicht nur werkgetreue sondern auch viele Abwandlungen über Schattentheater bis hin zum Puppenspiel gab. So auch ein an Karl May orientiertes Stand-up-Comedy-Programm, aus dem Jahr 2024. Hinzu kommen Live-Hörspiele, Lesungen und vieles mehr. Das Buch bringt der Leserschaft diese Vielfalt in Wort und Bild vor Augen und überrascht mit den vielen Facetten.
Das vorletzte Kapitel des Buches machen wieder die Freilichtbühnen. Diesmal auf dem Gebiet der Bundesrepublik seit 1976. Startend mit Bochum-Wattenscheid folgt dann ein Blick auf ein Gastspiel des Bad Segeberger Ensembles in Lüneburg, gefolgt von Aufführungen im Raum Bonn, bei denen ein Querbezug nach Elspe hergestellt wird. es folgen Aufführungen auf vielen weiteren kleinen und größeren Freilichtbühnen im Bundesgebiet, auf denen in einzelnen Jahren Stücke Karl Mays Geschichten in Szene gesetzt haben. Eine Ausnahme stellt die Aufführung in der Schützenhalle Olsberg-Assinghausen dar, die im Rahmen einer Ferienfreizeit entstand.
Den inhaltlichen Abschluss des Buches bilden die Inszenierungen rund um Karl May selbst, die dessen Leben auf die Bühne gebracht haben. Schon 1922 wurde von Tono Kaisers ein entsprechendes Stück geschrieben. Aufführungen von thematisch ähnlichen Stücken sind für Dresden, Graz, München und viele weitere Städte mit begleitendem Bildmaterial von Plakaten bis hin zu Szenenfotos dokumentiert.
Abgeschlossen mit Quellenverzeichnis und Bildnachweis, endet dieser viert Band "Karl May auf der Bühne". Ein gelungener Abschluss, der abschließend bis zum jetzigen Zeitpunkt aufzeigt, wie viel rund um Karl Mays Werke schon auf die Bühne gebracht wurde. Und es geht weiter. Auch in diesem Jahr gibt es eine ganze Reihe von Freilichtbühnen, die neben den weithin bekannten aus Elspe und Bad Segeberg Karl May die Ehre erweisen und seine Figuren zum Leben erwecken.