Partitur 4: Faustus Hot

Nico Steckelberg   07. April 2013  
Partitur 4: Faustus

Rückentext

Es waren die ersten Tage des Jahres 1782. Ich hatte eine Anstellung bei dem bekannten Anatomen Johann Marschall gefunden, dem ich bei chirurgischen Eingriffen zur Hand gehen sollte. Und ich hatte ein Auge auf seine liebreizende Tochter Franziska geworfen. Umso größer war mein Entsetzen, als Amadeus und ich den Doktor auf dessen eigenem Seziertisch auffanden. Tot - grausam ermordet und enthauptet... Während mich die Polizei als Verdächtigen in die Mangel nahm, stellte Amadeus auf eigene Faust Ermittlungen an. Dabei bekam er es nicht nur mit dem zwielichtigen Feuerfresser und seinem Marionettentheater zu tun, sondern auch mit einer Gruppe mit Sicheln bewaffneter Mönche, die sich an seine Fersen hefteten. Und um den Mörder zu fangen, ließ er sich schließlich auf einen teuflischen Pakt ein…

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
10,0
Atmosphäre 
 
10,0
Sprecher 
 
10,0
Soundtrack 
 
8,0
Aufmachung 
 
7,0
Gesamtwertung 
 
9,0

Anfang des 19. Jahrhunderts machten die „Bodysnatchers“ im vereinigten Königreich die Runde. Leichendiebe, die ihre Beute zu einem guten Preis für okkulte oder wissenschaftliche Zwecke verkauften. Die Herren Burke und Hare entwickelten einen entsprechenden Geschäftssinn und beschafften sich das „Rohmaterial“ selbst. Sie gingen als die West-Port-Morde in die Geschichte ein.

Doch bereits 1782 machen „Doktor“ Justus Resch und Wolfgang Amadeus Mozart Bekanntschaft mit diesem nicht alltäglichen Gewerbe. Resch findet die grausam zugerichtete Leiche des Anatomen Marschall, dessen Assistent er war. Doch niemand hat einen Schlüssel zum Sezierraum, wo der Tote abgelegt wurde. Resch selbst droht unter Verdacht zu geraten. Er und Mozart nehmen selbst die Ermittlungen auf. Und treffen dabei auf so manch zwielichtigen Charakter.

Sebastian Webers Story ist großartig! Sie ist vom ersten Augenblick an spannend und kann die Atmosphäre bis zum Ende halten. Insbesondere die morbiden Szenen, Charaktere wie der Feuerfresser und sein Marionettentheater oder die Meuchel-Mönche erinnern mich an frühe Kai-Meyer-Romane wie „Doktor Faustus“, „Die Geisterseher“ oder „Die Winterprinzessin“. Weber kopiert hier allerdings nicht, sondern entwickelt einen eigenen Kriminalfall, in den sich insbesondere seine beiden Hauptcharaktere mit ihrem teils spitzfindigen, teils derben Humor bestens integrieren. Man darf bei „Faustus“ mindestens so oft lachen, wie man miträtseln oder sich gruseln kann. Die Balance ist perfekt!

Beim Sprecherensemble bleiben ebenfalls keine Wünsche offen. Neben Jürgen Kluckert, Tim Knauer, Kim Hasper und Luisa Wietzorek als Stammsprecher glänzt insbesondere Michael Pan als Karl Feuerfresser, der seinem Charakter mit seiner Stimme eine überaus bedrohliche Ebene verleiht. Christine Pappert spielt die umschwärmte Franziska und Frank-Otto Schenk darf als Georg Manichl erneut auftreten. Auch die weiteren Nebenrollen sind super besetzt, zum Beispiel mit Martin Kautz als Handlanger Ziffer und Jürgen Thormann als Berthold Reiff.

Der Soundtrack passt gut. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir hier eine kleinere Orchesterinstrumentierung wünschen. Die ist natürlich teuer in der Produktion, aber passen würde es hervorragend zur Serie.

Das Amadeus-Abbild auf dem Frontcover zeigt diesmal einen morbid modifizierten Amadeus. Passt absolut zur Folge! Das Titelbild an sich finde ich zu schlicht und zu unkonkret. Außerdem ist die "Quetschung" des Fotos eher unglücklich.

Fazit: Partitur 4 ist die bislang beste Folge der Serie. Das habe ich zwar schon bei der letzten Folge gesagt, aber wie man sieht, geht immer noch irgendwo eine Steigerung.

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