Greyscale Hot
Hörspiegel-Meinung
Es gibt ja immer wieder Bands, die kennt man noch von früher. Dann verliert man sie Jahrelang aus den Augen und bemerkt: Hey, die gibt es ja noch. So ähnlich erging es mir bei Camouflage. Klar, jeder hat noch die Hits „The Great Commantment“ aus den frühen, sowie „Love is a Shield“ aus den späten Achtzigern im Ohr. Kürzlich erschien das 8. Studioalbum „Greyscale“.
Mit dem Opener „Shine“ wird direkt die Richtung vorgegeben: Süffiger Synthiepop mit ebendem melodiösen Grip, den man von Synthiebands der Achtziger kennt. Aber mit moderner Produktion und ordentlich Wumms. Zwischen Mitsingparts und düster-melancholischen Ausflügen tauchen dann immer wieder diese Ohrwurm-Garanten auf.
Die musikalische Orientierung an Depeche Mode können die Kollegen von Camouflage nicht leugnen. Weder musikalisch noch stimmlich. Man vergleiche mal den Chorus von „Laughing“ / Camouflage mit „Enjoy the Silence“ / Depeche Mode. Recht nah dran, was die Keyboard-Spuren angeht, finde ich. Aber gar nicht schlimm, denn DM-Fans dürften sich freuen, mal wieder Songs zu hören, die sich mehr nach Depeche Mode anhören, als das, was Depeche Mode heute selbst produzieren.
Als Gast konnten die Baden-Württemberger Peter Heppner gewinnen, die ehemalige Stimme von Wolfsheim mit der einprägsamen Klangfarbe. Heppner singt den Chorus bei „Count on me“. Coole Sache! Noch herausheben möchte ich den Song „Still“: Man stelle sich vor, (sorry, das ist das letzte Mal, dass ich diesen Vergleich ziehe) Depeche Mode hätten den nächsten James-Bond-Titelsong komponiert. Supergut.
Es ist das Wechselspiel zwischen schnellen und langsamen Nummern, das „Greyscale“ ausmacht. Mir hat’s sehr gut gefallen, und ich freue mich, dass es noch richtig guten, deutschen Synthiepop gibt, der mehr Wert auf Melodie als auf Imageblabla legt.