ZIP TONE - 'Ich möchte nicht nur Sängerin sein ...'

ZIP TONE - 'Ich möchte nicht nur Sängerin sein ...' Hot

Michael Brinkschulte   17. November 2011  
ZIP TONE - 'Ich möchte nicht nur Sängerin sein ...'

Interview

Interview-Partner
Einleitung
Nach einiger Entwicklungszeit vom Entstehen der Texte, über die musikalische Umsetzung bis hin zur Videoproduktion und der Präsentation der Videos auf der Zip Tone Homepage, erscheint nun das Erstlingswerk ‚Sandman‘ als CD. Ein Album, das zu fesseln weiß. Nach dem Hören von ‚Sandman‘ (siehe auch unter CD Reviews) ließ ich mir die Chance nicht entgehen der hinter Zip Tone stehenden Kerstin Leidner ein paar Fragen per Mail-Interview zu stellen.

Das Interview

Michael Brinkschulte (Der Hörspiegel): Zip Tone ist ein Solo-Projekt, das in sich eine Aufgabenvielfalt vereint, die viele Künstler sich so nicht zumuten. Warum bleibt alles in einer Hand, also Musik, Text, Produktion und Design?

Kerstin Leidner (Zip Tone): Ich sehe das nicht so, dass ich mir etwas zumute mit meiner Arbeitsweise. Im Gegenteil - alleine kann ich viel freier arbeiten und muss keine Kompromisse eingehen. Ich möchte nicht einfach nur Sängerin sein und alles vorgegeben bekommen, daher ist es für mich selbstverständlich, dass ich z.B. auch meine Texte selbst schreibe. Ich wollte eine Produktion, über die ich mich im Nachhinein nicht ärgern muss, vor allem was die Stimme betrifft; manche meiner Stücke müssen besonders nah wirken, besonders intim. Da sind so viele Kleinigkeiten, wenn ich die zusammen mit einem Tontechniker bearbeiten müsste, wäre das sehr zeitraubend und dieser müsste schon besonders gut mit mir harmonieren. Ich muss so lange selbst daran feilen, bis genau das Gefühl dabei rüber kommt, das ich mit dem Lied ausdrücken will, auch wenn es dann vielleicht keine Hochglanzproduktion ist, denn das ist nicht immer das A und O ...

Ich bin Grafikerin, deshalb nehme ich natürlich auch das Design selbst in die Hand. Spezialisiert bin ich auf den Printbereich. Die Website habe ich trotzdem selbst gemacht, solange dabei das Ergebnis entsteht, das ich mir vorstelle, muss ich nicht in jedem Teilbereich ein Profi sein. Und genauso ist es mit den Musikvideos, bevor ich damit anfing habe ich nur einmal jemandem über die Schulter geschaut, mehr Erfahrung hatte ich nicht. Ich habe es trotzdem probiert und es hat geklappt. Man muss sich einfach trauen und natürlich steckt da auch ein großer Reiz dahinter … „bekomme ich auch das selbst hin?“ … . Nach „Autumn`s Atmosphere“ draußen auf dem Feld, habe ich das Video zu „Alone“ komplett alleine Zuhause gedreht. Ich habe 6m grünen Stoff gekauft, ein paar günstige Leuchten, die Kamera auf das Stativ geschraubt, mir die Fernbedienung geschnappt und angefangen … das „Alone“-Video wurde zu meinem persönlichen Sahnehäubchen.

Michael Brinkschulte (Der Hörspiegel): Musik hat in den letzten Jahren den Weg mehr und mehr in Richtung digitaler Veröffentlichungen gewählt und dadurch als schnelllebiges Konsumgut an Wert verloren. Wie wichtig ist für Zip Tone die Veröffentlichung eines physischen Tonträgers mit aufwändig gestaltetem Cover?

Kerstin Leidner (Zip Tone): Ich kaufe selbst gerne CDs, weil ich es mag etwas Erworbenes in der Hand zu halten, wie z.B. ein Digipack … es aufzuklappen, den Moment, in dem ich die CD zum ersten Mal in den Player lege … das ist ein Ritual, auf das ich nicht verzichten möchte und deshalb soll es Zip Tone auf Tonträgern geben. Nachdem auch ein grafischer Teil zu Zip Tone gehört, ist dies natürlich auch irgendwo die Vollendung meiner Arbeit.

Michael Brinkschulte (Der Hörspiegel): Mir persönlich ging es bei diesem Album so, dass ich immer mehr von der Gesamtatmosphäre gefangen wurde, die sich bei mehrmaligem Hören des Albums intensiviert.
Kerstin Leidner (Zip Tone): Das freut mich!
Michael Brinkschulte (Der Hörspiegel): Das Album beeindruckt durch sphärische und zugleich eindringliche Klänge, die die Stimme in einen besonderen Rahmen kleiden. Stand die Songfolge vorher fest, um die Fesselung des Hörers durch die Musik und die Lautmalerei beginnend mit ‚Alone‘ zu einem festen Bild im Kopf werden zu lassen?

Kerstin Leidner (Zip Tone): Nein, ich habe aus dem Bauch heraus gearbeitet, einfach alles fliessen lassen, mit einem Lied begonnen, es liegen lassen wenn ich fest hing und mich mit der richtigen Stimmung wieder daran gesetzt. Als alles fertig war habe ich dann überlegt, wie die Songfolge am schönsten ist. „Alone“ am Anfang und am Ende rundet die ganze Scheibe natürlich – auf die meisten Texte bezogen – ab!

Michael Brinkschulte (Der Hörspiegel): Die Texte wirken sehr persönlich, in wieweit lässt sich durch die Musik auf die hinter Zip Tone stehende Künstlerin schließen?

Kerstin Leidner (Zip Tone): Die meisten meiner Texte sind aus 2004. Somit lässt „Sandman“ auf die Künstlerin aus dieser Zeit schließen, welche heute nur noch teilweise vorhanden ist - zum Glück, weil es mir damals nicht immer gut ging, wie man vor allem an Texten wie „falling“ und „one little tear“ sehen kann. Leider ist man jedoch nicht davor gefeit, irgendwann wieder in so einem Zustand zu enden ...

Michael Brinkschulte (Der Hörspiegel): Dadurch dass Zip Tone als Solo-Projekt produziert wurde stellt sich die Frage, ob eine Umsetzung auf der Bühne möglich ist. Sind diesbezügliche Aktivitäten geplant?

Kerstin Leidner (Zip Tone): Im Moment nicht, das kostet viel Zeit, die ich nur bedingt zur Verfügung habe ... ich möchte lieber neue Videos produzieren.

Michael Brinkschulte (Der Hörspiegel): Neben der musikalischen Ebene sind, wie schon erwähnt, auch schon Videos zu Songs des Albums produziert worden. Wie wichtig ist die Visualisierung der durch die Musik vermittelten Eindrücke?

Kerstin Leidner (Zip Tone): Mir ist das sehr wichtig, es vervollständigt sozusagen mein Werk und ich glaube es lässt den Musiker für den Hörer realer werden. Davon abgesehen macht es mir wirklich Spaß – vor allem wie beim „alone“-Video – alles so zu kreieren, dass ich es ganz alleine umsetzen kann, also auch den Videodreh an sich! Das heißt nicht, dass ich das in Zukunft weiterhin ausschließlich alleine machen werde, denn durch jemanden, der die Kamera bedient, bekommt man natürlich eine ganz andere Lebendigkeit in ein Video. Die war bei „alone“ jedoch nicht nötig...

Michael Brinkschulte (Der Hörspiegel): Wie ich auf der Homepage gesehen habe verzögert sich die Veröffentlichung und wird verschoben. Woran liegt es? Und wann genau können die Hörspiegel-Leser mit dem Release rechnen?

Kerstin Leidner (Zip Tone): Das hat organisatorische Gründe, am 9.12.2011 kommt „Sandman“ auf den Markt.

Michael Brinkschulte (Der Hörspiegel): Nochmals Danke für die Beantwortung der Fragen und zum Abschluss noch die Möglichkeit unseren Lesern zu verraten, was sie unbedingt über Zip Tone wissen sollten:

Kerstin Leidner (Zip Tone): Vielleicht interessiert den ein oder anderen, wie ich mit dem Songwriting beginne. Am liebsten komponiere ich am Morgen, wenn der Tag noch ganz unverbraucht ist … Wenn ich erst das Haus verlassen habe und die ganzen Eindrücke des Tages auf mich eingeprasselt sind, komme ich schlecht wieder mit der nötigen Ruhe an die Gefühle heran, die ich ausdrücken möchte, und darum geht es in meinen Liedern – um Gefühle.

Weblink

http://www.zip-tone.com

http://www.myspace.com/ziptonemusic

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