NEAL MORSE BAND & THE FLOWER KINGS: Rote Rosen und laute Subbässe Hot
Markus Skroch
27. Februar 2013
Bericht
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Veranstaltungsdatum
26. Februar 2013
Hörspiegel-Bericht
Als Hörspiegel-Kollege Stefan und ich um 19:15 in der Kölner Live Music Hall eintrafen, waren schon gut rund 500 Gäste in Saal. Die endgültige Zuschauerzahl lag bei ca. 750 Musikfans, die auf einen epischen Prog Rock-Abend warteten.15 Minuten vor dem eigentlichen Beginn um 20:00 Uhr startete dann schon die schwedische Band THE FLOWER KINGS, welche letztes Jahr mit „Banks of Eden“ ein fabelhaftes und in der Presse zurecht hoch gelobtes Album veröffentlichten. Mit dem Album-Opener „Numbers“ begann auch das Konzert. Es war nicht das einzige Lied des Abends, das locker die 20-Minuten Grenze überschritt.
Das Konzert startete in einer angenehmen Lautstärke, wurde allerdings zunehmend lauter und lauter gemischt. Doch dazu später mehr.
Vor dem nächsten Lied begrüßte Sänger/Gitarrist Roine Stolt das Publikum und lud gleich einen NEAL MORSE BAND-Musiker auf die Bühne, der die Band bei einem älteren Lied an der E-Geige unterstützte. Roine selbst konnte sich zur Belustigung des Publikums nicht immer an die Albumtitel seiner eigenen Band erinnern, wusste aber meist dann wenigstens die Songnamen. Beim dritten Song des Abends wusste man wenigstens, dass er schon bestimmt 10 Jahre alt ist. Überhaupt scheinen die 5 Schweden ein ganz lustiger Haufen zu sein.
Der andere Sänger und Gitarrist Hasse Fröberg, der nicht nur optisch etwas an Ronnie James Dio erinnerte, überzeugte gesangstechnisch und beeindruckte auch mit seiner angeborenen lockeren Rockstar-Art. Vor dem vierten Lied stellte Roine Stolt dann kurz die Band vor und machte ein paar Gehversuche in der deutschen Sprache. Er musste sich dann selbst jedoch eingestehen: “My German is terrible!“. Mit einem „Last Minute on Earth“-Medley stimmte die Band dann den letzten Song ihres Sets an und verließ um 21:05 Uhr unter viel Beifall die Bühne.
Die Musiker begeisterten mit ihrem Können und ihrer Spielfreude und der deutsche Drummer Felix Lehrmann stellte sich im Laufe des Sets als wahnsinnig guter Drummer heraus, der sich hinter dem darauf folgenden Mike Portnoy keinesfalls zu verstecken brauchte.
Als die FLOWER KINGS von der Bühne gehen wollten hatte Bassist Jonas Reingold plötzlich rote Rosen in der Hand, mit denen er Roine eine Art Antrag zu machen scheinen wollte. Dieser lehnte jedoch höflich ab: “You're a great bass player, but we should keep it professional.“ Lustig.
Was mich ein bisschen verwunderte, war die Tatsache, dass THE FLOWER KINGS nicht wirkten als seinen sie eine gleichberechtigte Band auf dieser Tour (so wie es im Vorfeld durch die Werbung den Anschein machte). Wie bei einer normalen Vorband wurden Licht und Sound wohl absichtlich reduziert, damit der Headliner im Verhältnis besser wirkt. Eine seltsame Sache, wenn man bedenkt, dass sich mit Roine Stolt ja ein Bandmitglied der gemeinsamen Band TRANSATLANTIC befindet. Diese Spielchen sollten Neal Morse und Mike Portnoy doch eigentlich nicht nötig haben, möchte man meinen.
Um 21:40 betraten dann NEAL MORSE und Band die Bühne und schmetterten dem Publikum das Epos „Momentum“ um die Ohren. Zu dem Zeitpunkt war der Sound zwar zu laut, aber noch relativ differenziert und man konnte auch die Gesänge gut verstehen. Im Laufe des Sets wurde die Mischung jedoch immer schlechter und man hatte Mühe unter Bassdrum, Snare und Keyboards noch die Stimmen zu verstehen. Viel zu laute Subbässe und zu hohe Lautstärke im Allgemeinen trübten den Konzerteindruck für mich leider ein wenig.
Weiter ging's mit dem groovigen „Weathering Sky“ bevor Neal Morse und seine Band dann bei „Author of confusion“ halsbrecherische Gesangseinlagen in Perfektion zeigten.
Amerikanische Bands sind wie so oft wirklich professionell. Die beiden jungen „gecasteten“ Gitarristen spielten verlässlich wie Uhrwerke. Spielerisch perfekter und komplizierter als die Songs der „FLOWER KINGS wurden noch „The Temple of the living God“, „Thoughts Pt. 5“ dargeboten. Nur NEAL MORSE selber weckte bei mir einmal mehr den Eindruck, dass er einfach nicht der geborene Frontman ist. Die Interaktion mit dem Publikum und die Animationsversuche wirklich immer etwas unbeholfen, was natürlich andererseits sympatisch ist. Immerhin liegt sein Haupttalent ja im Komponieren von Musik. Mit dem über 30-minütigem „Momentum“ Abschlusstrack „World without end“ endete dann um ca. 23:10 Uhr auch das beeindruckende Set von NEAL MORSE. Doch Schluss war noch lange nicht.
Was im Vorfeld schon angedeutet worden war, wurde nun Wirklichkeit. Da auf dieser Tour in beiden Bands drei von vier Musikern der All-Star-Gruppe TRANSATLANTIC anwesend sind, lassen es sich die Musiker nicht nehmen mit etwas Unterstützung dann noch eine Zugabe mit TRANSATLANTIC Songs zu geben. Die Ballade „Bridge Across Forever“ eröffnete den 40-minütigen Zugabenteil. Ein Medley aus „All of the Above“, „Whirlwind“-Themen und „Stranger in your Soul“ folgte und entließ die Musikfans schließlich in die Nacht. Und am Ende gab's, in bester Hitparaden-Manier auch wieder Rosen für die Musiker.
Ich habe mich schon im Vorfeld sehr darüber gefreut, dass es auch TRANSATLANTIC Lieder zu hören gibt, doch so richtig genießen konnte ich sie dann leider doch nicht. Grund war wieder der Sound, der zu diesem Zeitpunkt fürchterlich war. Ein Keyboard megalaut, das andere gar nicht zu hören. Viel zu laut gemischte Gitarren, und Drums machten es schwierig den Songs zu folgen. Vor allem die Bassdrum drückte im Tiefbassbereich alles nieder und machte den Klang undifferenziert. Nicht das erste Konzert in letzter Zeit, das durch zu übertriebener Verstärkung der Subs einen faden Beigeschmack hinterlässt. Vor 3 Jahren auf TRANSATLANTICs „Whirld Tour“ in der selben Halle war der Klang doch um einiges besser. Aber wenn man die Zugabe nur als Schmankerl sieht geht das schon in Ordnung. Im allgemeinen war es ein schöner Abend bei dem mir besonders die sympatischen FLOWER KINGS gut gefallen haben. Jetzt brauche ich nur noch den zugehörigen Plattenspieler für die „Banks of Eden“-Doppel LP, die ich mir am Merchandise Stand gekauft habe.