One or Zero - The Lost Album Hot
Musik
Hörspiegel-Meinung
No need for a band name! Schaper, Engel & McGrogan zeigen, dass es nicht nur ohne Bandnamen, sondern auch ohne Logo und großes Layout geht. Die Geschichte beginnt mit Hendrik Schaper, dem ehemaligen Doldinger-Keyboarder, der sich 1981 dazu entschloss, Otto Waalkes‘ Rüssl Tonstudio zu mieten und sein eigenes Ding aufzuziehen. Bertram Engel kam am Schlagzeug mit dazu und mit dem Schotten Eddie McGrogan fand sich ein Sänger, der deutlich Ähnlichkeit zu Midge Ures Stimme bei Ultravox aufweist. Sicherlich nicht die schlechteste Konstellation.
Die Musik ist zwar größtenteils synthetisch erzeugt, wirkt aber deutlich rockig in ihrer Spielweise und ihrem Groove. Man könnte fast sagen, es ist ein synthetischer Progressive Rock mit Pop- und ein paar wenigen Jazz-Einlagen. Toll gemacht, weil hier die Synths dazu eingesetzt werden, ein Rockensemble zu ersetzen. Ganz anders also als die Synthie-Heroen der 80er, die sich letztlich stärker in Richtung Dance und Techno entwickelten.
Das Album „One or Zero“ wurde jedoch nie veröffentlicht. 1981 war kein Label dazu bereit, und so wandte sich Schaper seiner Koexistenz im Dunstkreis bekannter Musiker wie Udo Lindenberg, Peter Maffay und Hein-Rudolf Kunze zu. Sehr schade, denn die Aufnahmen kosteten inkl. Getränken und Kantinennutzung im Rüssl Studio knapp 18 Tausend D-Mark (Die detaillierte Rechnung der Rüssl Tonstudio GmbH ist im Booklet abgedruckt). Dafür hätte man seinerzeit sicherlich einen schicken Opel Kadett Kombi bekommen.
2013 gelangte Sireena Records an die Aufnahmen. Und am 07.4.2014 ist es dann – nach über 30 Jahren – endlich im Handel, das „Lost Album“. Großartige Geschichte! Der Sound ist leider nicht allzu gut für heutige Verhältnisse. Die Bänder haben minimale Aussetzer zwischendurch. Aber man kann sehr gut erkennen, wozu Schaper und seine Band in der Lage gewesen wären. Eine rockige Variante von Kraftwerk vielleicht? Oder doch eher die elektronischen Dire Straights? Wer weiß…