Meet Me In The Afterlife

Meet Me In The Afterlife Hot

Nico Steckelberg   03. April 2011  
Meet Me In The Afterlife

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
9,0

Wie cool kann man ein Album eigentlich beginnen? Simeon Soul Charger stammen aus Ohio und zeigen nun den deutschen Landen, wie Rock geht. Melodie trifft auf rotzigen Sound, eine Stimme, die zum Niederknien authentisch nach Seventies klingt und ein Songwriting, das so enorm viel Spannung aufbaut. Die Struktur der Lieder ist nicht geradlinig, sondern verzweigt. Das alles gepaart mit der großen Spielfreude von Aaron Brooks (Stimme, Gitarre, Keys), Rick Philips (Gitarre, Stimme, Mandoline), Spider Monkey (Bass, Banjo) und Joe Kidd (Drums, Stimme, Perkussion).

Schon nach dem Opener-Song „Vendetta (The Nothing)“, der mit den Worten „Meet me in the Afterlife“ (also dem Albumtitel) startet, ist man süchtig. Hier klingt im Gitarrenriff tatsächlich ein bisschen Danzig mit durch. „God Leads a Hand“ hat etwas von Cabaret und kommt völlig unerwartet und überraschend! Progressiv wird es dann in „The The Trees They Talk“ - einem Song, der das Gehirn aktiviert und sich zu einer Mischung aus Queen und – erneut – Danzig entwickelt. Unfassbar! Ein Flöten-Tribal-Sound à la Voodoo-Zeremonie folgt mit „Tooth“ und erwischt den Hörer einmal mehr völlig unerwartet und überraschend. An King Crimson fühlte ich mich erinnert bei „And He Skinned Them Both“. Der Banjo-Western-Sound erklingt bei „Please“, das mit tollen Chören und einem heißen Wüsten-Sound aufwartet. Psychedelisch geht es weiter mit schrägen Synthie-Space-Sounds, die in ein Blues-Schema eingeflochten wurden: „Europa’s Garden“ und „Europa’s Garden (Reprise)“, wobei letzteres wieder deutlich spielfreudiger wird. Auch die Akustik kommt nicht zu kurz, wie die Geschichte „In the Afterlife“ und das folgende „Song of the Spinx“ zeigen. Insbesondere letzteres – mit seinem treibenden Beat, der feinen Mandoline und den schönen mehrstimmigen Arrangements – kann wieder einmal enorm überzeugen. Mit einem Kinderlied-Charakter ist „A Child’s Prayer“ ausgestattet, das übergangslos zum Stück „Dear Mother“ wird und eigentlich ein Ganzes ist. Das klingt dann wiederum nach den frühen Pink Floyd. Das Album wird abgeschlossen durch ein schauerliches Zirkus-Alptraumstück, „The Swallowing Mouth“.

Die starken Vocal-Lines in Verbindung mit hervorragenden Harmonien, einprägsamen Hooklines, einem tollen Groove und dem leicht trashigen 70er-Jahre-Mix macht „Meet Me In The Afterlife“ zu einer der besten Rockplatten des Jahres.

Die Band ist derzeit übrigens auf Tour.

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