Tschick Hot
Hörspiel
Rückentext
Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Asi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz, unvergesslich wie die Flussfahrt von Tom Sawyer und Huck Finn.Hörspiegel-Meinung
Klar, es gibt da ein bestimmtes Alter im Leben, da ist man viel zu feige, einem Mädchen zu gestehen, dass man es toll findet. So auch der Ich-Erzähler aus Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“. Doch als der neue russische Mitschüler in die Klasse kommt, zu dem kaum jemand Zugang findet, freunden sich die beiden an. Und Tschick – so sein Name - hilft ihm dabei, Kontakt zur Damenwelt aufzunehmen. Okay, das sieht dann so aus, dass Tschick einen Lada klaut, die beiden uneingeladen auf der Geburtstagsparty des besagten Mädchens auftauchen und direkt im Anschluss einen Road-Trip der besonderen Art starten.
Wolfgang Herrndorf schafft es ihn seinem Roman eine spritzige, jugendlich-freche Geschichte zu erzählen, die einfach drauf los geschrieben scheint und an keiner Stelle langweilig wird, weil sie immer wieder überrascht.
Die Hörspielfassung des Romans wurde vom NDR unter der Regie von Iris Drögekamp umgesetzt. Zahlreiche Sprecher schlüpfen in die Rollen von Herrndorfs Charakteren, darunter Julian Greis als Maik und Constantin von Jascheroff als Tschick. Aber auch die weniger zentralen Rollen sind ordentlich besetzt, so hört man beispielsweise auch Samuel Weiss, Ulrike Grote oder Gerd Baltus.
Der Soundtrack von Andreas Bick ist leicht avantgardistisch angehaucht. Klappernde Rhythmik mit seltsamen Geräuschen und schräge Töne treffen auf romantische Melodien. Eben genauso ein Gefühlschaos wie es in einem Jugendlichen vorgehen mag.
Fazit: „Tschick“ ist witzig, Sentimental, kurzweilig und temporeich. Ein toller Roadmovie der besonderen Art – jetzt auch als Hörspiel! Die Umsetzung ist jedoch mehr „kunstvoll“ denn „Pop“.