Montana oder Eine seltsame Schleife

Montana oder Eine seltsame Schleife Hot

Nico Steckelberg   16. Juli 2012  
Montana oder Eine seltsame Schleife

Rückentext

Kurz nachdem der bekannte Drehbuchautor Claude Montana die letzte Szene in seinem Drehbuch beendet hat, wird er tot in seinem Apartment gefunden. Mord oder Selbstmord? Während die Polizei noch ermittelt, machen sich die Erben daran, seinen letzten Wunsch zu erfüllen: Laut Testament muss das letzte Drehbuch verfilmt werden, sonst fällt das gesamte Erbe an den Indianerstamm der Blackfeet. Während der Dreharbeiten zu dem Film, in dem jeder der Erben seine Rolle hat, beginnen Fiktion und Realität, Gegenwart und Vergangenheit ineinanderzulaufen. Was geschah vor über vierzig Jahren im Leben von Claude Montana? Welche Rolle spielt ein indianischer Zwillingsmythos? Wird der Film das Rätsel um seinen Tod auflösen?

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
8,0
Atmosphäre 
 
10,0
Sprecher 
 
9,0
Soundtrack 
 
10,0
Aufmachung 
 
8,0
Gesamtwertung 
 
9,0

Ich bin ein großer Freund von David Lynchs psychedelischen und unverständlichen Filmen. Da passieren Dinge, die man nicht nachvollziehen kann, deren Ende in keinem festen Zusammenhang zum Anfang stehen. Und es macht auf mich den Eindruck, dass ich da nicht ganz allein bin, sondern dass auch Astrid Meirose und Volker Pruß, die beiden Autoren der 9. Mind Napping-Episode, große Lynch-Fans sind.

„Montana oder Eine seltsame Schleife“ ist ein perfekter Titel für diese Folge. Es geht um eine Person namens Montana, die in Montana lebt. Und das ganze Hörspiel ist eine einzige, seltsame Schleife. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber wer „Mulholland Drive“ oder „INLAND EMPIRE“ gesehen hat und mochte, dem darf ich dieses Hörspiel wärmstens ans Herz legen. Es wird Ihnen gefallen! Allen anderen Hörern sei gesagt, dass es ein gänzlich unkonventionelles Hörspiel ist, das auf einer Ebene beginnt, zu der man nicht zurück kehren wird.

Bei diesem Hörspiel kommen viele Pluspunkte zusammen. Ich mag den Soundtrack unheimlich gern! Dominik und Sebastian Pobot haben einen gitarrenlastigen Score geschaffen, der staubig und trocken klingt. Die Geräusche passen gut, ich liebe die Zeit- und Ortsangaben im Diktiergerät-Sound. Habe ich in einer Szene eine klassische Europa-Großstadt-Atmo gehört?

Die Sprecher sind durch die Bank hinweg Klasse: Peter Weis als Claude Montana, Anne Moll ist mit an Bord, Douglas Welbat, Konrad Halver und wieder ganz prima: Gordon Piedesack.

Was kann ich unseren Lesern nur raten? Wer ungerne verwirrt ist am Ende eines Hörspiels, sollte vorsichtig sein. Wer jedoch mal etwas völlig anderes hören möchte, das die Grenzen einer linearen Erzählung sprengt, sollte sich darauf einlassen. Mir hat es sehr gut gefallen, und ich lasse mich gern noch einmal mit Wonne in diese gezielte Verwirrung stürzen. Diese Produktion ist es schlichtweg wert, auch mal über seinen Schatten zu springen. Eine der bislang interessantesten Folgen der Serie!

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