METALLICA IN ROCKY BEACH: Kari Erlhoff & Hendrik Buchna über die Kunst,sich selbst gerecht zu werden

METALLICA IN ROCKY BEACH: Kari Erlhoff & Hendrik Buchna über die Kunst,sich selbst gerecht zu werden Hot

Nico Steckelberg   20. November 2012  
METALLICA IN ROCKY BEACH: Kari Erlhoff & Hendrik Buchna über die Kunst,sich selbst gerecht zu werden

Interview

Einleitung
Als ich die beiden Autoren Kari Erlhoff und Hendrik Buchna im Rahmen unseres Hörspiegel-Jubiläums fragte, ob sie nicht Lust auf ein gemeinsames Interview hätten, stimmten beide ohne zu zögern zu. Kari hatte die Idee, mit den Fragen noch ein wenig zu warten. Denn im Oktober erscheine Hendriks erste reguläre „Drei ???“-Hörspielfolge „Im Zeichen der Schlangen“. Und vielleicht – so Kari weiter – könnte es ja interessant sein, den Zeitpunkt abzuwarten, an dem die Sprecherliste veröffentlicht wird. Als ich dann das Hörspiel in Händen hielt, war mir schlagartig klar, welches Motiv hinter dieser Verzögerungs-Taktik steckte. Und genau wie in Karis Fall „Die drei ???® - Botschaft aus der Unterwelt“ beginnt unser Interview mit des Rätsels Lösung …

Das Interview

Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Kari, Du hast eine Gastrolle in der Drei ???-Folge „Im Zeichen der Schlangen“ aus Hendrik Buchnas Feder. Was für eine Überraschung! Wie kam es denn dazu?

Kari Erlhoff: Also eigentlich war es mehr oder weniger ein Zufall. Ich habe für eine der „Drei ???“-Kurzgeschichten im Studio ein Klavierstück aufgenommen. Als wir die Szene in der Probe rekonstruiert haben, habe ich auch Text gelesen. Daraufhin wurde ich gefragt, ob ich das auch mal richtig vorm Mikro machen würde – wenn in einer Folge mal eine kleine und passende Nebenrolle wäre. Kurze Zeit später wurde „Im Zeichen der Schlangen“ aufgenommen und ich bekam Felicity angeboten.


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Und, Hendrik? Wie findest Du Kari in der Rolle der Felicity?

(Kari: Sag jetzt nichts Falsches! ;-))

Hendrik Buchna: Wer hat denn die Waffe hier reingeschmuggelt?? ;-P
Aber im Ernst: Mir hat Felicity sehr gut gefallen. Sollte diese Figur zurückkehren, muss Kari die Rolle natürlich wieder übernehmen.


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Kari, welchen Charakter aus Deinen noch unvertonten Büchern würdest Du denn für Hendrik vorschlagen?

Kari Erlhoff: Das werde ich hier doch nicht verraten! Am Ende macht Sony das noch und dann ist die ganze schöne Überraschung hin. ;-)


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): „Im Zeichen der Schlangen“ ist die erste Deiner Die drei ???-Storys, die als Hörspiel umgesetzt wurde, Hendrik. Wie ist die Umsetzung aus Deiner Sicht gelungen?

Hendrik Buchna: Gleich nach dem Hören der ersten Finalfassung habe ich Heikedine Körting und André Minninger geschrieben, dass ich mit der Adaption von „Im Zeichen der Schlangen“ ausgesprochen zufrieden bin. Die notwendigen Kürzungen empfinde ich als sehr schlüssig; die Rätsel-, Spannungs- und Humor-Elemente sind gut ausbalanciert, und auch die Musik- und Geräusch-Gestaltung fügt sich wunderbar ins Gesamtbild ein. Dasselbe gilt für die großartige Sprecherriege. Ganz besonders hat es mich gefreut, dass es mit meinem Wunschkandidaten Tilo Schmitz für die Rolle des ‚bösen Riesen‘ geklappt hat.

Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Mir hat der Soundtrack diesmal besonders gut gefallen. Hattest Du da auch ein Mitspracherecht? Gibt es so etwas überhaupt? Eine Verbindung zwischen Autoren und dem Tonstudio EUROPA? Ich habe einige Fotos von Hendrik am EUROPA-Mischpult gesehen…

Hendrik Buchna: Schon seit 2006 verbindet mich mit EUROPA natürlich das gemeinsame Abenteuer mit „DiE DR3i“. ;-) Den Soundtrack von „Im Zeichen der Schlangen“ finde ich ebenfalls sehr gelungen. Besonders schön sind natürlich Details wie der EUROPA-Klassiker „In the Middle of the Night“, den man in der zentralen Szene mit Skinny, Justus und Bob im Hintergrund hört. Das Lob dafür gebührt jedoch André Minninger und dem EUROPA-Team.
Die erwähnten Studio-Fotos entstanden im Rahmen der Aufnahmen des „dreiTag“-Specials, das sich ja in vielerlei Hinsicht von den üblichen „Drei ???“-Produktionen unterscheidet, weil unser Autorenteam die Dialog-Skripte direkt für die Hörspielumsetzung geschrieben hat und sämtliche Details (Szenen, Musik, Geräusche etc.) der drei Teile haarklein aufeinander abgestimmt werden mussten.
Aber auch bei den regulären Adaptionen ist es – wie oben beschrieben – hier und da möglich, gewisse Vorschläge zu einzelnen Bereichen machen.


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Habt Ihr als Autoren eigentlich ein Veto-Recht, falls Euch das Hörspielskript zum Buch vielleicht mal nicht so gut gefällt? Eventuell weil beispielsweise einige – für Euch wichtige – Szenen André Minningers zwingend notwendiger Schere zum Opfer gefallen sind?

Kari Erlhoff: Wir Autoren arbeiten für Kosmos. Die Hörspiele werden von Sony gemacht. Insofern gibt es zumindest kein offizielles Veto.

Hendrik Buchna: So ist es. Die traditionelle Aufgabenverteilung ist ja seit jeher klar geregelt. Allerdings besteht, wie erwähnt, im Vorfeld einer Adaption die Möglichkeit, auf Szenen oder bestimmte Aspekte der Geschichte hinzuweisen, die eine besondere Bedeutung/Gewichtung haben und deshalb nach Möglichkeit auch im Hörspiel beibehalten werden sollten.


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Kari, Du kennst das Gefühl ja nun schon länger, wenn ein neues „???“-Hörspiel von Dir erscheint. Ist das ein Unterschied? Ein druckfrisches neues Buch in den Händen zu halten oder eine frisch cellophanierte CD aus dem Presswerk?

Kari Erlhoff: Nein, eigentlich sind beide Momente vom Gefühl her schon recht identisch. Wobei ich sagen muss, dass mich dieses Cellophan teilweise echt nervt. Wenn man das Ding hören will, ist man eine halbe Ewigkeit damit beschäftigt, es auszupacken. Greift man dann zur Schere, macht man Kratzer in die Hülle. Das macht den schönen Moment dann wieder etwas zunichte. ;-)

Hendrik Buchna: Genau genommen ist mir das ‚Hörspiel-Gefühl’ ja schon seit „DiE DR3i“-Zeiten vertraut. Darüber hinaus gab es bei mir die Sondersituation, dass bereits im Herbst 2010, also ein halbes Jahr vor meinem ersten „???“-Buch, unser Hörspiel-Special „Die drei ??? und der dreiTag“ erschien. Bei mir ist es im Vergleich zu Kari also genau umgekehrt, weil ich erst deutlich nach meiner Hörspiel-Premiere das erste eigene Buch der drei ??? in Händen halten konnte. Die Empfindung war eigentlich stets gleich überwältigend, weil es die Verwirklichung eines echten Traums ist, den Helden meiner Kindheit nun die Worte in den Mund legen zu dürfen.


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Was viele Hobby-Autoren „da draußen“ interessieren wird, ist die Frage, wie man eigentlich „offizieller Autor der Drei ???“ werden kann? Wie war das bei Euch beiden? Bei Hendrik war die Mitarbeit an der Reihe „DiE DR3i“ bestimmt nicht hinderlich, oder?

Hendrik Buchna: Letztlich können das natürlich nur die Verantwortlichen beim Kosmos Verlag beantworten. ;-) Meine Premierenfolge für „DiE DR3i“ spielt in meiner Biografie aber zweifellos eine ganz besondere Rolle. Bereits 2001 schrieb ich nämlich mein erstes Manuskript für die drei Detektive mit dem Titel „Die drei ??? und das Seeungeheuer“ und reichte es ein. Nachdem die Geschichte aufgrund der damaligen Autorenkonstellation beim Kosmos Verlag nicht verwendet werden konnte, lag sie fünf Jahre lang in der berühmten Schublade, ehe sie unter der Flagge von EUROPA im Jahr 2006 als erste Folge der Hörspiel-Reihe „DiE DR3i“ dann doch noch in See stechen konnte. Meine Rückkehr zu den drei Detektiven erfolgte dann schrittweise, zunächst 2010 mit dem dreiTag und kurze Zeit später, im Februar 2011, mit meinem ersten Kosmos-Buch „Die drei ??? – Im Zeichen der Schlangen“. Als Autor fühle ich mich Justus, Peter und Bob also schon seit langer Zeit verbunden und bin umso glücklicher, an Bord dieser großartigen Serie sein zu dürfen, die mich bereits seit meiner Kindheit begleitet.
Als ‚Leitfaden’ für angehende Schriftsteller taugt meine Laufbahn also nicht wirklich, da ich in vielen entscheidenden Situationen (unter anderem auch bei der Psychothrillerserie „Darkside Park“) schlicht das Glück hatte, zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Menschen zu treffen. Wenn es aber eine Maxime gibt, die mein wechselvolles Leben durch alle Höhen und Tiefen begleitet hat, dann lautet sie: Man darf niemals aufhören, an seine Träume zu glauben, auch wenn sie noch so verrück sein mögen. :-)

Kari Erlhoff: Ich bin freie Texterin und Auftragsautorin. Mit einem meiner Jugendbücher war ich auf der Frankfurter Buchmesse und bin dort nach der Veranstaltung mit Kosmos-Mitarbeitern ins Gespräch gekommen. Ein paar Monate später wurde ich dann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, für die drei ??? zu schreiben.
In der Buchbranche läuft viel über Anfragen der Verlage oder über Agenten. Wer für Serien und Reihen beauftragt werden möchte, sollte zunächst ein paar Veröffentlichungen mit eigenen Einzeltiteln anstreben und Kontakte knüpfen. Nebenbei kann man sich bei Agenturen bewerben.


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Nun sind ja die Drei ??? nicht die einzige Serie, an der Ihr beteiligt seid. Was unterscheiden die Rocky-Beach-Geschichten von Euren anderen Projekten wie beispielsweise Darkside Park oder White Scorpions?

Kari Erlhoff: Ein wichtiger Unterschied ist, dass ich bei den drei ??? nur die Buchvorlagen mache, nicht das Hörspielskript selbst. Außerdem schreibe ich „Die drei ???“ hauptberuflich, während die „White Scorpions“ eigentlich mal mehr ein Hobby waren. Dass iListen da schließlich mit viel Zeitaufwand ein großes und professionell umgesetztes Projekt draus machen würde, habe ich damals nicht geahnt.

Hendrik Buchna: Im Vergleich zu Thrillerserien wie „Darkside Park“ (Psychothriller GmbH) oder „MindNapping“ (Audionarchie) ist bei den drei Detektiven natürlich eine ganz andere Zielgruppen-Konstellation zu beachten. Zwar gibt es auch hier, insbesondere bei den Hörspielen, eine große Gruppe an erwachsenen Fans, die mit dieser Serie teilweise schon seit Jahrzehnten verbunden sind, aber in erster Linie sind „Die drei ???“ eine Kinder- und Jugendbuchserie, die entsprechende Vorgaben und Auflagen mit sich bringt. So sind exzessive Gewaltdarstellungen oder abgründige Trips in die finstersten Winkel der Seele verständlicherweise tabu. Da man Spannung jedoch auch mit subtileren Mitteln und in weniger grellen ‚Farben’ erzeugen kann, empfinde ich das nicht als Einschränkung, sondern als stetig neue Herausforderung.
Und wenn es mich dann doch mal nach dem Austoben meiner dunklen Seite gelüstet, gibt es ja ‚erwachsene’ Serien, in denen ich dies tun kann. ;-)


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Trefft Ihr Euch eigentlich beim KOSMOS-Verlag zu Autorenkonferenzen und besprecht die künftigen Themen?

Kari Erlhoff: Das kommt vor.

Hendrik Buchna: Kann ich bestätigen. ;-)


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Ihr wisst also, wer sich hinter dem Pseudonym Ben Nevis verbirgt?

Kari Erlhoff: Das weiß doch jeder! Der Ben Nevis ist ein Berg in Schottland.

Hendrik Buchna: Mit 1.344 Metern sogar der höchste Berg Großbritanniens!


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Ich hätte es mir denken können… Wie ist das mit den Plots? Ich werde manchmal den Eindruck nicht los, dass manche Story nur dazu herhalten muss, ein bestimmtes Thema zu „bedienen“, und dass der eigentliche kriminalistische Schreibspaß hinter der „aufgebrummten“ thematischen Vorgabe zurückbleibt. Ist da was dran?

Kari Erlhoff: Also ich suche mir meine Themen frei aus. Eine Ausnahme war die Auftragsarbeit für die Kunsthalle in Bremen. Aber ich hatte nie etwas gegen das Thema Kunst und konnte mir daher gut vorstellen, den Auftrag umzusetzen. Als Autorin kann ich dem Verlag Themen vorschlagen und kann genauso auch Themen ablehnen. Mittlerweile finde ich es durchaus okay, dass „Fußball“ in der Serie vorkommt. Ich kenne einige Jungs, die über dieses Thema überhaupt erst in die Serie eingestiegen sind. Aber ich würde mich nie für ein Fußballbuch bewerben – es sei denn, es wäre eine Parodie.

Hendrik Buchna: Karis Worten kann ich mich in sämtlichen Punkten nur anschließen.


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Also fürchtet Ihr Euch unter diesem Gesichtspunkt nicht übermäßig vor der nächsten Fußballweltmeisterschaft?

Kari Erlhoff: Wie schon gesagt: Ich finde es nicht schlimm. Von mir wird aber ganz sicher kein Band mit elf Freunden, grünem Rasen oder einem schwarz-weißen Leder kommen.

Hendrik Buchna: Falls ich die drei Jungs eines Tages tatsächlich mal in ein Fußball-Abenteuer schicken sollte, dann zu einem Auswärtsspiel nach Porterville. ;-P


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Kari, eines deiner jüngsten Bücher („Die blutenden Bilder“) ist die schon erwähnte Kooperation mit der Kunsthalle Bremen. Wie wichtig ist Netzwerken für Dich?

Kari Erlhoff: Netzwerken ist gut, wenn man es nicht übertreibt. Kooperationen müssen von Anfang an stimmig sein. In diesem Fall passte das Thema und die Zusammenarbeit lief prima.


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Apropos netzwerken… Hendrik, Du bist sehr rege auf Facebook unterwegs. Deiner Vita kann man entnehmen, dass Du nicht nur Film- und Medienwissenschaft, sondern auch Psychologie (Schwerpunkt Kognition und Kommunikation) studiert hast. Aus rein fachlicher Sicht: Wie wichtig sind Social Networks für Autoren? Und was bedeutet es für Dich persönlich, in unmittelbare Interaktion mit Deinen Lesern und Hörern zu treten?

Hendrik Buchna: Mir ist dieser direkte Draht zu den Fans sehr wichtig, da man – neben den traditionellen Verkaufs- und Rezensionsplattformen – auf diese Weise die unmittelbarste Rückmeldung auf das eigene Schaffen erhält. Ich möchte kein unantastbarer ‚Elfenbeinturm-Autor’ sein, sondern suche bewusst den Kontakt zu Lesern und Hörern. Neben Lesungen und öffentlichen Veranstaltungen wie Messen etc. sind soziale Netzwerke (bei allen berechtigten Vorbehalten hinsichtlich der jeweiligen Informationspolitik) ein ausgesprochen praktisches Medium – übrigens nicht nur zwecks Interaktion mit Fans, sondern auch zum Austausch mit Kollegen aus den verschiedensten Bereichen.


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Kari, Du nutzt Facebook gar nicht für professionelle Zwecke. Oder habe ich einfach nur noch nicht gut genug recherchiert? Dafür stehst du auf der Rocky-Beach.com regelmäßig Rede und Antwort, wie ich gesehen habe…

Kari Erlhoff: Mir ist Facebook suspekt. Ich muss nicht alle fünf Minuten im Netz schreiben, was ich mache, denke und plane. Dass man nicht ewig um dieses Network herum kommt, ist mir klar, aber ich zögere das heraus, so lange es geht.

Hendrik Buchna: An dieser Stelle muss ich zu meiner ‚Verteidigung’ einwenden, dass auch ich nicht ständig meinen Status aktualisiere oder irgendwelche privaten Einzelheiten online stelle. Mir war Facebook ebenso suspekt wie Kari und in vielen Belangen ist es mir das heute noch. Aber als mich Ivar Leon Menger damals fragte, ob ich mir vorstellen könnte, Facebook als Marketing-Forum zu nutzen, um mit Fans unserer Serie „Darkside Park“ in Kontakt zu treten, habe ich mich nach einiger Bedenkzeit dazu überreden lassen und dies seither auch nie bereut, obwohl inzwischen natürlich noch der große „Drei ???“-Bereich hinzugekommen ist.
Grundsätzlich gilt ja, dass es – zumindest weitgehend – jedem selbst überlassen ist, welche Informationen, Fotos etc. man allgemein zugänglich machen möchte und welche nicht. Für mich gibt es da klare Grenzen zwischen öffentlicher und privater Person. Deshalb verwende ich Facebook nicht, wie viele andere, für vertrauliche Info-Updates über mein Privat,- Berufs- oder Liebesleben, sondern nahezu ausschließlich, um neue Produktionen, Termine oder besondere Ereignisse mitzuteilen. In dieser Hinsicht haben sich derlei Netzwerke als durchaus nützlich erwiesen, ohne dass ich damit den vielfältigen Vorbehalten widersprechen möchte. Dennoch prophezeie ich, dass auch Kari in nicht allzu ferner Zukunft dem ‚Sog der Moderne’ erliegen wird. ;-)


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Die Frage nach der „Inspiration“ wird ja gemeinhin sehr häufig gestellt. Hendrik, welche Rolle spielen für Dich die Filme Deiner Jugend in Deinen Geschichten? Gerade in Deinem neuesten Band „… und das blaue Biest“ konntest Du Dich ja diesbezüglich mal so richtig austoben…

Hendrik Buchna: Filme spielen in der Tat eine enorm wichtige Rolle für mich. Ohne die Werke von Alfred Hitchcock, Martin Scorsese, Stanley Kubrick oder Sergio Leone kann ich mir mein Leben gar nicht vorstellen. Immer wieder gab es entscheidende Momente, in denen die Magie des Kinos mich nachhaltig beeindruckt und sicherlich auch beeinflusst hat. So war beispielsweise meine Faszination für Leones legendäre ‚Dollar-Trilogie’ letztlich der Anlass dafür, dass ich meine Abschlussarbeit in Filmwissenschaft der Untersuchung von ‚kohärenten und divergenten Entwicklungstendenzen innerhalb des US- und Italo-Western Anfang der 60er Jahre’ gewidmet habe. Das Thema Western ist dann auch – natürlich ohne die akademische Komponente – in mein erstes Buch „Die drei ??? - Im Zeichen der Schlangen“ eingeflossen, bei dem es Justus, Peter und Bob mit diversen Westernmythen zu tun bekommen. Im „blauen Biest“ waren es dann die alten und neuen Klassiker der Kino-Popkultur, die ich im Rahmen des Movie Empire Revue passieren ließ. Dafür wird mein nächstes Buch dann wieder ein eher ‚klassischer’ Fall ohne Film- oder Schauspiel-Bezüge. Trotz aller Liebe zum Kino darf man es ja nicht übertreiben. ;-)


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Wie sehr beeinflusst Euch als Autoren der „Neuen Ära“ beim Schreiben der Gedanke oder das Ziel, Fangemeinde und Kritiker gleichsam davon zu überzeugen, dass Eure neueste Story zu einer der besten zählen wird, die die Serie jemals hervor gebracht hat?

Kari Erlhoff: Das kommt ganz darauf an. Manchmal klinke ich die Internet-Fangemeinde komplett aus, manchmal liefert mir genau diese Fangemeinde aber auch einen passenden Denkanstoß. Ich habe allerdings durch meine Lesungen und Workshops auch viel mit der anderen Zielgruppe (Kinder von 8 bis 12) zu tun. Da kommen dann wieder ganz andere Wünsche und Erwartungen. Ein Tag unter Kindern relativiert vieles von dem, was in den Foren geschrieben wird.
Letztendlich muss ich vor jedem Buch wieder entscheiden, wen ich damit ansprechen will. Eine perfekte Geschichte kann es da nicht geben. Dazu sind all die Leser und Hörer da draußen einfach viel zu unterschiedlich.

Hendrik Buchna: Wiederum kann ich mich den Worten von Kari nur anschließen. Die verschiedenen Zielgruppen bei den „Drei ???“ sind so heterogen, dass man unmöglich alle Wünsche und Vorlieben abdecken kann. Wenn man einen solchen Superlativ-Anspruch an seine Geschichten stellt, geht man über kurz oder lang unter, weil es ein hoffnungsloses Unterfangen ist, alle Fans gleichermaßen zufriedenzustellen. Oftmals ist es ja sogar exakt derselbe Aspekt einer Geschichte (sei es der Plot, die Charakterzeichnung oder die Atmosphäre) der vom einen Leser oder Hörer als großartig empfunden, vom anderen dagegen als fehlerhaft und unstimmig kritisiert wird. Es ist beim Schreiben also eine beständige Gratwanderung zwischen den unterschiedlichen Erwartungshaltungen, von denen man sich als Autor aber nicht erdrücken lassen darf. Mein Credo ist daher: Man muss seinen individuellen Platz in der langen Geschichte dieser wunderbaren Serie finden und nach besten Kräften versuchen, sich selbst gerecht zu werden.


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): 2012 ist ja das große James-Bond-Jubiläumsjahr. Stellt Euch mal vor, Eure Bücher und Hörspiele würden im Bond-Stil verfilmt. Welcher Musikact würde dann den Titelsong Eures neuesten Falls beisteuern?

Kari Erlhoff: Mein nächstes drei ???-Buch im Bond-Stil? Passt irgendwie nicht so ganz – es wird nämlich echt unbritisch. Für die Filmversion würde ich gern Metallica mit „Turn the Page“ engagieren. Ferner müsste die Filmfirma dann noch „Stuck in the middle with you“ (Stealers Wheel), „Spiel mir das Lied vom Tod“ (Morricone), ein paar Stücke von Linkin Park und dann vielleicht sogar noch Bad (Michael Jackson) einkaufen. Ich habe da schon mal eine Liste gemacht ;-)

Hendrik Buchna: In meiner „DiE DR3i“-Folge „Das Haus der 1.000 Rätsel“ gibt es ja bereits eine Hommage an den Agenten Ihrer Majestät, genauer gesagt Sean Connery in „Liebesgrüße aus Moskau“; das genügt vorerst. ;-)
Wenn es aber tatsächlich eines Tages eine ‚bondige’ Verfilmung eines meiner „???“-Abenteuer geben sollte, wären Danny Elfman, Arcade Fire, DeVotchKa, Michael Nyman und Shirley Bassey meine Soundtrack-Favoriten.


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Eine letzte Frage: Was sind Eure aktuellen Projekte? Woran arbeitet Ihr gerade?

Kari Erlhoff: Mein aktuelles drei ??? Buch kann jetzt ganz entspannt in die Druckerei gehen. Es ist fertig geschrieben und fertig lektoriert. Inhaltlich darf ich noch nicht viel verraten, da der Katalog fürs Frühjahr erst im Dezember erscheint.

Hendrik Buchna: Bei mir ist es genau umgekehrt – ich beginne gerade mit meinem neuen „Drei ???“-Buch. Darüber hinaus arbeite ich nebenbei an einem spannenden Projekt abseits von Rocky Beach, über das ich aber frühestens im nächsten Jahr etwas verraten kann.


Nico Steckelberg (Der Hörspiegel): Kari Erlhoff, Hendrik Buchna, vielen herzlichen Dank für die interessanten Antworten! Die letzten Worte gehören Euch.

Kari Erlhoff: Das ist ein spezialgelagerter Interview-Sonderfall. Da ich keine eigenen letzten Worte habe, zitiere ich mal frei aus dem makabren Katalog oft gesagter letzter Worte: „Hier kann man auch bei Rot über die Straße ...- .“

Hendrik Buchna (kopfschüttelnd): Und dabei habe ich sie noch ausdrücklich davor gewarnt, Verkehrs-Tipps von Skinny Norris anzunehmen …

Weblink

http://www.kari-erlhoff.de

http://www.hendrikbuchna.de

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