Out Of The Dark Festival Tour 2011

Out Of The Dark Festival Tour 2011 Hot

Alina Jensch   23. Oktober 2011  
Out Of The Dark Festival Tour 2011

Bericht

Veranstaltungsort
Veranstaltungsdatum
11. Oktober 2011

Hörspiegel-Bericht

An diesem verregneten Dienstag machte die „Out Of The Dark Festival Tour 2011“ in der Kölner Live Music Hall Halt.
Im Line-Up hatte man fünf sehr unterschiedliche Bands vereint – darunter ein echtes Urgestein der Gothic Metal Szene, eine Band auf dem Weg zu ihrem Comeback und ein Sextett, das grundsätzlich aus der Reihe fällt. Einzig auffällige Gemeinsamkeit an diesem Abend sollte die Anwesenheit jeweils einer singenden Dame pro Band sein.
Doch erst einmal musste man hinkommen und das gestaltete sich äußerst schwierig, denn rund um Köln hatten sich dank Baustellen und Unfällen gut 20 Staus angehäuft und so erreichte die Schreiberin dieser Zeilen den Veranstaltungsort erst, nachdem die Finnen von AMBERIAN DAWN die Bühne bereits verlassen hatten.

Wenigstens noch pünktlich zu dem mit Spannung erwarteten Auftritt der Bielefelder Band XANDRIA, die nach 3 Jahren und mehrfachem Sängerinnen-Wechsel erstmalig wieder auf ausgiebiger Heimattour waren.
XANDRIA starteten mit einem ihrer bis dato pompösesten Songs, „India“ vom gleichnamigen 2005-er Album, und bewiesen so gleich zu Anfang, dass sie mit Manuela Kraller am Mikro die richtige Wahl getroffen hatten. Weiter ging es mit „Now & Forever“ und „The End Of Every Story“ vom gleichen Album und schnell wurde klar, dass XANDRIA heute eine flotte, aber recht abwechslungsreiche Setlist präsentieren würden. Die neue Sängerin meisterte alle Tonlagen mit Bravur und wusste auch den einzigen vom letzten Album Salomé (2007) gespielten Song „Save My Life“ perfekt in Szene zu setzen.
Optisch zeigte sich das Quintett eher leger: die Herren spielten ihre Instrumente in schlichten, dunklen Shirts und einzig Manuela hatte sich mit auffälligen Strümpfen und einem kurzen Mäntelchen in Schale geworfen – dem geneigten Zuschauer warf sich die Frage auf, ob ihr nicht heiß gewesen sein muss. Fans von früher dürfte außerdem noch die aus Demo-Zeiten zurückgekehrte Mähne des Gitarristen Marco aufgefallen sein.
Nach „Save My Life“ verkündete Manuela dann endlich: Ein neues Album Anfang 2012! Als Vorgeschmack gab es dann gleich einen neuen Song, „Valentine“. Jener hob sich ziemlich von den bisher gespielten Songs ab, wirkte schneller, härter, vom Gesang her höher und im Gesamteindruck irgendwie anders als alles, was XANDRIA bisher produziert hatten. Damit stand der neue Song im direkten Kontrast zum darauf folgenden „In Love With The Darkness“, dem vermutlich poppigsten Song des India Albums. Dieser Song schien nicht ganz unbekannt und hier und da klatschte das nicht gerade hallen-füllende Publikum mit. Insgesamt schien die Reaktion des Publikums auf XANDRIA zwar gut, doch sehr zurückhaltend. Eine deutlich erkennbare Ansammlung alteingesessener Fans suchte man vergebens, aber das mag angesichts der langen Funkstille im eigenen Land nicht verwunderlich sein.
Mit „Euphoria“ gab es den zweiten neuen Song und wieder ordentlich auf die Ohren. Vergleiche mit Nightwish scheinen hier vorprogrammiert und ausnahmsweise auch angebracht. Trotz des musikalischen Bombasts beeindruckte das Stück mit stimmungsvoller Melodiösität und ein ums andere Mal erwies sich Manuela als perfekter Neuzugang.
Zeit für den letzten Song und irgendwie auch den schwierigsten, denn bei „Ravenheart“ vom gleichnamigen Album von 2004 handelt es sich eindeutig um DIE XANDRIA-Hymne und den Song, der sich wohl der größten Bekanntheit erfreut.
Alles kein Problem, Band samt neuer Frontdame rissen das Publikum mit, gaben auf der Bühne nochmal alles, interagierten sowohl miteinander als auch mit dem Publikum und zeigten erneut ganz deutlich, dass sich die Band in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat und wieder bereit ist auch in heimischen Gefilden die Bühnen und CD-Regale zu erobern. Das wird mit Sicherheit noch richtig spannend!

Als nächstes betraten SERENITY aus Tirol die Bühne und brachten neben einer Reihe Songs von ihrem noch recht frischen Album Death & Legacy auch ein paar ältere Hits mit. Außerdem noch den ein oder anderen Gastmusiker, denn da Thomas Buchberger auf dieser Tour nicht die Gitarrensaiten zupfen konnte, hatte man sich Chris Hermsdörfer von Visions Of Atlantis ausgeliehen und auch für die weiblichen Gesangesparts hatten SERENITY sich Unterstützung geholt, aber dazu später mehr.
Los ging es also mit „New Horizons“ und „Far From Home“ vom aktuellen Album und spätestens bei „Coldness Kills“ vom Vorgängeralbum Fallen Sanctuary war ein Mitwippen unvermeidbar. SERENITY präsentierten eine sehr dynamische Bühnenperformance, die ihre sehr energischen und symphonischen Songs passend unterstrich.
Nach diesen sehr rockigen Songs wurde es Zeit für ruhigere Töne und zwar keine geringere als die Gänsehaut-Ballade „Fairytales“, im Original unterstützt von Ex-Elis Sängerin Sandra Schleret. SERENITY sind bekannt dafür sich gerne Sängerinnen von anderen Bands auszuleihen, zuletzt beispielsweise von Sirenia, Epica und Delain. Dementsprechend spannend war es also zu sehen, wen sie sich diesmal mit auf die Bühne holen würden: die Französin Clémentine Delauney von Whyzdom. Getaucht in stimmungsvolles rotes Licht verzauberte sie das Publikum und veredelte den Song.
Keine Zeit für weitere Schwermut, mit „Reduced To Nothingness“ vom ältesten Album der Band wurden wieder flottere Töne angeschlagen und das Publikum zum Mitrocken animiert.
Die schöne Clémentine in ihrem zeitlos eleganten Bühnenoutfit blieb allerdings nicht vergessen und kam für den noch jungen Hit „Serenade Of Flames“ wieder zurück auf die Bühne. Im Original hört man hier Charlotte Wessels von Delain, aber Clémentine Delauney fügte sich hier ebenfalls perfekt ins Bild und headbangte zwischen den Gesangsparts ordentlich mit. Den Abschluss bildete schließlich „Velatum“ vom Fallen Sanctuary Album, einem Song der sich wie kein anderer zur Interaktion mit dem Publikum eignet und so wurde freudig zu diesem sehr epischen Stück mitgeklatscht.
Leider kam damit der SERENITY Auftritt auch schon zu seinem gelungenen Ende.

Schon seit 1996 unterwegs und trotz einschneidender Mitgliederwechsel wohl den meisten Metal-Hörern ein Begriff, waren nun TRISTANIA aus Norwegen an der Reihe.
Nach dem Weggang von Sängerin Vibeke Stene und der Frage, was nun aus TRISTANIA werden würde, hatte man sich vor gut vier Jahren die Italienerin Mariangela Demurtas an Bord geholt und damit einen ganz anderen Wind ins Bandbild gebracht. Die flippige Sängerin setzte ungeahnte Energien auf der Bühne frei und überwältigte mit ihrer Stimmgewalt.
Den Auftakt machte die Single „Year Of The Rat“ vom letzten Album Rubicon. Die Dynamik im Publikum hatte sich verändert, offensichtlich hatte so manch einer schon länger auf TRISTANIA gewartet. Nach diesem mitreißenden Anfang ging es zurück ins Jahr 1999 und Mariangela verließ die Bühne um den Herren „Beyond The Veil“ zu überlassen. War die Musik der vorangegangenen Bands eher von symphonischen und epischen Elementen geprägt, so vertraten TRISTANIA heute eben die Bands mit dem unverkennbaren Doom / Death Metal Einfluss. Eine willkommene Abwechslung in diesem Abendprogramm.
Nachdem es sich ausgegrowled hatte, kehrten TRISTANIA mit „Exile“ zurück zum Rubicon Album und rockten die Halle, während sich Mariangela gewohnt agil über die Bühne bewegte und stellenweise geradezu ins Mikrofon quietschte. Für die Setlist hatte sich die Band anscheinend an einem alles-abdeckenden Querschnitt durch die Diskografie versucht und so stand als nächstes wieder ein doomigerer Song an, „Shadowman“ vom 2005-er Album Ashes, gefolgt von „Down“ vom Illumination Album. Für diesen Song hatte Mariangela ausdrücklich Unterstützung vom Publikum gefordert und so klatschte man enthusiastisch im Takt mit, wenn man nicht gerade dabei war das Haupthaar zu schütteln.
Mit „The Shining Path“ wurde dann erneut Abwechslung ins Programm gebracht und der beeindruckende lateinische Chor zu Beginn und Ende des Stücks ging wirklich durch Mark und Bein. In diesem Song zeigte Mariangela besonders eindrucksvoll wie sie mit Leichtigkeit zwischen den verschiedenen Tonlagen wechseln kann ohne etwas von ihrer Stimmgewalt einzubüßen.
Noch einmal richtig flott und düster wurde es bei „Sacrilege“ und das Ende läutete schließlich das wieder Growl- und Doom-lastige „Tender Trip On Earth“ ein. Der vergleichsweise melodiöse Refrain wurde vom Publikum eifrig mitgesungen und dann hatte es sich ausgeheadbanged. Unter Jubel verließen TRISTANIA die Bühne und dann stand an diesem Abend nur noch ein Act aus.

Die Live Music Hall war zwar bei Weitem nicht voll, doch hatte sich das Publikum recht gleichmäßig über die gesamte Fläche verteilt, sodass dies nicht weiter aufgefallen war. Nun kam aber Bewegung in die Menge und während so manch einer nach TRISTANIA die Heimreise antrat, preschte der Rest nach vorne und drängte sich vor der Bühne – was dazu führte, dass weiter hinten plötzlich gähnende Leere herrschte.
Zeit für die letzte und mit Abstand ungewöhnlichste Band des Abends: VAN CANTO, eine deutsche a capella Metalband. Geht das, a capella und Metal? Nun, das Sextett war gekommen um eben dies zu beweisen und startete gleich mit dem recht bekannten Song „Lost Forever“ vom vorletzten Album Tribe Of Force durch. Auffällig war, dass man für VAN CANTO anscheinend die Lautstärke ordentlich aufgedreht hatte. Eigentlich völlig unnötig, denn auch ohne die Unterstützung von Saiteninstrumenten schafften es die Herren mit Dame einen eindrucksvollen Klangteppich ins Mikrofon zu produzieren. Im Gegenteil, eher führte der neue Lautstärkepegel dazu, dass das Schlagzeug (einziges verbliebenes Instrument auf der Bühne) nach einigen Songs zu prominent wirkte und nervte. Am Ende taten zumindest mir die Ohren schon richtig weh und das, obwohl der Abend bis dahin durch qualitativ guten Sound und eine sehr angenehme Lautstärke gepunktet hatte.
Wie dem auch sei, präsentiert wurde ein bunter Strauß aus eigenen und gecoverten Songs. Alle mit der unverkennbaren VAN CANTO Note. Es folgte „Wishmaster“ von der finnischen Superband Nightwish und auch wenn Sängerin Inga nicht so wirklich an das Vorbild herankam, so war die verbal geschaffene Klangkulisse doch erstaunlich vielschichtig und beeindruckend.
„Neuer Wind“ vom neuen Album Break The Silence war der einzige deutsche Song des Sets und erinnerte vielleicht aus diesem Grund unfreiwillig an einen Schlagersong. Das Publikum war jedenfalls begeistert und führte seine Feierlaune in dem sehr schnellen „One To Ten“ weiter aus.
Nach den Sprechchören, die zwischen den Songs immer wieder aufflammten, war wieder ein Cover an der Reihe, dieses Mal „Rebellion (The Clans Are Marching)“ von Grave Digger. Im Anschluss wurde ein „balladesk angehauchter Metal-Walzer“, der sich für Hochzeiten eignen würde, angekündigt. Es kam aber „Black Wings Of Hate“ vom neuen Album und brachte alles andere als balladeske Schunkelstimmung. Noch eins drauf legte man dann mit Sabatons „Primo Victoria“, dem die a capella Variante sehr gut stand und welches lautstarke Unterstützung aus dem Publikum erfuhr.
Es folgten noch „The Mission“ vom A Storm To Come Album und das mit Begeisterung angenommene Iron Maiden Cover „Fear Of The Dark“. Nach zehn Songs war der Abend dann so gut wie zu Ende, es schloss sich noch eine etwas beschwingtere Zugabe, „To Sing A Metal Song“, an und gegen 23 Uhr verließen VAN CANTO dann endgültig die Bühne.

Insgesamt ein sehr gelungener und abwechslungsreicher Abend, auch wenn die Verteilung der Bühnenzeit ruhig hätte etwas gleichmäßiger ausfallen dürfen. Zwar als „Festival Tour“ präsentiert, bekam man doch nicht ganz zu Unrecht den Eindruck, dass es sich doch irgendwie um eine VAN CANTO Show gehandelt hatte. Das Publikum schien auch dementsprechend zusammengesetzt und sicher wäre die ein oder andere Band in einem etwas anderen Rahmen besser zur Geltung gekommen.

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