Karl May auf der Bühne II Hot
Michael Brinkschulte
30. Oktober 2022
Buch-Tipp
Autor(en)
Genre
Anzahl Seiten
400
Verlag
Erscheinungsjahr
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Rückentext
Seit den 1950er-Jahren haben Karl-May-Festspiele von Bad Segeberg bis Elspe Tradition – Hunderttausende pilgern heute Jahr für Jahr zu mehr als zehn Freilichtbühnen im gesamten deutschsprachigen Raum. Stars wie Pierre Brice, Alexander Klaws, Gojko Mitic, Wayne Carpendale oder Claus Wilcke hauchten Karl Mays Figuren in zahlreichen Bühnenfassungen Leben ein. Winnetou zum Anfassen – das begeisterte das Publikum allerdings schon lange, bevor Karl Mays Apatschenhäuptling erstmals über die Freilichtbühnen von Bad Segeberg oder Elspe ritt. So auch in Österreich, wo es bereits 1928 an der Wiener Renaissance-Bühne zu einer aufsehenerregenden Winnetou-Inszenierung kam.
Dem Phänomen der zahlreichen Karl-May-Inszenierungen widmet sich die auf vier Bände ausgelegte Buchreihe Karl May auf der Bühne. Band 2 lässt die Erfolgsstory der Karl-May-Festspiele im sauerländischen Elspe Revue passieren, wo man erstmals 1958 Karl May aufführte und sich über die Jahrzehnte ein Millionenpublikum eroberte, unter anderem dank Film-Winnetou Pierre Brice, der hier ab 1976 ein fulminantes Comeback feierte. Zudem legt der Band einen Schwerpunkt auf Österreichs Karl-May-Bühnengeschichte bis zum Beginn der 1950er-Jahre, widmet sich Festspielen in Mühlheim an der Ruhr, Dinslaken oder Cuxhaven während der 1960er- und 1970er-Jahre und dokumentiert die Bühnengeschichte süddeutscher Festspiele, die seit den 2000er-Jahren unter anderem im bayrischen Dasing und baden-württembergischen Burgrieden entstanden.
Hörspiegel-Meinung
Michael Brinkschulte
Story/Inhalt
10,0
Atmosphäre
10,0
Aufmachung
10,0
Gesamtwertung
10,0
Zunächst auf drei Bände angelegt, wird auf dem zweiten Band "Karl May auf der Bühne" eine Erweiterung auf vier Bände benannt. So umfangreich ist die Präsenz Karl Mays auf den Bühnen im In- und Ausland.
Wie schon Band 1 wird auch dieser zweite Band im Großformat 21,0 cm x 29,7 cm geliefert und bietet vielfältige Informationen in Wort und Bild auf 400 Seiten. Nach einem ausführlichen Inhaltsverzeichnis und der voran gestellten Informationen zur Collage auf dem Buchdeckel, begrüßt ein ganzseitiges Foto von Film-Winnetou Pierre Brice die Leser. Darauf folgt ein Vorwort von Nicolas Finke und Reinhard Marheinecke.
Bevor es in die inhaltliche Auseinandersetzung mit Karl Mays Werken auf unterschiedlichen Bühnen geht, startet das Buch mit einer Danksagung, um daran anschließend mit dem Kapitel "Inszenierungen an Theaterhäusern "Teil 2: Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland 1945-1970)" den vorherigen Band fortzusetzen.
Mit ausführlichen Hintergrundinformationen, die mit Fotos, Briefen oder auch Autogrammkarten und Theaterzetteln werden die dargestellten Sachinformationen ergänzt. Über die beschriebenen Jahre wird deutlich, dass viele bekannte Schauspieler in Mays Werken auf der Bühne aktiv wurden, schon bevor die Filme eine noch größere Aufmerksamkeit erzeugten. So waren auch in Film und Fernsehen weithin bekannte Namen wie u.a. Heinz Reincke oder Claus Biederstedt auf der Bühne zu sehen.
Auf vielen Bühnen wurden Mays Werke aufgegriffen und zum Teil auch für Jugendbühnen aufbereitet. Es gab aber auch eine ganze Reihe von geplanten Bühnenprojekten, die zwar geplant, aber nicht umgesetzt wurden. Diese geplanten Stücke finden im nächsten Kapitel Berücksichtigung. So auch eine vom Architekt Erich Knauth angedachte Winnetou-Oper, deren Realisierung aber nie zustande kam. Viele Weitere Pläne an unterschiedlichen Orten in der Bundesrepublik wurden angedacht und später verworfen. Die Dokumentation mit Briefwechseln, Textbuchauszügen oder Bühnenbild-Skizzen machen dieses Kapitel besonders interessant.
Im folgenden Kapitel widmet sich das Buch ausführlich der Freilichtbühne im sauerländischen Elspe, dem heutige Elspe Festival. Die Bühne orientierte sich zunächst an den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg, zu denen 1953 Kontakt aufgenommen wurde, um ein Rollenbuch und weiterführende Informationen zu erhalten.
Schritt für Schritt schildert das Buch die Umsetzung von Mays Werken auf der Naturbühne und dokumentiert dies mit zahlreichen Fotos. Waren ursprünglich auch die Abenteuer im Orient mit im Spielplan - 1964 spielte man zum Beispiel "Hadschi Halef Omar", wendete sich dieser später ausschließlich den Abenteuern um Winnetou und Old Shatterhand zu.
Die Beschreibungen wie sich die Bühnenumsetzungen zu immer professionelleren Inszenierungen entwickelten, Stunts hinzu kamen, um die Action noch prägnanter zu gestalten bis hin zur Installierung des dem Münchner Olympiastadion nachempfundenen Zeltdach über dem Zuschauerraum, sind überaus interessant. Mit der Verpflichtung von Pierre Brice als Winnetou wird Elspe deutschlandweit bekannt und steigert die Zuschauerzahlen. Viele Fotos von der Bühne und auch aus dem Backstage-Bereich sowie Plakatabbildungen und Flyer ergänzen die Texte in diesem Kapitel und geben interessante Einblicke.
Die positiven Entwicklungen wie Gründung des schon angesprochenen Elspe Festivals und der Bau der Festivalhalle, in der auch Karl May gespielt werden kann, wird ebenso beschreiben wie der Rückschlag einer Aufführung von "In den Schluchten des Balkan" in der Halle, die mangels Nachfrage abgesagt wurde. Gesammelte Pressestimmen runden das Kapitel ab. Hinzu kommt ein Gespräch mit dem seit 2012 aktiven Winnetou-Darsteller Jean-Marc Birkholz.
Es geht nach diesem Blick auf eine einzelne Freilichtbühne mit weiteren Kapiteln zu "Karl May auf der Freilichtbühne (Teil 2: Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland 1963-1975)" weiter. Im Anschluss werden geplante Projekte dargelegt. Die Sachinformationen zu einer Vielzahl von Bühnen und Projekten werden erneut durch Briefe, Szenebilder, Plakate, Eintritts- und Autogrammkarten sowie Fotos ergänzt. Gleiches gilt für das nächste Kapitel, die Auseinandersetzung mit "Karl May auf der Bühne - international (Österreich Teil 1: 1928-1951)" und die daran anschließenden geplanten Bühnenprojekten in Österreich in dieser Zeit.
Abschließend wird "Winnetou in Schwaben" in den Fokus genommen, einer Freilichttheaterumsetzung ab den 2000er Jahren mit dem (Teil 1: Dasing und Burgrieden).
Der zweite Band bietet damit eine umfangreiche Sammlung von Hintergrundinformationen und Zeitzeugnissen, die Karl Mays Bühnenpräsenz hervorragend zu beleuchten weiß. Man darf sich auf die nächsten beiden Bände freuen.