Weather Systems

Weather Systems Hot

Nico Steckelberg   18. April 2012  
Weather Systems

Musik

Interpret/Band
Label
Format
CD
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
9,0

Ich verfolge die musikalischen Pfade der Band Anathema seit ihrem Debutalbum, das damals noch melodischen Death-/Doom-Metal enthielt. Zwischenzeitlich hat sich die Band jedoch zu einer Artrockformation entwickelt, was manche der Oldschool-Fans dazu veranlasste, Anathemas Musik fortan als „Hausfrauen-Mucke“ zu beschimpfen. Aber das war sie ganz und gar nie. Denn wenngleich eine gewisse Sanftheit Einzug gehalten hat, waren die Stimmungen oft melancholisch und tief atmosphärisch.

Während mir Anathemas letztes Studioalbum „We’re here because we’re here“ (produziert von Porcupine-Tree-Mastermind Steven Wilson) mit seinen ständig wiederkehrenden Unendlich-Loops auf der Melodie-Seite vergleichsweise monoton erschien, eröffnen sich mit „Weather Systems“ ganz neue atmosphärische Ebenen.

„Weather Systems“ ist das mit Abstand positivste Album der Band. Es erinnert von der Dichte her zwar an alte Klassiker-Alben wie „Judgement“ oder „Eternity“, aber auf eine ganz eigene, offene, nicht bedrückende Art. Dabei sind die behandelten Themen durchaus melancholisch. Insbesondere der Bericht über eine Nahtoderfahrung im letzten Stück „Internal Landscapes“ in Kombination mit der positiv-emotionalen Musik berührt den Hörer ungemein.

Der „gefühlte“ Bezug zu den früheren Alben ist jedoch nicht zufällig. Die Lieder gehen - wie häufig bei Anathema - hier und da ineinander über. Es fallen beispielsweise die Worte „We’re here cause we’re here“ in „The Gathering of the Clouds“. Oder aber man fühlt sich beim Hören von „The Lost Child“ plötzlich erinnert an die Melodie von „Sentient/Angelica“ vom „Eternity“-Album. Das sind sehr schöne Momente. Und obwohl der Songaufbau ein bisschen an die Monotonie des letzten Albums anknüpft, kann hier jedoch tatsächlich von einem Aufbau geredet werden. Denn die Steigerungen sind großartig und mitreißend, so wie das gesamte Zusammenspiel aus männlichen Vocals und Lee Douglas, die tolle Arbeit leistet. Geräusche, Spoken Words, Beats, hier passt das meiste super zusammen. Die akustischen Gitarren werden mit schnellen Anschlägen eingesetzt, beinahe schon flamencohaft. Die Strings sind immer dezent und nie zu dick aufgetragen.

Ein mitreißendes, sehr schönes Album.

Anspieltipps: “The Beginning and the End”, “Internal Landscapes” und “Untouchable Part 1”

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