The Cost Of Dreaming Hot
Alina Jensch
29. Dezember 2021
Musik
Interpret/Band
Unter-Genre
Label
Veröffentlichungs- Datum
28. Mai 2021
Format
CD
Hörspiegel-Meinung
Alina Jensch
Gesamtwertung
6,0
Vier Jahre nach dem letzten Album Atone, welches mich voll und ganz überzeugen konnte (Review hier), erschien dieses Jahr das nunmehr dritte Studioalbum des internationalen Pop-/Rock-Projekts WHITE MOTH BLACK BUTTERFLY. Das ist mittlerweile zwar schon so einige Monate her, doch verdient es trotzdem eine Widmung. Außerdem ist Zeit ja relativ, besonders im Moment.
Relativ viel Zeit ist auch seit Atone vergangen, und so ist es spannend zu hören, welche musikalischen Veränderungen oder Weiterentwicklungen es gegeben hat. In der Tat klingt The Cost Of Dreaming deutlich anders: Das Album ist elektronischer, poppiger, aufgeweckter und polierter als der Vorgänger.
Ergriff Atone die Hörer noch mit seiner melancholischen Atmosphäre, den cinematischen Klanglandschaften und der emotionalen Zerbrechlichkeit des Gesangsduos Daniel Tompkins und Jordan Turner, so wartet The Cost Of Dreaming mit deutlichen Synthpop-Elementen (z.B. „Prayer for Rain“, „Portals“) und radiotauglichen R&B-Einflüssen (z.B. „The Dreamer“, „Soma“) auf. Die jeweiligen Songs sind durchaus gut umgesetzt, ein roter Faden lässt sich aber nur schwer finden und gänzlich mitgerissen wird man von den wechselnden Stimmungen auch nicht, vielleicht, weil häufig alles zu glatt klingt.
Für einen ordentlichen Bruch im Zentrum des Albumverlaufs sorgt dann schließlich „Use You“, ein Song, der sich mit dem sehr ernsthaften Thema häuslicher Gewalt auseinandersetzt, mit seinem wummernden Bass und der überzogen theatralischen Darstellung eines innerlich zerrissenen Täters aber kaum unauthentischer rüberkommen könnte und eher dem Jugendwort des Jahres 2021 entspricht: Cringe.
Danach geht es musikalisch zum Glück wieder bergauf, aber so richtig abkaufen will man die Messages auch weiterhin nicht – zu distanziert, zu kalkuliert, zu smooth, zu cool.
Da hilft es auch nicht, in „Unholy“ den Text des älteren „The Sage“ neu aufzugreifen.
The Cost Of Dreaming hat seine Momente, kann im Ganzen aber leider nicht an den Vorgänger anknüpfen.