Geisha Boy Hot
Musik
Hörspiegel-Meinung
Takanori Makes Revolution. Ob das stimmt sei mal so dahingestellt, jedenfalls steckt diese Aussage hinter dem Kürzel T.M.Revolution und in gewisser Weise widersetzt sich Sänger Takanori Nishikawa tatsächlich der kontemporären Popmusik.
In der Besprechung seiner letzten hier erschienenen Single „Preserved Roses“ habe ich bereits angesprochen wie sich diverse Musikstile der 80er und 90er, namentlich Eurobeat und Verwandte, in Japan auch noch heute wacker halten.
Mit „Geisha Boy“ erscheint nun in Deutschland eine Sammlung jener Songs, die als Soundtracks für Anime (darunter auch für hiesig bekannte wie Rurouni Kenshin, Gundam Seed, Soul Eater, Bleach) verwendet wurden. Die Scheibe kann also als Best-Of betrachtet werden und sieht sich, wie meiner Meinung nach alle Kompilationen, dem Problem gegenüber gestellt einen roten Faden zu finden. Wer bei dem Titel „Geisha Boy“ nun an exotische Klänge und grazile Wesen denkt wird sich angesichts der fast durchweg high energy Beats wohl erschrecken. Betrachten wir Titel und Artwork einfach als Teil von Takanoris Revolution.
Was hier serviert wird ist flotter Dance Pop irgendwo zwischen Eurobeat, Italo disco, Hi-NRG und 80's Wave. Atempausen werden nur selten gegönnt, etwa beim Opener „Heart Of Sword -Yoake Mae-“, einer aufgeweckten Powerballade mit Ohrwurmcharakter, dem düsteren aber geradezu romantischen „Meteor“, oder der sehr minimalistisch gehaltenen Ballade „Vestige“. Ansonsten gehen alle Songs mit hohem Tempo und prägnanten Melodien nach vorne, mal verspielter („Zips“, „Ignited“), mal rockiger („Sword Summit“, „The Party Must Go On“), mal tiefenlastiger („Invoke“, „Save The One, Save The All“) und manchmal noch flotter als der Rest („Resonance“, „Flags“).
Und um auf den Titel der Kompilation zurückzukommen, so flechtet „Flags“ als einziger Song japanische Flöten und Saiteninstrumente ein und klingt dadurch – von der Sprache mal ab – besonders japanisch.
Wie steht es nun also um den roten Faden dieser Sammlung? Überraschend gut! Neben der fast durchweg hohen Geschwindigkeit, wiederkehrenden Synthie-Effekten, dem hohen Spaßfaktor und der Tanzbarkeit haftet beinah allen Songs ein unverkennbarer Hauch Düsternis an.
Insgesamt hat „Geisha Boy“ mit 12 Songs und einer Spieldauer von knapp 50 Minuten ein bisschen was von einem auditiven Workout und es war nicht leicht während der Besprechung still zu sitzen.
Was genau macht (außerhalb Japans) die Faszination von T.M.Revolution aus? Ist es die Nostalgie die, bei Menschen die mit der Musik der 80er und 90er Jahre groß geworden sind, geweckt wird? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist es eine erfrischende Abwechslung vom Pop-Einheitsbrei und gibt bei dem aktuell fiesen Wetter Energie!