Sonder Hot

Alina Jensch   20. April 2018  
Sonder

Musik

Interpret/Band
Label
Veröffentlichungs- Datum
20. April 2018
Format
  • CD
  • Download
  • Vinyl

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
9,0

TESSERACT haben sich dieses Mal etwas mehr Zeit gelassen als zwischen den vorangegangenen Alben, doch fürchtet euch nicht, das vierte Studioalbum der britischen Progressive Metal-Pioniere, „Sonder“, hat nun das Licht der Welt erblickt! Und was für einer! Thematisch wandelt das Album nämlich auf philosophischen Pfaden – es geht um das Gefühl der Erkenntnis der eigenen Bedeutungslosigkeit angesichts des größeren Ganzen, die Einsicht der Machtlosigkeit über unser Schicksal, das Verständnis von Frieden und mehr. Schon der Titel, „Sonder“, so erklärt Sänger Dan Tompkins im vorliegenden Pressetext, sei ein von Schriftsteller John Koenig geschaffener Begriff um eine linguistische Lücke zu füllen und ganz bestimmte Emotionen zu beschreiben. Nach den richtigen Worten ringt man auch bei diesem gelungenen Album.

Vor einigen Jahren war ich noch skeptisch was die Konstanz und den Erfolg der Band angeht, doch nach dem 2015er Album „Polaris“ war eigentlich klar: TESSERACT sind kein Strohfeuer. Sie sind gekommen um zu bleiben und nachhaltig die Progressive Metal-Landschaft zu formen. Veni, vidi, vici. Und so rollt „Sonder“ ganz selbstverständlich ins Feld, fährt in typischer TESSERACT-Manier einen ordentlich heavy Sound mit donnernden Gitarren, coolem Bass und virtuosem Schlagzeugspiel auf, um den Hörer dann im nächsten Augenblick mit atmosphärischen, verträumten Momenten sanft zu verzaubern. Noch einen kräftigen Schuss Groove rein und fertig ist das neue Album, das so mühelos Genres und Blaupausen ignoriert und als Vorbild eigentlich nur eines hat: Die Band selbst. Von allen anderen Alben finden sich nämlich charakteristische Elemente auch auf „Sonder“ wieder und fügen sich passend zusammen.

Gesanglich schien auf „Polaris“ im Vergleich zu den Vorgängern die Stimme etwas mehr in den Fokus gerückt – das ist auf „Sonder“ nicht mehr der Fall und der Gesang bettet sich wieder stärker in die Instrumentalisierung. Nichtsdestotrotz sorgen die Gesangsmelodien für absolute Gänsehautmomente und Dan Tompkins meistert sowohl die zarten, emotionalen Passagen als auch die sparsam eingesetzten Screams („King“, „Smile“). Ein ums andere mal kann man sein Talent und seine einzigartige Stimme nur loben.

„Sonder“ ist spannend, frisch, groovy, atmosphärisch, sehr melodiös und dann doch wieder kantig, irgendwie Metal aber irgendwie auch nicht. Es manifestiert die Position die TESSERACT eingenommen haben und hoffentlich lässt es auch ihre Kasse klingeln – verdient haben sie es.
Leider ist „Sonder“ mit unter 37 Minuten etwas kurz geraten. Zwei der enthaltenen acht Stücke, „Orbital“ und „The Arrow“, schaffen bei weitem nicht die 3-Minuten-Marke und hätten gerne länger sein dürfen. Auch mit der Abwendung von der Gesangshervorhebung bin ich auf „Sonder“ nicht ganz zufrieden: Stellenweise, wie etwa in „King“, geht der Gesang im Mix fast völlig unter und hätte etwas mehr Raum gebrauchen können. 


Pssst! Ende des Jahres geht das Quintett mit „Sonder“ im Gepäck auf Tour:

TESSERACT - Headliner Tour 2018 
Supportbands: Between The Buried & Me + Plini
Präsentiert von: eclipsed, Guitar, metal.de, Piranha, Rock Hard, Start
09.11. DE – Köln - Live Music Hall
13.11. DE – Aschaffenburg - Colos-Saal
14.11. DE – Hamburg - Gruenspan
19.11. DE – Berlin - Lido
20.11. DE – Stuttgart - Im Wizemann
21.11. AT – Vienna - Flex
22.11. DE – Munich - Backstage
23.11. CH – Aarau – Kiff

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