Insel-Menschen Hot
Hörspiel
Rückentext
Sie alle brauchen Geld auf Clove Island. Helen, um die Operation ihres geliebten Hundes zu bezahlen, Pauly, um endlich etwas mit seinem Leben anzufangen, und Frank für dieses seltsame Projekt, an dem er nächtelang in seinem Keller arbeitet. Als ein Toter mit verstümmelter Hand und Bündeln von Hundert-Dollar-Scheinen auf dem Rücken an Land gespült wird, scheint das die Lösung aller Probleme zu sein.In Wirklichkeit jedoch ist es erst der Anfang.
Hörspiegel-Meinung
Das nenne ich mal etwas Besonderes: Eine straighte Story bei MindNapping. Und siehe da: „Insel-Menschen“ ist eine richtig gute, solide Geschichte, die von Anfang bis Ende Spaß macht. Der Autor John Beckmann geht klassisch vor: Er bestimmt das Setting und die Charaktere und stellt sie dann vor eine Herausforderung. Konkret: Pauly zieht beim Angeln eine Leiche an Land. An ihr befestigt: Geld. Nicht zu viel, aber genug um die primären Sorgen der Insulaner vergessen zu machen. Und so unterschiedlich und teilweise verfeindet man auch sein mag, hier hält man zusammen und hält dicht, denn jeder hat etwas davon. Aber das ist noch nicht das Ende der Geschichte, denn wo Geld und eine Leiche verschwinden, gibt es immer auch andere, die danach suchen.
Beckmanns Erzählweise erinnert mich an den realistischen Stephen King. Die Stimmung ist hervorragend, was nicht nur am guten Sounddesign liegt, sondern auch an den hervorragenden Sprechern. Nicht einer, der hier aus der Rolle fällt. Jürgen Kluckert als Erzähler lässt Erinnerungen an Gabriel Burns aufkeimen. Sven Plate spielt den emotionalen und unsicheren Pauly großartig, und Arianne Borbach hat eine sehr natürliche Art, ihre Rolle zu spielen. Insbesondere im Dialog mit Martin Kessler (dem „gewaltbereiten Choleriker“) und Wolfgang Bahro (dem unterjochten Bruder des „gewaltbereiten Cholerikers“) spürt man die leichten Nuancen, mit denen ihr Charakter „Helen“ es schafft, die Stimmung so eben noch einmal auf die richtige Seite zu ziehen, bevor sie kippt und Schlimmeres passiert. Einzig an einer Stelle fand ich den Dialog zu „tarantinoisiert“: In Zeiten, in denen selbst ein James Bond auf die homosexuellen Annäherungsversuche seines Gegenspielers mit einem flotten Spruch kontert, wirkt der im Hörspiel dargestellte Ausraster doch eher wie eine unpassende Karikatur Tanrantinos oder Lynchs „austickender“ Herren im feinen Anzug denn wie eine ernst gemeinte Hommage. Dennoch: Auch darüber kann man schnell hinweg sehen.
Der Soundtrack ist schlicht und gut. Mehr muss hier gar nicht sein, im Gegenteil. Das passt gut. Das Covermotiv kann mich diesmal nicht ganz so gut „packen“. Aber es sind alle wichtigen Elemente der Hörspiels darauf zu sehen.
Fazit: „Insel-Menschen“ ist eine der MindNapping-Folgen, die ich gern öfter höre. Nicht unbedingt, weil die Story völlig neu und noch nie da gewesen wäre. Auch nicht, weil nicht das Ende – wie bei MindNapping üblich - den großen Knalleffekt bereit hält. Sondern ganz einfach, weil die Stimmung die gesamte Zeit hinweg Spitze ist, weil die Dialoge klug sind und die Sprecher prima ausgewählt wurden. Super!