Grabesgrün Hot

Nico Steckelberg   10. September 2011  
Grabesgrün

Rückentext

Wer bringt ein kleines Mädchen um und bahrt es auf dem Opferaltar einer Ausgrabungsstätte auf? Jede Spur, die die beiden jungen Dubliner Ermittler Rob und Cassie verfolgen, führt sie nur tiefer in ein Dickicht, in dem sich alle Gewissheiten in ihr Gegenteil verkehren. Und keiner darf erfahren, dass Rob vor vielen Jahren selbst etwas Furchtbares erlebt hat – im Wald bei ebenjener Ausgrabungsstätte ...

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
9,0
Atmosphäre 
 
9,0
Sprecher 
 
9,0
Soundtrack 
 
9,0
Aufmachung 
 
6,0
Gesamtwertung 
 
8,4

Irland. Ein Mädchen wird tot aufgefunden. Bekleidet liegt sie auf einem Altar einer Ausgrabungsstätte nahe ihres Heimatortes. Die Gerichtsmedizin findet heraus, dass es durch zwei Hiebe auf den Kopf bewusstlos geschlagen und erstickt wurde. Doch die Suche nach dem Täter ist nicht die einzige Herausforderung für die beiden Ermittler Rob und Cassie. Denn der kleine Ort spielt eine wichtige Rolle in Robs Vergangenheit. Hier waren er und zwei seiner Freunde im Wald verschollen, und nur Rob kehrte damals zurück: Ohne Gedächtnis, dafür mit Blutspuren übersät. Die Ermittlungen gehen in viele Richtungen, und jede scheint auf ihre Art plausibel. Und niemand kann ausschließen, ob der unbekannte Täter, der vor Jahren Rob und seine Freunde verschleppt hat, nicht auch das Mädchen auf dem Altar auf dem Gewissen hat.

Tana French legt mit "Grabesgrün" eine ganz hervorragende, psychologisch ansprechende Kriminalgeschichte vor. Sie spielt mit dem Hörer, legt falsche Fährten, gibt wichtige kleine Indizien, auf die man jedoch erst im Nachhinein zu achten vermag. Der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss erhalten, und auch nach der Lösung des Falls bleibt man Gedanklich noch immer "mitten drin".

Der WDR hat sich der Hörspieladaption des Romans angenommen. Die Dramaturgie von Isabel Platthaus verwandelt die Story unter der Regie von Martin Zylka in ein 155-minütiges Hörspiel mit authentischen Sprechern. Allen voran Benjamin Sadler, der mit einer verletzlich-emotionalen Stimme die Hauptrolle des Ermittlers Robert spielt. Ihm zur Seite steht Luise Helm, die die stets nach vorn gerichtete Art und den ganz eigenen Humor seiner Partnerin Cassie ganz fantastisch umsetzt. Besonders gut gefällt mir auch Natalie Spinells Sprecherleistung, die als manipulative Lolita auftritt.

Im Vergleich zur (Hör-)Buchversion werden einige Erzählpassagen und auch ganze Fakten des Falls weggelassen. Wer die Romanvorlage kennt, dem wird dies sicherlich gleich auffallen. Allerdings gelingt die Kürzung gut und lässt für Hörer, die die Vorlage von Tana French nicht kennen, nichts vermissen.

Musikalisch wird „Grabesgrün“ durch die Kompositionen von Sven Rossenbach und Florian van Volxem untermalt. Beide schaffen es, einen subtil-atmosphärischen Score mit melancholischer irischer Note zu erzeugen. Prima!

Fazit: "Grabesgrün" ist intelligente und realitätsnahe Krimi-Unterhaltung auf hohem Niveau. Mit guten Sprechern, guter Musik und einem stets hohen Spannungslevel.

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