Flutnacht Hot
Hörspiel
Rückentext
Tim Felton nimmt nach dem Unfalltod seiner Freundin den Job als Vogelwächter auf Brooks Island an – eine einsame Insel an der Küste vor Maine. Das beschauliche Forscherleben endet jäh, als Tim Hinweise entdeckt, dass sein Vorgänger unter mysteriösen Umständen verschollen ging und eine geheimnisvolle Schiffbrüchige auf Brooks Island angespült wird. Wenig später weiß Tim nicht mehr, ob er seinen Sinnen trauen kann oder ob er das Schicksal des letzten Vogelwartes teilen wird: Paranoia, Wahnsinn und Tod…Hörspiegel-Meinung
So ein einsamer Job auf einer verlassenen Vogelinsel kann einen schon wahnsinnig machen. So geschehen auch mit Tim Feltons Vorgänger als Vogelwart: Er ist unter ungeklärten Umständen verschollen. Ist er verrückt geworden und hat sich das Leben genommen? Darüber möchte sich Tim gar keine Gedanken machen. Denn er sucht einfach nur den Abstand von allem. Vor allem vor der Erinnerung. Seine Freundin kam vor kurzem ums Leben. Und da kommt ihm die Einsamkeit der Insel gerade gelegen. Doch sie währt nicht lange, denn eine Frau kommt auf die Insel. Mit einer ganz merkwürdigen Geschichte im Gepäck. Dennoch knistert es zwischen beiden. Doch die Insel birgt mehr Geheimnisse als dieses eine.
Mit „Flutnacht“ erscheint nun der vierte Teil der Hörspielreihe „Mindnapping“. Die Episode aus der Feder von Simon X. Rost weiß vor allem durch ihre erzählerische Dichte zu überzeugen. Die Story kommt mit nur vier Charakteren aus. Das kommt der Story zugute, denn man muss sich nicht auf zu viele Personen konzentrieren, alles ist (zunächst) schön geradlinig aufgebaut und lässt sich prima verfolgen. Wie schon bei den bisherigen Mindnapping-Folgen gibt es natürlich auch hier wieder einige unvorhersehbare Wendungen.
Die Folge lebt von den Sprechern (in erster Linie Christian Stark und Marion von Stengel, aber auch Udo Schenk und Reent Reins sind mit von der Partie) und von den Atmos. Die Insel wird sehr gut geräuschetechnisch dargestellt.
Der Soundtrack von Marko Peter Bachmann erinnert mich an eine typische Horror-Adventure-Atmosphäre. Piano meets Kontrabass und Pizzikato-, Tremolo- und Flächenstrings, dazu Timpanis und Glockenspiel. Die Melodie wirkt durch ihren Tonartenwechsel immer leicht gespenstisch, kann aber nicht so recht im Gedächtnis „packen“. Leider klingen die Sounds ein wenig „keyboardig“. Der letzte Track hält noch eine rockigere/metallische Version des Titelstücks mit E-Gitarren bereit.
Eine schöne Folge. Doch spätestens ab dieser zeigt sich, dass das Besondere an der Serie – Geschichten mit überraschenden Wendungen am Ende – schnell auch zu einem Fluch werden kann. Denn als Stamm-Hörer der Serie (sofern man davon bereits jetzt sprechen kann) neigt man schnell dazu, schon zu Beginn des Hörspiels Vermutungen darüber anzustellen, was wohl diesmal der „unvorhersehbare Clou“ am Ende sein könnte. „Flutnacht“ leidet unter diesem Serienmotto. Denn hätte ich die Geschichte außerhalb der Serie gehört, wäre ich am Ende wahrscheinlich stärker überrascht gewesen. Was der Serie guttäte, wäre einmal eine „überraschend“ geradlinige Folge. Die würde dafür sorgen, dass der Hörer sich wieder „unsicher“ fühlt, was den potenziellen Ausgang einer Geschichte angeht.
Genug philosophiert: „Flutnacht“ ist eine ordentliche Thrillerfolge mit guten Dialogen und einer interessanten Erzählweise. Prima!