Abwärts Hot
Hörspiel
Rückentext
Es ist Freitag Abend in der Großstadt. Das Bürohochhaus ist längst verlassen. Doch vier Nachzügler bleiben mit dem Aufzug in schwindelnder Höhe stecken. Auf den ersten Schrecken folgt die Angst - und die eigenen Dämonen werden immer lauter.Hörspiegel-Meinung
Ich erinnere mich noch gut daran, als in der Kinofilm-Vorschau im Fernsehen der Thriller „Abwärts“ mit Götz George und Wolfgang Kieling angepriesen wurde. Das war irgendwann um 1984. Als Kind machten die Szenen damals einen beeindruckend beklemmenden Eindruck auf mich. Und das ist auch kein Wunder, denn das wesentliche Setting des Films ist das Innere einer Fahrstuhl-Kabine, die irgendwo in einem Hochhaus stecken geblieben ist. Das Drehbuch und die Romanvorlage stammten aus der Feder von Frank Göhre. Und auf eben dieser Basis entstand nun, über 30 Jahre nach dem Kinofilm, ein Hörspiel.
Lindenblatt Records waren von dem Stoff so angetan, dass sie direkt eine 3-CD-Hörspielversion des Stoffs adaptiert haben. Interessant dabei ist nicht nur die Sprecherauswahl – neben einem fast handzahmen Ralf Richter sind in den Hauptrollen Stephanie Marin, Stefan Lindner (der Regisseur des Hörspiels) und Tonio von der Meden zu hören – sondern auch die Machart. Obendrein darf sich das Artwork auch mehr als sehen lassen. Das 3-CD-DigiPak sieht richtig gut aus!
Wie bereits bei der Humanemy-Serie spielen die Gedankengänge der Darsteller ein wesentliches dramaturgisches Element. So kann der Hörer in den Kopf aller Darsteller hineinhören und erkennt so die Motive und Einstellungen zu den anderen Figuren. Das ist nicht immer ganz sauber gelöst. Ab und zu bleibt der Wechsel von „Gedanken“ zu „Ausgesprochenem Dialog“ unbemerkt, wenn man nicht genau aufpasst. Und dann fragt man sich unweigerlich, warum denn jetzt keiner auf die Aussage reagiert?
Wie schon gesagt ist Ralf Richter, der gern mal für Hauklotz-Rollen ausgewählt wird, in „Abwärts“ nahezu friedlich für seine Verhältnisse. Dabei gibt es einige Szenen, wo er hätte richtig schön aus der Hose fahren können. Ein saftiges „Hömma!“ habe ich also vermisst. Dennoch ist es ziemlich cool, Ralf Richter in einer Hörspiel-Hauptrolle zu hören. Der absolute Knaller ist für mich Tonio von der Meden, dem die Rolle wie auf den Leib geschrieben zu sein scheint. Großartig, wie er den devoten, zurückhaltenden, aber hinterlistigen Sachbearbeiter spricht. Ich kaufe ihm jede Silbe ab!
Der Soundtrack gefällt mir auch richtig gut. Etwas rockig, etwas elektronisch. Erinnert mich an die neueren Offenbarung-23-Soundtracks, die mir auch supergut gefallen. Hier und da wird durch den Soundtrack allerdings eine Spannung aufgebaut, auch wenn da eigentlich nichts spannendes passiert ist. Das hätte vielleicht noch etwas dezenter sein dürfen, denn so gibt es kaum eine musikalische „Eskalationsstufe“ zu den echten dramaturgischen Highlights des Hörspiels.
„Abwärts“ ist auf jeden Fall ein gelungenes Einzelhörspiel, das insbesondere durch die außergewöhnliche Sprecherwahl, den guten Soundtrack und die bedrückende Stimmung punktet. Und das für gerade mal ca. 15 EUR.