Breaking News Hot
Hörbuch
Rückentext
Wo immer die Welt brennt – Starreporter Tom Hagen ist an vorderster Front dabei, zu jedem Risiko bereit. Bis er in Afghanistan den Bogen überspannt. In einer einzigen, mörderischen Nacht verliert er alles: Renommee, Geld, Zukunft. Drei Jahre später bietet sich in Israel die Gelegenheit zum Comeback. Doch was ein journalistischer Coup zu werden verspricht, entwickelt sich unversehens zu einer Hetzjagd durch die explosivste Region der Welt. Auf der Flucht vor Geheimagenten und Killern kämpft Hagen ums nackte Überleben – gegen eine Verschwörung, deren Anfänge ins koloniale Palästina zurückreichen, in eine von Mythen durchzogenen Epoche, als die Saat für den Nahostkonflikt gelegt wurde …Hörspiegel-Meinung
Frank Schätzing hatte schon oft den richtigen Finger in der Nase. Erinnern Sie sich noch daran, wie sein Roman „Der Schwarm“ auf der Tsunami-Welle schwamm? Er beschrieb das Naturereignis in seinem Roman, kurz bevor es die Thailändische Küste überrollte.
Ich bin gerade mit Schätzings neuestem Roman in Hörbuchfassung „durch“. Und wenn ich den Fernseher einschalte, erlebe ich ein Déjà Vu. Schätzung schreibt in seinem Roman „Breaking News“ rund um den Nahostkonflikt zwischen Isrealis und Palästinensern. Also eben über das Gebiet, das gerade wieder kurz vor einem kriegsähnlichen Konflikt steht.
Was macht Schätzing daraus? Er teilt seinen Roman in zwei Ebenen auf: Die eine Seite ist die fiktive Story des Krisenreporters Tom Hagen, der noch immer am größten professionellen und persönlichen Fehler seines Lebens zu knacken hat. Vor allem braucht er dringend wieder einen Job. Als er in Israel seiner Redaktion Rechenschaft ablegen soll über den Stand seiner Arbeit (man bezahlt ihm sein Hotel schließlich nicht aus reiner Freundlichkeit). Kurzerhand erfindet er eine Geschichte und deutet am Telefon an, er sei auf einer sehr heißen Spur. Kurz darauf wird er verfolgt. Und es wird brenzlig. Wie viel Wahrheit steckt hinter seiner Erfindung?
Der zweite Erzählstrang ist eine historische Abhandlung über die Entstehung Israels und seiner Gründerväter, allen voran Ariel „Arik“ Sharon, von dessen Kindheit bis zu seinem Schlaganfall. Mit Freundschaften, Feinschaften, guten, schlechten Entscheidungen und einem Blick in seine Gedanken- und Entscheidungswelten.
Zusammen ergeben die beiden Erzählstränge erst am Ende eine harmonische Einheit, denn – man ahnte es – beides steht in unmittelbarem Zusammenhang zueinander. Allerdings frage ich mich, ob diese ellenlangen historischen Abhandlungen wirklich nötig gewesen wären. Ich bin mir sicher, dass Frank Schätzing extrem viel Arbeit in die Recherche gesteckt hat. Das erkennt man über weite Strecken. Aber diese leicht dramaturgisch aufbereiteten nahost-historischen Mehrgängemenüs muss man auch erst einmal verdauen, wenn man eigentlich einen Politthriller erwartet. Den bietet Schätzing vor allem in den Tom-Hagen-Passagen. Immer dann, wenn es zur Action kommt, blüht der Roman geradezu auf. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass sich das Durchhalten gelohnt hat. Und in der Tat: Das Ende ist toll durchdacht und Schätzing hat auf den überraschenden Moment konsequent und zielstrebig hingearbeitet. Aber dieses Hörbuch ist soooo zäh.
Das liegt im Wesentlichen an der Sharon-Storyline, die keine ist, weil sie ja eher eine Nacherzählung ist. Hier hätte man deutlich kürzen müssen, um den Spannungsbogen des Buches nicht zu sehr zu dehnen. Hansi Jochmann, die diese Passagen liest, macht das ganz prima. Ich habe ihr gern zugehört und war froh, dass die teilweise schwere politische Kost auf diese angenehme Weise vorgetragen wird.
Oliver Stritzel hat den größeren Action-Part im Hörbuch. Ich mag seine Art, zu lesen. Nicht zu langsam, nicht zu schnell. Immer ein bisschen „journalistisch distanziert“, dann wieder männlich-emotional. Gut gemacht!
Fazit: Selbst der beste Koch kann eine gute Suppe nicht ohne Geschmacksverlust verlängern. Bei „Breaking News“ verhält es sich genauso. Weniger wäre hier mehr gewesen.