Asche und Phönix Hot
Hörbuch
Rückentext
Parker und Ash haben nichts gemeinsam. Er ist Hollywoods größter Jungstar, das Gesicht des Magiers Phoenix aus den »Glamour«-Filmen. Sie ist eine »Unsichtbare«, nirgends zu Hause, getrieben von der Angst, wie alle anderen zu sein. Doch dann erwischt Parker Ash in seiner Londoner Hotelsuite, wo sie gerade sein Bargeld klaut.Parker kann sein Leben im Fokus der Medien nicht mehr ertragen. Und nutzt die Chance, mit Ash vor den Fans und Paparazzi zu fliehen. Dabei scheint er geradezu körperlich abhängig von Ruhm und Aufmerksamkeit. Ihre gemeinsame Flucht führt sie durch Frankreich bis an die Côte d'Azur - auf den Spuren eines teuflischen Paktes, verfolgt von einer Macht, die sie gnadenlos jagt.
Hörspiegel-Meinung
Kai Meyer goes Hollywood? Das haben sich sicher schon viele seiner begeisterten Leser gewünscht. Meyer schreibt stets bildgewaltig und in cinematischen Szenen, da sollte es doch hoffentlich bald mal klappen. Mit seinem neuesten Roman „Asche und Phönix“ rückt er der Filmhochburg noch ein ordentliches Stück näher. Sein neuer Protagonist heißt Parker Cale und ist DER Star der Teenie-Fantasy-Kinofilm-Reihe „The Glamour“. Doch er hat die Nase voll und will abrechnen. Mit der Figur „Phoenix“, die ihn zum Mädchenschwarm hat werden lassen, vor allem mit seinem Vater, dem Hollywood-Mogul. Kurz nach dem „großen Knall“ vor laufender Kamera ertappt er in seiner Hotelsuite die Diebin Ash. Parker verlangt von Ash, dass sie ihn unbemerkt aus dem Hotel bringt. Und schon beginnt eine Hetzjagd ganz im klassischen Stile Kai Meyers. Nicht nur die Presse ist hier Verfolger – ein ruhmsüchtiger Dämon verlangt von Parker, dass er den Pakt seines Vaters für ihn einlöst.
Einerseits fühlte ich mich an die Arkadien-Reihe erinnert. Das liegt vermutlich an der Altersstruktur der Hauptdarsteller und am Setting in der Jetzt-Zeit. Auch das Cover lässt auf den ersten Eindruck Erinnerungen an die sizilianischen Landschaften aus „Arkadien“ entstehen. Allerdings ist „Asche und Phönix“ weit mehr ein Horror-Roman denn klassische Phantastik. Es gibt zombiehafte Szenen, Ekel erregende Wiederbelebungen, blutrünstige Hunde und mit „Libatique“ einen teufelsgleichen Antagonisten, der geradezu aus dem Song „Sympathy for the Devil“ der Stones entstiegen zu sein scheint. Oder besser: Die Inspiration dafür gewesen sein muss, wenn man Kai Meyers Fantasie weiterspinnt. Und dann gibt es da noch den Handlanger „Guignol“, der zehnmal schlimmer ist als „Pennywise“ aus „Es“ und dessen Vanilleduftsäckchen den Verwesungsgestank übertünchen sollen.
Kurzum: „Asche und Phönix“ ist ein Roman, wie man ihn von Kai Meyer so nicht erwartet hätte. Und doch ist er ein ganz typischer Meyer. Es ist auf der erzählerischen Ebene die moderne Story eines Teufelspaktes, als Stilmittel dienen Bilder aus diversen Horror-Filmen. Auch einen Neil Gaiman oder Clive Barker lese ich hier und da als mögliche Inspirationsquelle heraus.
Was mir stellenweise fehlt, sind Überraschungsmomente. Die Motive stehen recht früh fest, die Erklärungen für Verhaltensweisen sind nahezu pedantisch erläutert. Es gibt kein „Ist halt so“, Motive stehen immer an vorderster Stelle. Das ist gut und wichtig so, die Umsetzung gefällt mir jedoch nicht immer, beispielsweise dann nicht, wenn man sie quasi aus den Gedanken des Antagonisten heraus zu hören bekommt. Doch das ist eine reine Geschmacksfrage. Es gibt jedoch genug Szenen und bildgewaltig beschriebene Orte, die dieses Buch zu einem Lese-/Hörgenuss werden lassen. Nehmen wir beispielsweise das Hotel an der Côte d’Azur, in dem Sukkubi und Inkubi den unbedarften, nach sexuellen Abenteuern lechzenden Touristen die Lebensenergie aus dem Leib ziehen. Es ist ein unwirklicher Ort, den man sich aber allzu gut vorzustellen vermag. An neuen Ideen mangelt es Kai Meyer also wie immer nicht.
Sascha Rotermund übernimmt die ungekürzte Lesung von „Asche und Phönix“. Ich mag seine Stimme sehr. Er wirkt frisch und unverbraucht. Die Szenen, die aus Sicht Libatiques heraus gelesen werden, sind allerdings etwas dick aufgetragen und mir persönlich zu „plakativ böse“. Etwas dezenter hätte alles besser mit dem Text harmoniert. Manche gelesene Stelle neigt somit zur Überzeichnung und Stereotypie. Das kann durchaus beabsichtigt sein, da der Roman klassische Horrorfilm-Elemente aufweist und die benannten Stellen als Hommage verstanden werden können.
„Asche und Phönix“ fühlt sich für mich wie ein Experiment an, wenn es um explizite Splatter-Szenen geht. So blutig war Meyer noch nie. In der Erzählweise greift Kai Meyer im positiven Sinne auf sein altbewährtes Repertoire zurück, mit tollen Dialogen, hohem Erzähltempo und viel Ironie. Der zunächst erhobene Zeigefinger gegenüber der Filmindustrie ist schnell verflogen, der Plot (um den Satanismus der Sixties/Seventies) sowie das Abenteuer-Element und die Fluchtaspekte treten rasch in den Vordergrund, ganz so wie man es sich als Kai-Meyer-Fan wünscht.
Besonders toll: Die Lesung ist ungekürzt!