Bocca della verita Hot
Hörspiel
Rückentext
Ein Mann schreibt aus Rom, wo er sich mehrere Wochen aufhält, Briefe an eine Frau, die er „Carissima“ nennt. Dabei beobachtet er sich und kommentiert gleichzeitig seine Gedanken. Die charakteristischen Plätze und die sommerliche Atmosphäre Roms lösen Erinnerungen – Kindheitserinnerungen – aus. Die Beziehung zu zwei Frauen, Cäcilia und Julia, wird gegenwärtig; die beiden Frauen verschmelzen zu einer einzigen. Längst verdrängte oder vergessene Gefühle und Empfindungen drängen an die Oberfläche.Das 1977 geschriebene ist ein kunstvolles Gewebe aus akustischen, bildlichen und begrifflichen Assoziationen. Eines seiner Grundmuster ist die Auseinandersetzung des Mannes mit dem Wahrnehmungsbegriff – dafür steht auch die „Bocca della verita“. Diese antike Brunnenplatte in Form einer Maske befindet sich in der römischen Kirche Santa Maria in Comedin; einer mittelalterlichen Legende nach verliert jeder seine Hand, der sie ihr in den Mund legt und dabei nicht die Wahrheit sagt.
„Die Stimmung, in die der Hörer sich versetzt fühlen soll: allgemein sanft-schwermütig-kontemplativ, gleichzeitig erwartungsvoll-verwirrt, gleichsam ausgesetzt dem auf ihn niederströmenden, betäubenden Duft eines voll erblühten Robinienbaumes in einer warmen Juninacht.“ Friederike Mayröcker
Hörspiegel-Meinung
Wie ist das Hörbuch umgesetzt?
Diese Neuinszenierung aus dem Jahr 2009 greift auf drei Sprecher zurück, die von Musik und Klängen begleitet werden. Die Sprecher setzen den engen Stoff im zeitlichen Rahmen von rund 49 Minuten stimmlich gut um. Die eingesetzten Klangbilder erscheinen zum Teil nervig, sind in einigen Fällen lauter angelegt als die Stimmen, sodass beim Hören mit Kopfhörer extrem hohe Töne, die Vogelstimmen simulieren, in den Ohren schmerzen.
Das Hörspiel kommt in einem Digipack daher, welches kein Booklet beinhaltet. Die Trackliste, wie auch die Sprecherliste sind auf der Rückseite des Frontcovers abgedruckt.
Resümee/Abschlussbewertung mit Schulnoten:
Wer sich diesem Hörspiel widmet, sollte Zeit haben sich nur mit dem Hören der Geschichte auseinandersetzen und keine Nebentätigkeiten zu vollführen. Die Geschichte bedingt ein genaues Hinhören, da die Texte von Frau Mayröcker durch die, im Rückentext schon angesprochenen Assoziationen, ein konzentriertes Mitdenken des Hörers verlangen. Die Geschichte zieht sich in den Briefen des Reisenden vom 15. März bis zum 21. April. Zeitlos ohne Jahreszahl kann die Handlung auch 30 Jahre nach dem erscheinen des Ursprungstextes, jederzeit stattfinden.
Eng verschachtelt mit Klang- und Wortbildern wird hier ein tiefgründiges Hörspiel zum Mitdenken geboten.
Note 3