Go on Hot
Musik
Hörspiegel-Meinung
Ganz ehrlich – ich bin kein allzu großer Freund von Saxophon-Klängen. Da gibt es Instrumente, die mich akustisch mehr reizen. Das dachte ich zumindest bis ich das neue Album von Nicole Jo (alias Nicole Johänntgen) gehört habe. Denn die Stimmungen, die die Jazz-Musikerin aus ihrem Instrument entlockt, sind fernab aller Klischees, die vielleicht bei dem einen oder anderen im Hinterkopf dämmern (Stichwort „Careless Whisper“ und Co.).
Das insgesamt 4-köpfige Ensemble, bestehend neben Nicole Jo aus Stefan Johänntgen an den Tasten, Christian Konrad am Bass und Elmar Federkeil an den Drums.
Das besondere am neuen Album „Go on“ ist seine Verspieltheit. Jedes Stück erzählt eine andere Geschichte. Viele Jazz-Produktionen legen Wert darauf, möglichst „puristisch“ zu sein, Minimalismus in der Instrumentierung zu betreiben. Bei Nicole Jo stehen Atmosphäre, spielerisches Können und Melodie gleichberechtigt auf einer Ebene. Und hier ist man sich nicht zu schade, auch einmal Keyboard-Flächen oder Electronica- und Trip Hop-Elemente in die Stücke mit einfließen zu lassen. Und das Ergebnis zeigt, dass es sich lohnt, sich auch im Jazz vom Minimalismus-Gedanken zu trennen.
Beste Beispiele dafür sind die Tracks „Go on“, das enorm überraschende Mittelstück von „Run“ mit Gänsehaut-Charakter oder „Nr. One / No One“ (chillig und dennoch treibend).
Dass Nicole Jo und ihre Begleiter aber genauso gut auch nur mit „Basic“-Instrumenten arbeiten können, zeigen sie auf dem Album ebenso. Das hervorragende Stück „Schneesturm“ ist ein gutes Beispiel dafür. Perfekt, was Stefan Johänntgen hier aus dem Piano heraus holt! Auch „Way“ steht dem in nichts nach.
„Go on“ ist ein Jazz-Album, das mir als Fan von Melodie und Atmosphäre richtig gut gefällt. Mit der richtigen Portion Mut zur Verspieltheit. Und jetzt mag ich Saxophon wieder richtig gern.