STONE TEMPLE PILOTS: Die Re-Union Hot
Nico Steckelberg
22. Mai 2010
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Wenn eine Band 15 Singles in den Top Ten der Billboard Charts platziert und mit fünf Studioalben weltweit 35 Millionen Einheiten verkauft, dann hat sie vermutlich irgendetwas richtig gemacht. Gestatten: Die Stone Temple Pilots, die wie kaum eine andere Rockband die Musik und damit den Geist der 90er Jahre geprägt haben. Von Anfang an zogen sie die Hörer mit ihrer imposanten Komplexität in ihren Bann und gewannen 1994 folgerichtig mit "Plush" vom Debütalbum "Core" einen Grammy für die "Beste Hard Rock Performance". Doch ein, zwei Hits zu haben ist eine Sache – den Erfolg bei den Fans und den Kritikern zu festigen und über ein Gesamtwerk von fünf Alben aufrechtzuerhalten, eine andere. Das haben Sänger Scott Weiland, Gitarrist Dean DeLeo, Bassist Robert DeLeo und Drummer Eric Kretz zweifellos erreicht, denn auch heute hat ihre Musik nichts von ihrer Faszination verloren, auch wenn ihr letzter Release, "Shangri-La Dee Da", mittlerweile schon neun Jahre zurück datiert. Zwar erschien 2003 noch einmal das Greatest-Hits-Album "Thank You", dies jedoch machte die lange Abstinenz des Quartetts nur umso schmerzhafter. 2008 dann erhörten die Stone Temple Pilots die Gebete ihrer treuen Anhänger und vereinten sich für eine gewaltige Comeback-Tournee.Doch zurück zu den Anfängen: Scott Weiland und Robert DeLeo trafen sich seinerzeit bei einem Konzert von Black Flag in Long Beach, Kalifornien, und bemerkten während ihrer Unterhaltung zufällig, dass sie beide mit dem gleichen Mädchen ausgingen. Shit happens. Doch statt die Krallen auszufahren und den Konkurrenzkampf auszurufen, wurde diese ungewöhnliche Gemeinsamkeit zur Basis einer lebenslangen Freundschaft – und letzten Endes zogen Weiland und DeLeo sogar gemeinsam in die Wohnung besagter Lady, nachdem diese die Stadt verlassen hatte. Sie gründeten die Band Mighty Joe Young und konnten kurz darauf auch Drummer Eric Kretz und Roberts Bruder Dean in ihren Reihen begrüßen. Schnell machten sie sich in San Diego einen Namen und erregten schließlich auch die Aufmerksamkeit von Atlantic Records, das die Gruppe 1991 unter Vertrag nahm. Als sich herausstellte, dass es bereits einen Blues-Sänger namens Mighty Joe Young gab, benannte man sich noch während der Aufnahmen des 1992er Debütalbums "Core" in Stone Temple Pilots um. Klang doch ohnehin viel aufregender.
Dieser Klassiker der modernen Rockmusik erwies sich als erfrischende Mischung aus Grunge-Gitarren, Classic-Rock-Elementen und dicken Pop-Melodien und schaffte es sofort auf Platz 3 der Billboard Charts. Die erste Single-Auskopplung "Sex Type Thing" rotierte zwar auf MTV und den Radiostationen, doch es war "Plush", das der Band alle Türen öffnete und die Stone Temple Pilots 1993 zum Multi-Platin-Act machte. Nachdem mit "Wicked Garden" und dem schauerlichen akustischen "Creep" zwei weitere "Core"-Singles erschienen waren, folgte 1994 schließlich das Album "Purple", das von der großen Fanbase verschlungen und auf Platz 1 der Billboard Charts katapultiert wurde. Alles andere als ein "One-Week-Wonder", wuchs das Album immer weiter und spuckte Hit für Hit aus: Zuerst das majestätisch-kryptische "Big Empty" vom "The Crow"-Soundtrack, dann "Vasoline" und schließlich den Modern-Rock-Klassiker "Interstate Love Song" – ein Radio-Hit, der 15 Wochen lang die Hot Mainstream Rock Tracks im Billboard Magazin anführte und damit einen Rekord brach, den die Rolling Stones mit "Start Me Up" aufgestellt hatten.
Wer rastet, der rostet, dachten sich die Stones Temple Pilots und gaben sich nicht damit zufrieden, für ihr drittes Album lediglich die schweren Melodien der beiden Vorgänger zu kopieren. Das Ergebnis: Sie drifteten tief ins Glamouröse und in Beatles-artige Psychedelik ab und holten 1996 "Tiny Music... Songs From The Vatican Gift Shop" aus dem steinernen Tempel, das Hits wie das stampfende "Big Bang Baby", das zackige "Trippin’ On A Hole In A Paper Heart" und das wunderschöne "Lady Picture Show" barg. Drei Jahre später, nachdem Weiland seine "gesundheitlichen Probleme" vorübergehend in den Griff bekommen hatte, tat sich die Band nach einigen Solo-Projekten erneut zusammen und zimmerte das raue, kräftige "No. 4" zusammen – ein Hard-Rock-Album, das mit "Sour Girl" auch einen wehmütigen Glanzpunkt enthielt, der zu einem der größten Hits der Stone Temple Pilots avancieren sollte. 2001 schließlich erschien "Shangri-La Dee Da", das vorerst letzte Album der Stone Temple Pilots, das eine perfekte Mischung ihrer fetten Riffs und zuckersüßen Melodien offenbarte und mit "Days Of The Week" einen ungewöhnlich poppigen Hit zu Tage förderte.
Mit Album Nummer 5 war der vorläufige Endpunkt erreicht: Die Stone Temple Pilots gingen getrennter Wege und ließen die Fragen nach einer Reunion unbeantwortet. 2003 erinnerte zwar das Greatest-Hits-Album "Thank You" an die zeitlose Magie dieser außergewöhnlichen Band, doch die Fans mussten weitere fünf Jahre warten, bis es endlich wieder gute Neuigkeiten von den Tempelrittern gab: Im Frühjahr 2008 gaben die Stone Temple Pilots offiziell bekannt, dass sich die Band wiedervereint hatte, und brachten schließlich eine massive Konzert-Tour ins Rollen, die 65 Gigs umfasste und alle Winkel Nordamerikas ansteuerte. Diese erste nationale Tour nach fast acht Jahren Pause brachte die faszinierende Klangwelt von Weiland und Co. endlich in die Arenen Nordamerikas zurück.
Nach der langjährigen Pause hatte die Band wieder Blut geleckt und genoss die Erfahrung, endlich wieder vereint zu sein und der gemeinsamen Leidenschaft zu frönen. Ein Gefühl der Wiedergeburt stellte sich ein, und die vier Musiker brannten darauf, die auf der Bühne wiederentdeckte Magie auch zurück ins Studio zu bringen. Fieberhaft arbeitete man am brandneuen Studioalbum, das nun am 21. Mai veröffentlicht wird und – passend zum Neubeginn – schlicht und ergreifend "Stone Temple Pilots" betitelt ist. Mit der ersten Singleauskopplung, "Between The Lines", bewiesen sie, dass die Entscheidung für eine Reunion die Richtige wahr und die Stone Temple Pilots auch 2010 noch das Rock-Feuer in sich tragen. Fast schon müßig zu erwähnen, dass auch diese Single mal wieder die Charts aufmischte und schließlich sogar von der Pole Position grüßte.
Festivalgänger können die vier Haudegen demnächst auch in Deutschland live in Aktion erleben: Am 19. Juni geben sich die Stone Temple Pilots beim Hurricane Festival und am 20. Juni beim Southside Festival die Ehre.
Vocals: Scott Weiland
Guitars: Dean DeLe
Bass: Robert DeLeo
Drums: Eric Kretz
Stone Temple Pilots-Tracklist:
01. Between The Lines
02. Take A Load Off
03. Huckleberry Crumble
04. Hickory Dichotomy
05. Dare if You Dare
06. Cinnamon
07. Hazy Daze
08. Bagman
09. Peacoat
10. Fast As I Can
11. First Kiss on Mars
12. Maver
www.stonetemplepilots.de
www.myspace.com/stonetemplepilots
www.youtube.com/officialstp
http://de.wikipedia.org/wiki/Stone_Temple_Pilots
Text und Quelle: Networking Media