White Zombie

White Zombie Hot

Nico Steckelberg   05. März 2017  
White Zombie

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
9,0

Paul Roland und der Zombie-Mythos, das ist keine neue Kombination. Schon vor 30 Jahren sang er mit „Jumbee“ (auf dem Album „A Cabinet of Curiosities“) über Baron Semedi und die karibischen Untoten. Doch der Autor und Songwriter interessierte sich auch in der jüngeren Vergangenheit immer wieder für das Thema, insbesondere auch für den legendären Stummfilm „White Zombie“ mit Bela Lugosi. Was ursprünglich als ein Soundtrack-Projekt begann, zog nun weite Kreise. Paul Roland ließ sich vom Film inspirieren und zauberte zusammen mit einer ganz neuen, italienischen Bandformation ein Album, das es so noch nicht gab.
 
„White Zombie“ beginnt mit Atmosphäre und behält sie auch durchgehend bei: Es ist die Vegetation der nächtlichen Karibiksümpfe, vermengt mit alten Gruselfilmzitaten, einer rotzigen Gitarre im Garage-Sound und jeder Menge Hall auf den Gesängen. Treibende Bongos und Verschwörungsformeln vermengen sich zu einem klangvollen Unheil. Und wer nach dem ersten Track vielleicht denken mag: Dies hier geht eher in die Horror-/Trash-Richtung, wird spätestens mit dem zweiten Song „Summoner of Souls“ eines besseren belehrt. Ja, es ist genau der Song, dessen Demo-Version Paul Roland bereits auf einer früheren Veröffentlichung zum Besten gebracht hat. Die Albumfassung ist großartig gelungen und fügt sich nahtlos in die Atmosphäre des Openers ein. Es ist ein Song für die Geschöpfe der Nacht unter uns.  Aus derselben Zeit stammt der Song „Wake Madelena Wake“, sicherlich der – wenn man so mag – schönste Song des Albums. Hervorragend komponiert und sowas von Paul Roland!
 
Und doch hat White Zombie eine Stimmung, die es so vorher noch nicht vom britischen Psych-Pop-Guru und „Godfather of Steampunk“ gegeben hat. Vieles erinnert mich stark an die Aha-Effekte seines Debüts „The Werewolf of London“, welches ebenfalls Film-Stimmungen aufnahm und in Musik umsetzte. 
 
„White Zombie“ dürfte nicht nur Paul-Roland-Fans gefallen. Vor allem Gruselfilm-Freaks und Geisterbahn-Fans dürfen sich freuen, dass es hier ein Album gibt, welches den Voodoo- und Zombie-Mythos richtig gut wiedergibt. Es kommt stellenweise sogar an die dichte Atmosphäre von „Elizium“ von Fields of the Nephilim heran, selbst wenn es sich hier um ein ganz anderes Genre handelt. Denn Paul Roland ist und bleibt ein Erzähler, ein Singer-Songwriter mit der Seele eines Rockers, und diesmal dürfen wir uns freuen, dass er diese herrlichen karibischen Ethno-Elemente in seine Musik hat mit einfließen lassen.
 
An alle Zombies, Jumbees und Baron Samedi-Anhänger da draußen: Dies ist euer Album! Viel Spaß damit!
 
Beziehen kann man „White Zombie“ und auch die „Mambo Jo E.P.“ in der limitierten Fassung direkt beim italienischen Label Dark Companion.

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