Over Hot
Musik
Hörspiegel-Meinung
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, in denen Metal- und Rockbands plötzlich zunehmend klassische Instrumente in ihre Musik einbauten. Das muss parallel zum oder kurz nach dem Keyboard-Boom im Melodic Metal gewesen sein. Plötzlich trägt auf einem Anathema-Album ein Cello die Melodie, oder nehmen wir die Violine, die bei My Dying Bride eine zentrale Rolle spielte. Auch Tiamat unterstützen ihre Kompositionen zunehmend mit akustischen Instrumenten.
Das Album „Over“ von Frequency Drift erinnert mich – im positiven Sinn – stark an diese Zeit. Da ist ein kleines Rennaissance-Kammerorchester, das die Bayreuther Prog-Rocker ständig begleitet. Und über allem schweben Isa Fallenbachers Gesangsspuren, der bei mir deutliche Erinnerungen an The Gatherings „Mandylion“ wecken.
Wer also – wie ich – ein Fan der Metalmusik in der spannenden melodischen Transformationsphase der 90er-Phase ist, der sollte unbedingt in dieses Album reinhören. Das Gute ist, dass Frequency Drift genug Eigenständigkeit besitzen um nicht als wiederaufgewärmter Abklatsch abgestempelt werden zu können. Vielmehr spielen die Songs auf der Erinnerungsharfe und schwingen in der Resonanz positiver Gefühle. Eine so schöne Kombination aus Progressive, Art, Psychedelic und Melodic Rock mit leichter, klassischer Instrumentierung habe ich selten gehört.