Bruce Soord Hot
Musik
Hörspiegel-Meinung
Eigentlich ist es schon Grund genug sich etwas genauer anzuhören, wenn nur „Bruce Soord“ draufsteht (Versprochen!).
Mit seiner Ausnahmeband THE PINEAPPLE THIEF und ihrem Album „Magnolia“ begeisterte er letztes Jahr Musikliebhaber und Kritiker weltweit. Ein Jahr zuvor hatte das britische Multitalent bereits einen Alleingang gewagt und das Projekt WISDOM OF CROWDS ins Leben gerufen und für dessen gleichnamiges Album niemand geringeren als Jonas Renkse (Katatonia) als Sänger an Bord geholt. Und wenn er dann nicht auch noch Katatonia in dreifacher Rolle auf ihrer Akustik-Tour unterstützt, dann schafft er (5.1) Re/Mixe für andere Bands (Anathema, TesseracT, Opeth...).
Man müsste meinen, mit seinem bisherigen Schaffen sei der sympathische Allrounder also mehr als ausgelastet, aber wie er bereits im Sommer verlauten ließ, fehlte ihm noch ein waschechtes Soloalbum zu seinem Glück. Dieses erscheint nun bei Kscope mit 10 Stücken und gut 40 Minuten Spieldauer und dreht sich nicht nur optisch und namentlich ganz um ihn selbst: bis auf etwas Unterstützung an der Gitarre durch Darran Charles (Godsticks) meistert Bruce Soord das Album ganz alleine.
Dass das Album sehr persönlich ist und inhaltlich von Erinnerungen und Gedanken des Musikers bestimmt wird liegt wohl auf der Hand, doch dürfte es keinem Hörer schwer fallen in die dargebotene Gefühlswelt einzutauchen und ein Stück von sich selbst wiederzufinden.
Insgesamt kommen die Stücke recht minimalistisch daher, sind dominiert von akustischen Klängen und ganz klar Bruce Soords warmer Stimme im Vordergrund und verzichten auf viel musikalischen Schnickschnack.
Zwischen all den atmosphärischen und verträumten Stücken findet sich mit „The Odds“ auch eine flotte, rockige Nummer, die auch die letzten Zweifel daran ausräumt, dass hier tatsächlich der Federführer von THE PINEAPPLE THIEF am Werke ist. Wer jetzt aber ein „Magnolia 2.0“ in spé erwartet wird enttäuscht werden, denn „Bruce Soord“ verfolgt eine gänzlich andere Agenda: die Stücke sind ruhig, melancholisch, ein Schwelgen in Erinnerungen und Gedanken und leben von ihrer überwältigenden Atmosphäre.
„Bruce Soord“ ist ein Album zum zurücklehnen und auf sich wirken lassen – Bruce Soord erzählt seine liebevoll inszenierten Geschichten mit einer grandiosen instrumentalen Umsetzung, die jedes Element bewusst in Szene setzt. Auch die Produktion lässt wie erwartet nichts zu wünschen übrig und wird dem kurzweiligen und harmonischen Album gerecht.
Bereits im Spätsommer präsentierte Bruce Soord seine Solostücke auf der Großbritannien-Tour der Labelkollegen Sweet Billy Pilgrim und es bleibt zu hoffen, dass er uns mit seinem Album bald auch in Deutschland live beehrt!