Dagobert Hot
Musik
Hörspiegel-Meinung
Dagobert ist Schweizer, das hört man seiner Stimme auch an. Aber eigentlich ist er ein Reisender, wenn man seine Biografie so liest. Dabei haben die Songs seines Albums „Dagobert“ einen ganz eindeutigen Anker-Charakter. Es geht um die eine große Liebe im Leben, mit der man alles teilen will. Leben, Liebe, Haus, Kinder, Zukunft, Alter. Manchmal ist es so einfach.
Die Songs und die Kompositionen erscheinen beim ersten Hören zuckersüß und vielleicht auch kitschig-schnulzig. Doch es steckt weit mehr hinter diesen Songs als schnödes Schlager-Gesülz.
Sehr deutlich wird das gleich beim Opener „Bild“. Wer sich die Zeit nimmt, den Song mit seinem Text wirklich wahrzunehmen und zu verarbeiten, der wird die Bedeutungsschwere erkennen, die bei oberflächlichem vielleicht Hören als „schnulzig“ missinterpretiert werden könnte.
Insgesamt sind die Kompositionen einfach aber klug, die Instrumentierung wirkt 80er-mäßig. Die Lyrics sind geprägt von einer unheilbaren Melancholie und Sehnsucht nach der einen unerfüllten Liebe, mit der man sich ein Leben vorzustellen vermag.
Meines Erachtens wird es das Album nicht leicht haben. Einige Hörer werden verschreckt sein von der direkten Sprache über Liebe und Gefühle. Ich glaube aber, gerade bei weiblichen Hörern dürfte Dagobert gerade deswegen gut ankommen. Dagoberts Gesangsstimme macht es nicht gerade einfacher. Er legt keinen großen Wert auf stimmliche Schönheit. Hat er auch gar nicht nötig.
Mir hat vor allem die Metaebene des Albums gefallen, die melancholisch bis ins Bodenlose ist und deren Schutzpanzer in Dur nicht jeden Hörer an sich heranlässt.