Mazzaroth Hot
Alina Jensch
24. August 2023
Musik
Interpret/Band
Unter-Genre
Label
Veröffentlichungs- Datum
08. September 2023
Format
- CD
- Vinyl
Bandwebsite
Hörspiegel-Meinung
Alina Jensch
Gesamtwertung
8,0
Pünktlich zum Auslaufen der brütenden Sommerhitze läuten SODOMISERY die dunklere Jahreszeit mit ihrem neuen Album „Mazzaroth“ ein. Drei Jahre sind seit dem recht starken Debütalbum „The Great Demise“ vergangen, in denen die Schweden sich für ein etwas anderes Konzept entschieden und ihrem äußerst melodischen Death Metal für das neue Werk noch Keyboards hinzugefügt haben. Anscheinend wurden die neuen Songs sogar zunächst in zwei Versionen ausgearbeitet und sich im direkten Vergleich dann für die Keyboards entschieden. Das Ergebnis lehnt sich nicht nur – aber auch – deswegen mit Verve in die Black Metal-Schublade und lässt in den sehr epischen und atmosphärischen Momenten deutliche Einflüsse von Szenemaßstäben wie Dimmu Borgir erkennen.
Ohne große Umschweife fährt schon der Opener „Coming Home“ alle Geschosse auf und brettert direkt mit genau der Härte und Geschwindigkeit los, die den Hörer durch das restliche Album führen werden. Schnell wird klar, dass der Fokus hier auf mitreißende Melodien und durchdachte Gitarrenarbeit gelegt wurde. Die eingewobenen Keyboards stehen dem Ganzen gut und sorgen für cinematische, unterkühlte Atmosphäre. Der hier eingestreute Clean-Gesang wird im weiteren Verlauf aber eine Ausnahme bleiben und kommt nur noch einmal in „A Storm Without A Wind“ zum Einsatz.
Mit dem etwas groovigeren „Psychogenic“ und dem catchigen „Delusion“ folgen die ersten beiden Single-Auskopplungen des Albums, die das Gesamtwerk angemessen repräsentieren. Atempausen gibt es auf „Mazzaroth“ abgesehen vom Outro kaum. Einzig das bereits erwähnte „A Storm Without A Wind“ bringt mit akustischen Passagen etwas ruhigere Momente. Ansonsten geht es hier abwechslungsreich, aber harmonisch, mit durchgetretenem Gaspedal durch die Songs.
„Master Of Your Mind“ greift ein Sprachsample auf, das uns bereits kurz in „Psychogenic“ begegnet und weidet es über ganze 51 Sekunden Länge doch reichlich aus. Zugegebenermaßen eine gewagte Entscheidung in diesem ergreifenden Stück. Der nachfolgende Titelgeber „Mazzaroth“ kann sich zwar auch nicht gänzlich des Samples verwehren, besticht aber durch seine besonders düstere Atmosphäre. Ansonsten wäre noch „Demon In Heaven“ positiv hervorzuheben, das galant den Spagat zwischen Melancholie und Bombast schafft. Also wer davon keinen Ohrwurm bekommt...
Textlich balanciert man hier und da an der Grenze zum Kitsch, was durch die gefälligen Keyboardmelodien sicherlich noch weiter unterstrichen wird. Dem eher bedrückenden und nachdenklichen Grundtenor des Albums tut das aber keinen Abbruch. Klares Highlight und sicherlich das, was SODOMISERY auf diesem Album ausmacht, sind aber die eindrucksvollen und mitunter komplexen Leadgitarren, und die durchweg eingängigen Melodien. Es ist nicht schwer, sich in „Mazzaroth“ hineinzuhören, und doch erschließen sich viele der feinen Details erst bei mehrfachem Anhören.
Die Produktion klingt ordentlich fett und düster, und setzt das Material gut in Szene – dennoch liegt mein größter Kritikpunkt tatsächlich im Mix: Der durchaus solide Gesang säuft im Mittelfeld etwas ab. Die darauf gepackten Effekte tun ihr Übriges, das Ganze zu dicht und flach klingen zu lassen. Das hätte man für meinen Geschmack präsenter und rustikaler abmischen müssen, schließlich braucht sich Gitarrist und Sänger Harris Sopovic nun wirklich nicht zu verstecken.
Genau wie auf dem Vorgängeralbum sind auf diesem neun Songs (bzw. acht und ein Outro) enthalten. Die insgesamt knapp unter 36 Minuten Spielzeit sind aber doch etwas geizig bemessen. Qualität statt Quantität hin oder her, etwas mehr darf es dann doch sein.
Wie dem auch sei, hier gibt es keine Misere mit SODOMISERY, denn das Quartett schmeißt mit „Mazzaroth“ ein sehr gelungenes Stück melodischen, schwarzen Todesmetalls in den Ring. Klare Empfehlung!