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Musik
Hörspiegel-Meinung
Wann immer Jazz und Pop versuchen sich zu nähern, gibt es meist den Überhang zum Pop. Mainstream verkauft sich, und Mainstream im „kultigen“ Jazz-Gewand umso mehr, weil er die vermeintliche Individualität des Hörers auszeichnet.
Was also kann dabei herauskommen, wenn ein Jazz-Quartett sich Stücke von Radiohead, Björk, David Klein, Nirvana oder das Traditional „House of the Rising Sun“ vornimmt? Etwas sehr Kommerzielles mag man zunächst vermuten. Aber weit gefehlt. Die Herren Rusconi (p), Irniger (sax), Sisera (b) und Stulz (dr) alias R.I.S.S. verwandeln diese Stücke in ganz unabhängige Free Jazz-Arrangements. So ist der eigenkomponierte Opener „The Day Before“ um einiges zugänglicher als die doch sehr experimentelle Version von Radioheads „High & Dry“. Besonders die Coverversion von Nirvanas „In Bloom“ hat es mir angetan. Sie hält die Atmosphäre des ursprünglichen Grunge-Songs ohne die eigene Note der Band R.I.S.S. auch nur ansatzweise zu verlassen. Tolle Umsetzung!
R.I.S.S. schafft es immer wieder zu überraschen, von Song zu Song. Und das macht doch letzten Endes ein gutes Album aus, oder? Sehr smart umgesetzt!