Um himinjǫður Hot
Musik
Hörspiegel-Meinung
Im letzten Jahr durfte ich bereits zweimal die musikalische Bekanntschaft mit der norwegischen Singer-Songwriterin Tirill Mohn machen. Im Winter 2013/2014 erscheint auf dem Label Fairymusic der neue Longplayer „Um himinjǫður“.
Meteorologen aufgepasst: Vielleicht liegt die Milde dieses Europäischen Winters einfach nur an Tirills Musik. Was wie ein schönes, klassisches Nordic Folk-Album beginnt, entfaltet sich alsbald zu einem Kaleidoskop aus kreativ komponierten Songs, ideenreichen Erzählungen und feinen melodischen Verästelungen. Die meisten der Stücke stammen von Tirill, jedoch haben auch ihre musikalischen „Mitstreiter“ Stücke beigetragen. Das macht das Album abwechslungsreich und frisch, obwohl tatsächlich alle Lieder wie aus einem Guss wirken, trotz der enorm unterschiedlichen Stimmungen.
Bereits der Wechsel zwischen dem ersten Song, dem Duett „Voluspa“, das ich ohne mit der Wimper zu zucken dem Genre „World Music: Scandinavia“ zugeordnet hätte, wird es mit dem nächsten Stück „Chariot“ ungleich schwerer. Dabei ist es ein so irritierend leichtmütiges Liedchen über den Tod, das aber trotz seiner Beschwingtheit eine nahezu greifbare Erdigkeit und Schönheit in sich birgt. Dieser Song beinhaltet alle Elemente, die ich bei Tirills bisherigen Alben schon mit dem Adjektiv „zeitlos“ zu umschreiben versucht habe.
Aber es gibt auch die tiefen-melancholischen Augenblicke, die nicht minder schön sind. Das liegt sicherlich nicht nur an der überwiegend akustischen Instrumentierung (Gitarre, Bass, Flöte, Violine, Glockenspiel, Percs, leichte Keyboard-Sphären, Hammondorgel u.a.), sondern auch an Tirill Mohns Gesangsstimme, die – richtig in Szene gesetzt – wahre Gänsehaut-Kaskaden erzeugt.
Tirills Musik trägt so viel Gefühl in sich, dass sich so manche Hochglanzproduktion eine gehörige Scheibe davon abschneiden kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie bei „open-minded“ Folk-, Weltmusik-, Progrock-, Artrock-, Mittelalter- und Metalfans gleich gut ankommt.
Und nun möchte ich gern weiter hören. Sollten Sie auch tun, und dabei die Wintersonne genießen.