Der Ruf der Krähen

Nico Steckelberg   08. Dezember 2024  
Der Ruf der Krähen

Rückentext

Lautes Gekrächze und Hilfeschreie schallen durch den Palisades Park. Peter eilt zu Hilfe, als ein Mann von einem wild gewordenen Schwarm Krähen attackiert wird. Mit ihren spitzen Schnäbeln hacken die Vögel wütend auf den Mann ein und lassen nur schwerlich von ihm ab. Was hat die Krähen so in Aufregung versetzt? Justus, Peter und Bob folgen dem Ruf der Krähen und stoßen auf ein geheimes Projekt, das die Zukunft der Menschheit auf den Kopf stellt. 

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
6,0
Atmosphäre 
 
7,0
Sprecher 
 
9,0
Soundtrack 
 
8,0
Aufmachung 
 
9,0
Gesamtwertung 
 
7,8

Mit der Folge "Der Ruf der Krähen" wagt sich Autor André Minninger an ein düsteres Thema, das sich deutlich von den klassischen Abenteuern der drei ??? abhebt. Die Episode startet vielversprechend: Ein Angriff aggressiver Krähen in einem Park, der sofort Assoziationen zu Alfred Hitchcocks "Die Vögel" weckt. Peter Shaw als direkter Augenzeuge bringt Dynamik in den Einstieg, doch leider bleibt das Tempo nicht konstant. Der verheißungsvolle Beginn verliert sich bald in zähen Dialogen und einer langatmigen Erzählweise, die es schwer macht, die Spannung aufrechtzuerhalten.

Die wissenschaftlichen Aspekte über die Intelligenz und das Sozialverhalten von Krähen sind zwar interessant und sorgsam eingebettet, doch die eigentliche Krimihandlung plätschert über weite Strecken dahin. Nur wenige Schauplätze und ein überschaubarer Cast machen es leicht, die Geschichte zu durchschauen – für geübte Hörerinnen und Hörer ein klarer Minuspunkt. Überraschungen oder unerwartete Wendungen fehlen nahezu komplett, so dass die Auflösung weit vor dem Finale erahnt werden kann.

Sprecherisch bietet die Folge jedoch einiges. Die Präsenz von Irmgard Knef als Goldie June ist ein Highlight: Sie bringt eine exzentrische Note und einen unverwechselbaren Charme mit, der die Szenen mit ihr belebt. Till Hagen als Gordon Dust agiert mit seiner markanten Stimme als ernster Gegenpol und trägt wesentlich zur Atmosphäre bei. Natürlich bleiben die drei Hauptsprecher – Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich – auf gewohnt hohem Niveau, wobei sie hier wenig Gelegenheiten bekommen, ihre Charaktere weiterzuentwickeln.

Die akustische Gestaltung punktet mit einer dichten Atmosphäre. Die Geräuschkulisse – vom Krähen-Gekrächze bis zu subtilen Umgebungsgeräuschen – ist detailliert und untermalt die beklemmende Stimmung. Auch die Musik bleibt solide und sorgt für Struktur in einer insgesamt träge erzählten Geschichte.

Die Aufmachung des Covers mit einem eindringlichen Krähen-Motiv vor nächtlicher Kulisse ist ein Hingucker und passt perfekt zur mystischen Grundstimmung der Episode. Leider kann der Inhalt die Erwartungen, die das Artwork weckt, nicht voll erfüllen.

Fazit: "Der Ruf der Krähen" startet spannend und bietet interessante wissenschaftliche Hintergründe, verliert jedoch durch eine zähe Handlung und mangelnde Dynamik. Trotz hervorragender Sprecherinnen und Sprecher sowie einer atmosphärischen Geräuschkulisse bleibt die Folge weit hinter ihrem Potenzial zurück. Eine solide Ergänzung für Sammlerinnen und Sammler, aber für Fans packender Fälle nur bedingt empfehlenswert.

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