Sidhartha Hot

Michael Brinkschulte   20. Juli 2016  
Sidhartha

Rückentext

Hesses beliebtester Roman erstmals im Hörspiel
 
Ein Prinz wandelt sich zum Asketen, trifft Buddha, erkennt, dass er seinen eigenen Weg gehen muss, wendet sich der Welt zu und wieder ab, um schließlich als Fährmann, weithin gerühmt für seine Weisheit, zu sterben. Dieser zeitlose Klassiker hat in seiner Vereinigung von östlicher und westlicher Weisheit seit seinem Erscheinen 1922 Generationen von Menschen in Bann gezogen. Weniger bekannt ist die spannende Entstehungsgeschichte, der Heinz-Dieter Sommer in einem Bonus-Feature nachgeht. Schließlich findet Hesse in seinem bekanntesten Roman Antworten auf Fragen, die wir uns alle stellen: Wer bin ich? Wer will ich sein? Wie finde ich meine innere Ruhe?
 
Die große Hörspielinszenierung des Hessischen Rundfunks mit den Stimmen von Iris Berben, Christian Friedel, Hans-Michael Rehberg, Matthias Koeberlin und vielen anderen ist eine Bereicherung für Geist und Seele.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
9,0
Atmosphäre 
 
9,0
Sprecher 
 
10,0
Soundtrack 
 
7,0
Aufmachung 
 
9,0
Gesamtwertung 
 
8,8

Wie ist das Hörspiel umgesetzt?
 
Fünf CDs sind in einer Box untergebracht, davon sind vier mit dem Hörspiel und eine mit dem zugehörigen Feature zur Entstehungsgeschichte des Romans gefüllt. Das Hörspiel greift auf die Stimmen von 23 Sprechern zurück, von denen einige in mehreren Nebenrollen besetzt sind.
Um die Bandbreite des sich vom Jungen zum alten Mann entwickelnden Sidhartha aufgreifen zu können, wurde die Rolle des Protagonisten, sowie dessen Freundes Govinda jeweils mit drei Sprechern besetzt. Gerade diese Wahl der Umsetzung erweist sich als sehr intensiv für die Charakterdarstellung.
Die Sprecher werden in ihrer Arbeit von Musik und stellenweisen Geräuschkulissen begleitet, die zuweilen vom eigentlichen Text ablenken, da die Intensität der gewählten Lautstärke dieser eigentlichen Hintergrundkulisse zu hoch gewählt wurde. Doch das ist Geschmacksache und der versierte Hörer blendet dies beim konzentrierten Hören aus.
 
Ergänzt wird das Hörspiel von einem Feature zur Entstehungsgeschichte des Romans, das 70 Minuten Spielzeit füllt. Der Aufbau des Features anhand einer Zeitleiste ist informativ, wirkt jedoch zum Teil wiederholend und dadurch langatmig.
 
Begleitet werden die CDs, die jeweils in einer einfachen Kunststoffhülle stecken, von einem ausführlichen Booklet, das in Wort und Bild Informationen beriet hält. Das Inhaltsverzeichnis des Booklets lautet wie folgt:
 
Hermann Hesse, Glück S. 3
Gedanken zu Hörspiel und Feature S. 4
Der Autor S. 8
Die Rollen und ihre Sprecher S. 10
Viten der Beteiligten S. 12
 
 
Resümee:
 
Vor Jahren las ich das Buch ‚Sidhartha‘ von Hermann Hesse aufgrund einer Empfehlung und war davon sehr beeindruckt. Nun hatte ich das Vergnügen die Hörspielfassung des Stoffes mit ihren rund vier Stunden Spielzeit zu hören. Dabei fiel direkt die Nähe zum Ursprungswerk auf, denn die Hörspielmacher haben sich sehr eng an die Romanvorlage gehalten. Durch geschickte Besetzung der Hauptfiguren Sidhartha und Govinda in ihren unterschiedlichen Lebensabschnitten wird der Reifungsprozess der Figuren zusätzlich unterstützt, der sich auch in den Erkenntnisprozessen widerspiegelt.
 
Über die gesamte Spielzeit fühlte ich mich von der Umsetzung eingenommen, wobei gerade zum Ende hin die ruhigen Passagen ohne große Einbindung von Musik und Geräuschkulisse deutlich intensiver wirkten, als die zu Beginn stehenden stellenweise mit starkem Soundgewand untermalten Sequenzen, in denen Musikalisches und Text fast die gleiche Intensität haben.
 
Zum Ende hin ergibt sich eine zunehmend stärkere stimmliche Akzentuierung des von Hans-Michael Rehberg gesprochenen greisen Sidhartha. Dadurch wird eine deutlich intensivere Stimmung geschaffen.
 
Durch die Beigabe des Features bekommt der Hörer zusätzlich einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Romans, sowie des Lebens von Hermann Hesse. Eingebunden sind immer wieder Textauszüge, Gedichte und als Orientierungshilfe eine Art Zeitstrahl. Letzterer wirkt zuweilen wie eine Art Déjà-vu.
 
Insgesamt stellt das Hörspiel eine gute Umsetzung des Romanstoffs dar, der den Hörer einmal mehr zum Denken anregt, sich ebenfalls mit seinem Leben auseinander zu setzen. 

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