'Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!' Hot
Hörbuch
Rückentext
Dass Politik mit dem Verbrechen verschwistert ist, legt der Titel eines bekannten Essaybandes von Hans Magnus Enzensberger nahe. Dass Politiker Verbrechen decken und selbst in kriminelle Machenschaften verstrickt sind, wird niemand leugnen. Dass die angeblich nur ihrem Gewissen verpflichteten Vertreter des Souveräns, der Wahlbevölkerung, zuweilen lügen, verschleiern und heucheln, bis alles zu spät ist, kann man seit 1945 in zahlreichen Fällen staunend mitverfolgen.Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort! beleuchtet mit einer Vielzahl grandioser, mal obszöner, mal hochkomischer O-Töne Klassiker der Kabale und der Niedertracht und führt einen flamboyanten Reigen peinlicher und gefährlicher Politgestalten aus siebzig Jahren deutscher Politik vor: Denunzianten, Beutelschneider, Luschen, Selbstdarsteller, Bimbeseinsacker, Wahlbetrüger und Nebelwerfer.
Doch es gab auch Ausnahmen, die großen noblen Figuren: Gustav Heinemann, Adolf Arndt, Dieter Lattmann, Ottmar Schreiner und andere. Auch sie werden mit noch nie auf CD veröffentlichten Redeausschnitten gewürdigt.
Hörspiegel-Meinung
„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Sehr gern wird Walter Ulbrichts Zitat aus dem Jahr 1961 als Beispiel für die gemeine politische Lüge angeführt. Dass Lügen auch heute noch zum „guten Ton“ zählt, kann man Jean-Claude Junckers angeblicker Aussage entnehmen, die besagt, man müsse lügen, sobald es ernst würde. Hat er aber nach eigener Meinung nie gesagt. Nun ja.
Jürgen Roth hat sich des Themas „Lügen und Lumpereien aus siebzig Jahren deutscher Politik ausführlich angenommen und zu einer kleinen O-Ton-Zeitreise auf 2 CDs zusammengeführt. In 8 thematisch geclusterten Kapiteln führt er über Zitate, Hintergrundinfos und eine deutliche, unverblümte Kommentierung durch den politischen Lügenwald. Dabei müssen die Protagonisten, Plagiatoren und Dampfplauderer schon so manchen Spott über sich ergehen lassen. Einfach nur, indem Roth ihnen den Spiegel vorhält.
Am besten ist Roth an den Stellen, an denen er die O-Töne zu einer kleinen Overtüre zusammenschneidet: „Die Viertelstunde der Unwahrheit“, in der ein O-Ton den anderen jagt und sie sich alle gegenseitig widersprechen. Wunderbar deutlich. Da macht das Wählen wirklich gar keinen Spaß mehr, weil man sich als Hörer sowas von auf den Boden der Tatsachen zurück geholt fühlt. Demokratie kann so schön sein. In der Theorie. Die gängige Praxis darf man sich gern in diesem Feature zu Gemüte führen.
Durch die Texte führen Gert Heidenreich und Kabarettist Mathias Tretter.