Shades of Grey: Geheimes Verlangen Hot
Hörbuch
Rückentext
Sie ist 21, Literaturstudentin und in der Liebe nicht allzu erfahren. Doch dann lernt Ana Steele den reichen und ebenso unverschämt selbstbewussten wie attraktiven Unternehmer Christian Grey bei einem Interview für ihre Uni-Zeitung kennen. Und möchte ihn eigentlich schnellstmöglich wieder vergessen, denn die Begegnung mit ihm hat sie zutiefst verwirrt. So sehr sie sich aber darum bemüht: Sie kommt von ihm nicht los. Christian führt Ana ein in eine dunkle, gefährliche Welt der Liebe – in eine Welt, vor der sie zurückschreckt und die sie doch mit unwiderstehlicher Kraft anzieht …Hörspiegel-Meinung
Wie kann man solche Phänomene erklären? Da ist ein Buch, das eine eher seichte Lovestory mit knallharten Sexszenen verbindet, geschrieben von einer Mutter, die Produktionsleiterin fürs Fernsehen ist. Ihr Spaß an selbsterfundener Fanfiction ließ sie eine Geschichte über Bella und Edward aus Stephenie Meyers „Twilight“ schreiben. Deutlich härter und straighter als das Originial. Die Resonanz war gemischt, aber in einer Sache waren sich viele einig: Diese Story ist interessant und hat Potenzial. Erst als sie die Figuren umschrieb, sie als Anastasia Steele und Christian Grey agieren ließ und ein kleiner Independent-Verlag die Bücher in Australien veröffentlichte, machte sich die nächste Mund-zu-Mund-Propaganda-Welle im Netz breit. Und als dann die Bücher in den USA von einem Major-Verlag veröffentlicht wurden, gingen Millionen von Exemplaren über die Theke.
Als Hörbuch erscheint „Shades of Grey - Geheimes Verlagen“ beim Hörverlag. Merete Brettschneider liest die ungekürzten 1.050 Minuten des Buches mit der gewissen Note an Frische und Naivität, die perfekt zur Protagonistin und zum Stoff passt. Das klingt dann manchmal schon sehr stark nach Hollywood-Synchronisation. Zum Beispiel beim häufiger vorkommenden „Habe ich das gerade wirklich gesagt?“. Merete Brettschneider ist hier eine ideale Besetzung.
Ob dieses Buch gefällt, kann man nicht so leicht sagen. Der Reiz am Voyeurismus ist auf jeden Fall gegeben, egal ob nun man ein Freund der dargestellten „härteren Gangart“ ist oder nicht. Man schaut in fremde Betten hinein, dieses Motiv funktioniert seit Geschichten erzählt werden. Die Charaktere sind stereotyp und eindimensional dargestellt. Heiligt der Erfolg die Mittel? Offenbar schon. Denn „Shades of Grey“ zu zerreißen, nur weil es trivial ist, wäre paradox. Denn gerade seine Geradlinigkeit und Trivialität machen seinen Erfolg aus. Und warum unbedingt die BDSM-Schiene? Entsprechend der allgegenwärtigen Sexualität in der Medienlandschaft bedurfte es einfach der nächsten Zündstufe um diesen kleinen Skandal zu entfachen.
Wenngleich mich die Story nicht tiefenwirksam angesprochen hat, so hat dieses Hörbuch jedoch eines geschafft: Es hat mich eine ganze Weile lang unterhalten, ohne dass es allzu langweilig war. Ob das allein jedoch genügt um auch den zweiten und dritten Teil zu hören, das muss ich mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Das mache ich, sobald ich wieder klar denken kann.