Der Trakt Hot
Hörbuch
Rückentext
Der Weg durch den nächtlichen Park, der Überfall – all das weiß sie noch, als sie aus dem Koma erwacht. Ihre Erinnerung ist völlig klar: Sie heißt Sibylle Aurich, ist 34 Jahre alt, lebt mit Mann und Kind in Regensburg. Sie scheint fast unversehrt. Und doch beginnt mit ihrem Erwachen eine alptraumhafte Suche nach sich selbst. Zwar hat Sibylle ihr Gedächtnis behalten, die Welt aber hat offenbar die Erinnerung an Sibylle verloren: Ihr Mann kennt sie nicht, von ihrem eigenen Hochzeitsfoto starrt ihr das Gesicht einer Fremden entgegen, und niemand hat je von ihrem Sohn Lukas gehört! Wurde er entführt? Hat er nie existiert? Und wem kann sie überhaupt noch trauen?Dieser Roman ist ein schrecklich raffiniertes Gedanken-Spiel mit dem Ich: Wir können an allem zweifeln, außer an der eigenen Identität – oder doch?
Hörspiegel-Meinung
Eine Junge Frau wacht in ominöser Klinik auf und man sagt ihr, dass der Sohn, den sie hat, nicht existiert. Die Frau entkommt, flieht nach Hause. Doch ihr Mann erkennt sie nicht. Er sagt, seine Frau sei vermisst. Aber ein Kind haben sie nicht. Und tatsächlich: Das Hochzeitsfoto im Haus zeigt ein anderes Gesicht an der Seite ihres Mannes. Sie muss erneut fliehen, als ihr Mann die Polizei ruft. Zusammen mit einer unbekannten Frau will sie das Rätsel um ihre eigene Entführung lüften und ihren Sohn wiederfinden. Doch sie wird von einem Unbekannten verfolgt.
Das ist – in kurzen Sätzen – der Plot von „Der Trakt“. Klingt erst einmal ganz spannend. Allerdings hat man als Hörer schnell eine Idee, wie des Rätsels Lösung sein könnte. Und sobald man die hat, bietet das Hörbuch ab der dritten CD kaum noch Spannung oder Überraschungen. Die Figuren erscheinen leblos, wie auf dem Konzeptpapier konstruiert. Ihre Dialoge wirken unauthentisch, die Handlungen und Überlegungen der Hauptfigur nahezu naiv und oberflächlich. Der Schreibstil ist durchzogen von unwichtigen Detailbeschreibungen, tiefer gehende Emotionen oder Motive, die über die erstbesten oberflächlichen Ideen hinaus gehen, gibt es nicht. Auch der Versuch, falsche Fährten zu legen, scheitert sang- und klanglos bei Hörern, die als eingefleischte Krimi- und Thrillerfans Leser-/Hörerkenntnisse in der Materie haben.
Tanja Geke hingegen ist eine gute Lesung gelungen. Sie kann ihre Stimme gut emotional einsetzen. Nicht so gelungen ist die Interpretation männlicher Charaktere oder älterer Personen. Das wirkt ein wenig wie „Iris Berben spielt bei Sketch-up einen Mann“. Aber andersgeschlechtliche Rollen zu sprechen und zu spielen ist sicherlich immer ein wenig undankbar. Tanja Geke löst das unterm Strich ganz gut, der größte Teil der Lesung ist super!
„Der Trakt“ von Arno Strobel mag nicht so recht Spannung aufkommen lassen. Die Story greift nicht, wenngleich der Auftakt rasant ist. Der Roman kränkelt an der Naivität und Oberflächlichkeit der Charaktere und der Unausgegorenheit des Hauptmotives. Die Interpretin Tanja Geke hingegen liefert eine solide Lesung ab.