Der Goldene Handschuh Hot
Nico Steckelberg
21. Februar 2016
Hörbuch
Autor(en) oder Hrsg.
Sprecher
Erscheinungsjahr
Format
CD
Anzahl Medien
5
Rückentext
Strunks schrecklicher Held heißt Fritz Honka – für in den siebziger Jahren aufgewachsene Deutsche der schwarze Mann ihrer Kindheit, ein Frauenmörder aus der untersten Unterschicht, der 1976 in einem spektakulären Prozess schaurige Berühmtheit erlangte. Mit erzählerischem Furor, historischer Genauigkeit und ungeheurem Mitgefühl zeichnet Heinz Strunk das Bild einer Welt, in der nicht nur der Täter gerichtsnotorisch war, sondern auch alle seine unglücklichen Opfer, die er aus der Hamburger 24h-Kaschemme Zum Goldenen Handschuh mitnahm. Hier treffen sich Arm und Reich zwischen Alkohol, Sex, Elend und Verbrechen: Menschen allesamt, bis zur letzten Stunde geschlagen mit dem Wunsch nach Glück.
Hörspiegel-Meinung
Nico Steckelberg
Story/Inhalt
9,0
Atmosphäre
10,0
Sprecher
10,0
Aufmachung
9,0
Gesamtwertung
9,5
Diesmal hat es mich voll erwischt. Nein, ich bin gesund, alles gut. Ich habe nur einen Fehler gemacht. Habe ein Hörbuch eingelegt, ohne den Rückentext gelesen zu haben. Das unterlasse ich oft bei Autoren, die ich mag, einfach um mich überraschen zu lassen. Und bei Heinz Strunk hätte ich vieles erwartet, aber nicht dies. Er schreibt eine Story über die Geistergestalten des Kietz. Natürlich in seiner unnachahmlichen Art. Aber trotzdem ist es anders als sonst. Der Hörer wird mittels einer Polizeibericht ähnlichen Beschreibung eines Leichenfundorts in die Geschichte eingeführt. Schon da dachte ich: Oh, schreibt der Heinzer jetzt auch Krimis?
Was dann folgt, ist ein Einblick in die schwärzesten Ecken, die die menschliche Seele zu bieten hat. Ich mag gar nicht beschreiben, was ich schlimmer fand: Den Ekel, die Entmenschlichung der Protagonisten oder der Gedanke, dass das alles vielleicht auch in Wirklichkeit passieren könnte?
Und dann der Blick auf den Rückentext: Das hier ist keine fiktive Geschichte! Den Serienkiller Fritz Honka gab es wirklich. Und Heinz Strunk hat die Realität beschrieben, so wie er sie sich in der Gedankenwelt des Mörders vorgestellt hat. Ich fasse es nicht! Wie schlimm ist das denn? Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Das macht diesen wortgewordenen Alptraum noch einmal um etliche Stufen schlimmer.
Was Heinz Strunk hier mit teilweise einfachen Worten und in seiner stets latenten Witzigkeit schafft, ist ganz große Erzählkunst. Er bringt uns einen Menschen persönlich näher, den wir nicht kennen wollen, dessen Gedanken uns abstoßen, dessen Handlungen völlig unverständlich sind. Doch Heinz Strunk macht jede Handlung nachvollziehbar. Und das ist das eigentlich Schlimme daran. Als Hörer wird man direkt in die Welt dieser Unterschicht-Kneipe namens „Goldener Handschuh“ hineingezogen, in der sich Fritz Honka seine Opfer gesucht hat: Alte, obdachlose, alkoholkranke, zur Prostitution neigende Frauen, die sich selbst schon lang aufgegeben haben und die für Schnaps und ein wenig Essen alles mit sich machen lassen. Es klingt wie London Whitechapel 1888, aber es ist Hamburg in den Siebzigern.
Ich ziehe meinen Hut vor Heinz Strunk und hasse ihn gleichzeitig dafür, dass ich diese Bilder und Gerüche nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Absolut empfehlenswert für alle, denen die hochglanzpolierten Krimis der Bestseller-Listen nur noch ein müdes Gähnen entlocken können. Aber: „Der Goldene Handschuh“ ist nichts für schwache Gemüter. Gestank, Gewalt, extreme Sexualität, Zwangsgedanken, Geisteskrankheit und ein Leben jenseits des sozialen Absturzes bilden hier eine wabernde Masse, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt, sobald sie sich einmal dort eingenistet hat. Genial geschrieben und vorgetragen vom Autor.
Was dann folgt, ist ein Einblick in die schwärzesten Ecken, die die menschliche Seele zu bieten hat. Ich mag gar nicht beschreiben, was ich schlimmer fand: Den Ekel, die Entmenschlichung der Protagonisten oder der Gedanke, dass das alles vielleicht auch in Wirklichkeit passieren könnte?
Und dann der Blick auf den Rückentext: Das hier ist keine fiktive Geschichte! Den Serienkiller Fritz Honka gab es wirklich. Und Heinz Strunk hat die Realität beschrieben, so wie er sie sich in der Gedankenwelt des Mörders vorgestellt hat. Ich fasse es nicht! Wie schlimm ist das denn? Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Das macht diesen wortgewordenen Alptraum noch einmal um etliche Stufen schlimmer.
Was Heinz Strunk hier mit teilweise einfachen Worten und in seiner stets latenten Witzigkeit schafft, ist ganz große Erzählkunst. Er bringt uns einen Menschen persönlich näher, den wir nicht kennen wollen, dessen Gedanken uns abstoßen, dessen Handlungen völlig unverständlich sind. Doch Heinz Strunk macht jede Handlung nachvollziehbar. Und das ist das eigentlich Schlimme daran. Als Hörer wird man direkt in die Welt dieser Unterschicht-Kneipe namens „Goldener Handschuh“ hineingezogen, in der sich Fritz Honka seine Opfer gesucht hat: Alte, obdachlose, alkoholkranke, zur Prostitution neigende Frauen, die sich selbst schon lang aufgegeben haben und die für Schnaps und ein wenig Essen alles mit sich machen lassen. Es klingt wie London Whitechapel 1888, aber es ist Hamburg in den Siebzigern.
Ich ziehe meinen Hut vor Heinz Strunk und hasse ihn gleichzeitig dafür, dass ich diese Bilder und Gerüche nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Absolut empfehlenswert für alle, denen die hochglanzpolierten Krimis der Bestseller-Listen nur noch ein müdes Gähnen entlocken können. Aber: „Der Goldene Handschuh“ ist nichts für schwache Gemüter. Gestank, Gewalt, extreme Sexualität, Zwangsgedanken, Geisteskrankheit und ein Leben jenseits des sozialen Absturzes bilden hier eine wabernde Masse, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt, sobald sie sich einmal dort eingenistet hat. Genial geschrieben und vorgetragen vom Autor.