Zorn Hot

Ein neuer Fall für Paul Hjemls Opcop-Gruppe, die noch geheime operative Einheit von Europol. Wirklich ein Fall? Arto Söderstedt zweifelt daran. Einiges deutet darauf hin, dass der plastische Chirurg sich nicht selbst erhängt hat. Kurz darauf wird ein „alter Bekannter“ aus den Zeiten der A-Gruppe, Viggo Norlander, Zeuge einer Schießerei in einer Stockholmer Wirtschaft. Der Hörer erhält aber noch zwei weitere Ebenen: Die Geschichte aus der Ich-Erzählersicht, die von Kannibalismus auf einer Gefangeneninsel handelt und sekundenlange Gänsehaut verursacht. Und die Ermittlungs-Berichte einer unbekannten Organisation über einen gewissen „W“.

Zunächst scheint nichts zusammen zu passen, doch als die Opcop-Gruppe ermittelt, stellt sich heraus, dass offenbar ein Serientäter seit längerem aktiv ist und es auf hochrangige Persönlichkeiten abgesehen hat, die den Kommunismus propagieren oder propagiert haben. All das in Verbindung mit Zitaten aus dem „Graf von Monte Christo“. Schlecht für Arto Söderstedt, denn er hat in jüngeren Jahren kommunistisch geprägte Artikel verfasst. Und scheinbar steht auch er auf der Deathlist des Kommunistenmörders. Das Besondere an diesem Fall: Der Showdown kommt viel zu früh! Und man fragt sich unweigerlich, was da noch kommen mag. Arne Dahl hält eine Überraschung parat und präsentiert einen Fall neben dem Fall, bei dem es Parallelen gibt, jedoch ein gänzlich anderes Motiv. Und einen anderen Täter. Die Jagd geht weiter. Zudem schafft es Dahl, seinen ersten Opcop-Fall „Gier“ in wesentlichen Handlungssträngen in diesen Fall mit einzubinden. Und am Ende passt wirklich alles zusammen. Enorm intelligent gestrickt!

Bei ersten Opcop-Fall habe ich Wolfram Kochs Lesung mit der von Till Hagen verglichen. Ich möchte dieses Hörbuch einmal ohne Vergleich bewerten. Kochs Lesung ist sehr angenehm, er hat bei „Zorn“ immer die richtige Geschwindigkeit und trifft die Betonungen gut. Der trockene Humor einiger Dialoge, der sich eher zwischen den Zeilen abspielt, könnte noch etwas stärker herausgearbeitet werden. Auch für die Bedrohlichkeit bleibt Koch in der einen oder anderen Situation stimmlich zu ruhig, da geht noch etwas mehr. Insgesamt finde ich die Lesung aber sehr rund und stimmig. Auch die Gastleser machen gute Jobs. Die Stellen von der Kannibaleninsel bzw. die Ermittlungsberichte wurden sehr passend gecastet!

Auf 7 CDs in einer Pappbox kommt der neue Fall daher und bietet beste Euro-Krimi-Unterhaltung. Empfehlenswert, den ersten Teil der Reihe zu kennen, aber das ist nicht zwingend notwendig.