Die schöne Kunst des Mordens Hot

„Dexter“ ist inzwischen – dank des großen Erfolges der Serie – zu einem richtigen Kult geworden. Alle Welt fiebert mit, wenn der gefühlskalte Blutspurenanalyst mit dem moralischen Ansatz nach und nach Serienkiller aus dem Weg räumt, die die Justiz nicht zu fassen bekommt. Alles hinter der Fassade des normalen Familienmenschen.

Die Verfilmung weicht allerdings in vielen Punkten von der Romanvorlagen von Jeff Lindsay ab. Nun erscheint das Hörbuch zum 4. Teil der Dexter-Romanserie. Wesentlicher Hauptunterschied ist „Der dunkle Passagier“, jener Teil von Dexters Bewusstsein, der ihm seinen mörderischen Instinkt in Dialogform beibringt.

Dexter Morgan und seine inzwischen Ehefrau Rita machen einen Ausflug nach Paris. Hier haben beide zum ersten Mal Berührungspunkte zu extremem Körperkult in Form von Selbstverstümmelung zu Kunstzwecken im Rahmen einer perversen Kunstausstellung. Verstört (Rita) und angeregt (Der dunkle Passagier in Dexter) kehren die beiden zurück nach Miami in ihren Alltag. Doch dann werden plötzlich Leichen gefunden, und Dexter wird als Experte für Blutspuren an den Ermittlungen beteiligt.

Ein begabter Mörder stellt seine Opfer – hübsch drapiert zu menschlichen Obstkörben und ähnlichem – für die Öffentlichkeit aus. Die im Anschluss veröffentlichten Werbevideobotschaften preisen „Das neue Miami“.

Die Ermittlungen führen Dexter und seine Schwester Deb zu einem Verdächtigen – und Debby wird niedergestochen. Dexter nimmt Rache – leider am Falschen. Dex hat ein Problem, denn schon sehr bald wird er selbst zum Interessenmittelpunkt des kunstbegabten Serienkillers.

„Die schöne Kunst des Mordens“ wird zu keinem Zeitpunkt langweilig. Jeff Lindsay hat ein Gespür für spannende Erzählweisen. Selten habe ich eine Romanserie mit so viel schwarzem Sarkasmus gelesen / gehört. Das muss man natürlich abkönnen, wenn man Dexter genießen möchte. Denn der vor Ironie strotzende Hauptdarsteller ist eben der nette Serienkiller von nebenan. Aber genau das macht den Erfolg der Serie aus!

Leider liest nicht mehr der bisherige Dexter-Stammsprecher Alexander Bandilla den vierten Dexter-Roman. Gero Wachholz übernimmt die ungekürzte Lesung. Er hat stellenweise – speziell bei den fies-sarkastischen Stellen – eine ähnlich gute Betonung. Doch an die geniale Interpretation von Bandilla kommt er nicht heran. Er liest bestimmte Sätze zu überspielt. Am besten ist er wenn er – wie Bandilla es getan hat und wie es laut Beschreibung in Dexters Innerem ebenfalls aussieht – zurückhaltend und kalt, dennoch humorvoll, analytisch, und interessiert interpretiert. Ja, diese Mischung geht. Bandilla hat es vorgemacht, Wachholz bekommt es teilweise hin, teilweise auch nicht.

Ein großes Lob an Radioropa Hörbuch, die den Roman nicht (wie oft in anderen Verlagen üblich) gekürzt haben, sondern die ungekürzte Komplettlesung auf 9 Audio-CDs ermöglichen. Als Schmankerl gibt es – wie üblich bei Radioropa – eine MP3-CD im DAISY-Format mit dem gesamten Hörbuch auf einer CD dazu. Super!